Krisenzeiten beschleunigen Zug aufs Land

Krisenzeiten beschleunigen Zug aufs Land
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nach Immobilien im Waldviertel weiter verstärkt. Vor allem Jüngere planen ihre Zukunft auf dem Land.

Der Wunsch, dass die eigenen Kinder eine sichere Zukunft genießen können, begleitet wohl alle Eltern. Noch einmal verstärkt dürfte dieser Gedanke derzeit durch Finanz-, Gesundheits- oder Flüchtlingskrisen werden, wie es die Initiative „Wohnen im Waldviertel“ bemerkt. Denn die Region und die Immobilien dort sind seit dem Start der Pandemie deutlich stärker gefragt als zuvor.

Das nördlichste Viertel zählt aktuell 215.700 Personen mit Hauptwohnsitz sowie 50.700 mit Nebenwohnsitz. Der Trend, in diese Gegend zu ziehen und auch dort zu arbeiten habe sich aber bereits vor der Pandemie abgezeichnet, sagt Regionalentwickler Josef Wallenberger. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen würden die Menschen erkennen, welch hohe Lebensqualität das Waldviertel biete, zum anderen spielen eben Sicherheit und Übersichtlichkeit eine Rolle dafür, wo die Kinder aufwachsen sollen.

Wer will in den Norden?

Für Wallenberger ist der Eindruck, den viele Menschen vom Waldviertel hätten, nicht mehr zeitgemäß. „Wer zieht nun hierher?“, fragt er. „Da möchte ich alte Bilder zertrümmern: Wer zieht weg? Die Jungen. Wer zieht her? Die Alten. Das stimmt absolut nicht mehr.“

Die stärkste Gruppe, die zuzieht, ist zwischen 20 und 34 Jahre alt, viele von ihnen haben Kinder. Für die Gemeinden ist das natürlich ein Vorteil, denn Zuzügler beleben die Orte, nutzen die Infrastruktur und sind zudem potenzielle neue Arbeitskräfte für regionale Betriebe.

Beliebtes Homeoffice

Ein weiterer Trend, den Corona mit sich gebracht hat, ist das Homeoffice. Dadurch wird das Leben am Land zusätzlich attraktiv. Viele können sich auf diese Art nicht nur Lebenszeit beim Pendeln sparen, sondern auch Spritkosten.

Expertinnen und Experten rechnen damit, dass diese Entwicklung bleibt. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Raiffeisen Immobilien vom März 2022 wünschen sich drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher mit Homeoffice-Erfahrung die Möglichkeit, auch nach Pandemie-Ende weiterhin zumindest teilweise von zu Hause aus zu arbeiten.

Der Immobilienboom hat jedoch nicht nur Vorteile für die Region, denn dieser habe zu einer deutlichen Verknappung des Angebots geführt, führt Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland aus: „Der Markt ist ausgetrocknet, gebrauchte Immobilien in gutem Zustand sind nur schwer zu bekommen. Und wenn, dann sind sie nicht lange auf dem Markt.“ Er rät Eigentümern solcher Objekte, die nicht benötigt werden, zu verkaufen.

Wie stark sich die Pandemie auf den Zuzug ausgewirkt hat, weiß man derzeit noch gar nicht. Zwischen 2009 und 2020 haben 58.500 Personen im Waldviertel ihren Hauptwohnsitz begründet. Der „Turbo Corona“ ist dabei noch gar nicht eingerechnet.

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