Plötzlich sind sie da, sausen über den Waldweg, mustern die Besucher mit einem kurzen Blick und setzen dann ihren Weg fort. Die Wildschweine, die derzeit auch Nachwuchs haben, sind die berühmtesten Bewohner, aber nicht die einzige Attraktion im Naturpark Sparbach, dem ältesten Österreichs. Man lädt nicht nur ein, diese Naturoase im Wienerwald zu besuchen und zu erleben, sondern will auch Wissen vermitteln – vor allem zum Thema Klimawandel.
Die Anfänge Fürst Johann I. von Liechtenstein erwarb 1808 das Gut Johannstein-Sparbach. Um das 1810 erbaute Schloss entstand ab 1812 ein Tiergarten mit Kunstruinen im Sinne der Romantik.
Der Naturpark Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Tiergarten zerstört. Auf Initiative der NÖ Landesregierung und der Fürstlichen Lichtenstein’schen Verwaltung entstand der erste Naturpark Österreich, der am 29. Juni 1962 eröffnet wurde. Heute umfasst das Areal 355 Hektar. Attraktionen sind die frei laufenden Wildschweine, Baumriesen wie die Fürstenföhre, ein Abenteuerspielplatz und romantische Ruinen. www.naturpark-sparbach.at
Wald als Klassenzimmer
Diese Woche wuselten nicht nur Wildschweine durch den Park, sondern auch besonders viele Kinder. Anlass war ein Aktionstag unter dem Motto „Landschaften voller HaZweiO“. Mit dabei natürlich die Volksschule Hinterbrühl, die schon seit 2016 offizielle Naturpark-Schule ist. Der Wald wurde zum Klassenzimmer, wo die Bedeutung des Waldbodens als Wasserspeicher begreifbar gemacht, kleine Wasserlebewesen mit Kescher erforscht und Wasser aus unterschiedlichen Quellen verkostet wurde. Auch wenn man es kaum glauben mag – man schmeckt den Unterschied.
Landesrätin Susanne Rosenkranz besuchte anlässlich des Aktionstages den Naturpark
„Die Kinder der Naturparkschulen sind die besten Umwelt- und Naturschutzbotschafter, die wir haben können“, meinte Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) bei ihrem Besuch. Insgesamt hatten 29 Bildungseinrichtungen Aktionen in NÖ-Naturparken geplant, bei denen über 1.000 Kinder und Jugendliche ihr Wissen vertiefen konnten. Es geht aber um reine Wissensvermittlung hinaus. Vielmehr sollen Menschen für die Schönheit und Verletzlichkeit der Wasserlebensräume sensibilisiert werden, so Susanne Käfer vom Naturpark.
Der Naturpark bietet viele Möglichkeiten für Wanderer
Wald im Klimawandel
Sensibilisieren will man auch für den Klimawandel. Denn so idyllisch der Wienerwald scheint, „die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits deutlich und sichtbar zu spüren“, sagt Oberförster Thomas Rupp. „Zahlreiche Baumarten, wie Rotbuche, Schwarz- und Weißkiefer oder auch Esche und Fichte geraten durch Witterungsextreme wie Hitze und lang anhaltende Trockenheit unter Stress und sind für Krankheiten wie auch für schädliche Insekten ein gefundenes Fressen“, erklärt der Experte.
Um diese Entwicklung und die Rolle der Wälder zu vermitteln, hat der Naturpark Sparbach die „KlimaSCHAUplätze“ geschaffen. Auf einem neuen Rundweg wird mit neun interaktiven Stationen auf spielerische und informative Weise gezeigt, wie sich der Klimawandel in unseren Wäldern bemerkbar macht. Tatjana von Lattorff, Prinzessin von und zu Liechtenstein, meinte dazu: „Wenn wir an die Zukunft denken, dann denken wir nicht in Jahren oder Jahrzehnten – sondern in Generationen. Darum ist es so wichtig, Kinder und Jugendliche mit solchen Bildungsprojekten zu erreichen.“ Begleitend zum drei Kilometer langen Rundweg wird eine App mit zusätzlichen Informationen und Challenges angeboten. Um „Klimabildung für eine zukunftsfitte Generation zugänglich zu machen.“
Neun KlimaSCHAUplätze gibt es am neuen Rundweg zu erkunden
Im Naturpark werden aktuell auch klimafitte Baumarten wie Eiche, Lärche, Douglasie und Tanne aufgeforstet. „Der Großteil der Waldverjüngung findet allerdings auf natürlichem Wege statt. Unser Ziel ist eine bunte Palette an Baumarten. Die Anlage von Kleinstbiotopen zur Verbesserung des Mikroklimas im Wald und als zusätzlichen Lebensraum für Wasserlebewesen führen wir im Naturpark ebenso schon seit Jahren durch. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesen Maßnahmen auch in Zukunft einen gesunden, vielfältigen und widerstandsfähigen Wienerwald haben werde“ meint Oberförster Rupp.
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