Klimawandel lässt auch den Naturschatz Urwald nicht unberührt

Interessante neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Urwald beim Dürrenstein
Im Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein mit dem Urwald Rothwald findet die Forschung seit der Eiszeit gewachsene Böden vor. Ein unbezahlbarer Fundus.

Würzige, frische Waldluft, samtiger, moosiger Boden, mächtige, uralte Bäume und riesige, mit Schwämmen bewachsene Totholzstämme, die sich schon mehr als ein Jahrhundert gegen das Vermodern wehren: Das sind spontane Eindrücke beim ersten Besuch des Rothwalds, des größten Urwalds Österreichs und des gesamten Alpenbogens.

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Klimawandel lässt auch den Naturschatz Urwald nicht unberührt

Der kostbare 400 Hektar große Schatz im Wildnisgebiet Dürrensteins im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet wurde von Naturgewalten seit der letzten Eiszeit geformt und erfährt vermutlich derzeit auch durch den Klimawandel neue Aspekte einer Transformation.

Weltnaturerbe

Über Millionen von Jahren nie von Menschen bearbeitet, ist der Rothwald das Herz des Wildnisgebiets, das vor sechs Jahren zu Österreichs erstem UNESCO-Weltnaturerbe Österreichs geadelt wurde. Lediglich knapp über 200 derartige Naturreservate, wie das Great Barrier Reef oder der Yellowstone Park finden sich auf dieser Liste. Diese Einzigartigkeit und der Wert dieses Gebiets werde in der Region wohl noch immer zu wenig geschätzt, sind Christoph Leditznig, der Geschäftsführer des Wildnisgebiets Dürrenstein und der Naturvermittler Reinhard Pekny im Rahmen einer der seltenen Urwald-Exkursionen überzeugt.

Klimawandel lässt auch den Naturschatz Urwald nicht unberührt

ISTA-Präsident Hetzer (l.), LH-Stellvertreter Pernkopf (M.), Naturvermittler Pekny

Vor 20 Jahren wurde auf niederösterreichischem Gebiet nach Verhandlungen mit den Bundesforsten und der damaligen Forstverwaltung Rothschild als Grundbesitzer das geschützte Wildnisgebiet gegründet. 2021 gelang die Verdoppelung auf der steirischen Seite auf nunmehr 7.000 Hektar Waldgebiet.

Klimawandel lässt auch den Naturschatz Urwald nicht unberührt

Wissenschaft

„Wir haben da nicht nur ein wertvolles Naturjuwel, sondern auch einen Hotspot für die Wissenschaft“, erklärt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf in der Runde von Exkursionsteilnehmern, wie dem ISTA-Präsidenten Martin Hetzer oder dem Rektor der Kremser Universität für Weiterbildung Friedrich Faulhammer.

„Der unberührte Urwald gewährt uns Blicke durch ein Zeitfenster in längst vergangene Jahrhunderte“, ist der Mikrobiologe Hetzer beeindruckt. Begeisterung, die der Ranger Pekny zu schüren vermag, wenn er über Naturphänomene im Urwald schwärmt. Etwa über Pilzmyzele, die in nur einem Kubikmeter Urwaldboden Hunderte Kilometer lange Informationsnetze spinnen. „Mit keinem Geld der Welt könnte ein Kubikmeter Urwaldboden bezahlt werden, so unwiederbringlich ist er“, so Pekny.

Veränderung

Klar wird bei der Exkursion auch, dass der Klimawandel auch im Wildnisgebiet bereits Spuren hinterlässt. Im Winter spät fallende Nassschneefrachten in unglaublichen Mengen knicken massenhaft Jungbäume, die hier ohnehin nur sehr langsam wachsen. Vier katastrophale Jahrhundertstürme in den vergangenen 30 Jahren rissen auch in den Wildniswald riesige Löcher und trockene Bachbeete im Urwald sind Botschafter des Wassermangels.

Urwaldgeschichte

Ein Besitzstreit der Klöster Admont und Gaming um das Rothwaldgebiet ab dem 14. Jahrhundert verhinderte Schlägerung im heutigen Urwaldgebiet. Als späterer Eigentümer verfügte Albert Rothschild ab 1875 den
absoluten Schutz des Rothwalds.

Das Wildnisgebiet wurde in NÖ vor 20 Jahren mit 3.500 ha beschlossen und 2021 in der Steiermark mit weiteren 3.500 ha verdoppelt. Erweiterungen werden bereits wieder verhandelt.

Für die Forschung ist das 400 ha große unberührte Urwaldgebiet von großem Wert. 2021 wurde
in Lunz das Haus der Wildnis als Basis für touristische Nutzung, Weiterbildung und Schulen und als Stützpunkt  für die Wissenschaft eröffnet.

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