Kurz & mehrsprachig: Hollabrunner erzählt Österreichs Skigeschichte

Der Hollabrunner Skihistoriker Arno Klien blättert in seinem neuen Buch "Aspekte der Entwicklung einer österreichischen Skikultur".
Wer wissen will, wie sich das Skilaufen verbreitet und entwickelt hat, der kennt im Bezirk Hollabrunn eine Adresse: Arno Klien gilt als Skihistoriker - und zwar weit über die Grenzen des Landes hinaus. "China wollte ein Buch über die Weltgeschichte des Skilaufs veröffentlichen, haben sie mich gebeten, den Teil über Österreich zu übernehmen", schildert der Hollabrunner, der im Mai seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, wie es zu seinem neuen Buch gekommen ist.
Klien recherchierte, trug Bilder zusammen und beschrieb sie. Nach dem Abgabetermin hieß es dann von chinesischer Seite "Sorry". Zu viele hatten nicht geliefert, das Projekt war gestorben. Nicht für Klien. "Ich bin dann da gestanden, nach viel Arbeit und hab' mir gedacht: Dann mach' ich's selber." Das fertige Werk nennt sich "Aspekte der Entwicklung der österreichischen Skikultur". Eine Besonderheit: Es ist fünfsprachig. "Aufgrund meiner Kontakte in Länder mit starker Skihistorie", erklärt der ehemalige Gymnasiallehrer. Neben Deutsch sind seine Ausführungen auch in tschechischer, japanischer, englischer und chinesischer Sprache zu lesen.
10.000 Jahre alte Höhlenmalerei
"Die Herausforderung war auf engem Raum den Bogen weit zu spannen, trotzdem lesbar und aktuell zu bleiben", so der Autor über seine Zusammenschau über die Entwicklung des Skilaufs. Der geografische Mittelpunkt Asiens, der Altai, spielt in Kliens Erzählungen eine wichtige Rolle, denn dort wurden Höhlenmalereien gefunden, die etwa 10.000 Jahre alt sind und Menschen auf Skiern zeigen. Ein erstes Bild, auf dem ein Österreicher mit Skiern zu sehen ist, stammt aus dem Jahr 1549 und ist ebenfalls in Kliens Buch beschrieben.

Der 85-jährige Hollabrunner Arno Klien ist Skihistoriker und packte sein Wissen nun in ein fünfsprachiges Buch.
Skipionier Mathias Zdarsky wurde 1856 in Tschechien geboren und schrieb später in Niederösterreich Skigeschichte. Lilienfeld gilt als Geburtsort des modernen Alpinskilaufs in Österreich. Theodor Edler von Lerch, ein überzeugter Zdarsky-Schüler, brachte den Skilauf nachhaltig nach Japan. Und so schließt sich der Kreis der sprachlichen Vielfalt von Arno Kliens Buch.
Vielfältig sind auch die Vorwörter, derer sind sind es ebenfalls fünf: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, bezeichnet Kliens Buch als wahren Schatz und als "Glückstreffer für die österreichische Skifahrernation, dass sich einer der profiliertesten Skihistoriker des Landes diesem Thema gestellt hat". Für Jiří Šitler, Botschafter der Tschechischen Republik, ist es "mehr als eine Chronik der Skikultur".

"Meine kleine Bibliothek." Arno Klien zeigt seine gesammelten Werke.
Der Ehrenpräsident von Interski International, Erich Melmer, dankt Klien in seinem Vorwort für den fast lebenslangen Einsatz für den Skilauf. Der Universitätsprofessor Takazumi Fukuaka steuerte das Vorwort aus Japan bei, in dem er seinen Respekt für Arno Klien "als einen der Schneesportforscher" ausdrückte. Anerkennende Worte aus China kamen von der "grauen Eminenz des Skilaufs", wie Klien seinen langjährigen Freund Shan Zhaojian bezeichnet.
Klien beschreibt die verschiedenen Techniken des Skilaufs und ist beeindruckt, dass das "was Zdarsky damals verschriftlicht hat" noch heute gilt: "Es gibt einen Fahr- und einen Stemm-Ski", erklärt der Hollabrunner, der seit Kindesbeinen an selbst auf Skiern steht. Eine Zwangspause musste er einlegen, als er im Vorjahr ein neues Knie bekam, doch sobald alles verheilt war, war der Hollabrunner schon wieder auf der Piste zu finden. "Ich hab die Nuancen des Skilaufs alle durchgemacht", schmunzelt er - immerhin sei er ja so früh geboren.

Bei einem Video aus dem Jahr 1956, das sein Vater gedreht hat, kommen bei Arno Klien viele Erinnerungen hoch, als er den "Oraberg" in Oberfellabrunn "owe kurvt" ist.
Er selbst hat das Skifahren direkt in Hollabrunn erlernt, damals gab's noch genug Schnee. Später ging es auf den "Oraberg" nach Oberfellabrunn, einer Katastralgemeinde der Bezirkshauptstadt. Klien erinnert sich noch ganz genau: "Am Samstag um 13 Uhr sind wir mit dem Bus der Druckerei Jordan raus gefahren." Die Erinnerung ist auch deswegen so klar, weil sein Vater eine dieser Tage mitgefilmt hat. Das Video in schwarz-weiß zeigt der 85-Jährige beim KURIER-Besuch gern her. "Aufe trett'ln und owe wed'ln", kommentiert der Skihistoriker die Bilder. Lift gab es dort, wo heute Kirschbäume blühen, freilich keinen. Was auffällt: Der ganze Ort war auf der Piste - entweder selbst als Skifahrer oder als Zuseher. Stolz ist Klien, dass er skihistorische Filme ab dem Jahr 1910 hat, "a kostbare G'schicht".
Buchcover, das "sonst keiner hat"
In "Aspekte der Entwicklung einer österreichischen Skikultur" liegt zwar der Fokus auf der Vergangenheit, der Autor gab aber auch einen Ausblick auf die Zukunft: Wie wird sich der Skitourismus in Bezug auf die steigenden Temperaturen entwickeln? Welche Probleme bringt die Beschneiung?
Stolz ist Arno Klien übrigens auf das Buchcover: Es zeigt ein Bild von Rolf Bakalla von der "1. Sportbahn" in Kitzbühel. Auf der Rückseite ist ein Werk von Emma Bormann aus dem Jahr 1922. "Das hat sonst niemand", so der Hollabrunner. Es trägt den Titel "Schlusswort" und ist ein Holzschnitt aus ihrem Skibuch. Das violett des Schals des Skifahrers gibt das violett des Einbands vor.
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