Kein Kirtag, keine Existenzgrundlage

Waren der „Geschirrwelt Thomas“ gibt es momentan nur online
Auf eine verlorene Saison 2020 folgt für die niederösterreichischen Marktfahrer gleich die nächste.

„Letztendlich ist die Situation existenzbedrohend“, mit diesen klaren Worten fasst Armin Klauser die Lage seiner knapp 500 Mitglieder, denen er als Gremialgeschäftsführer der Sparte Markt-, Straßen- und Wanderhandel in der Wirtschaftskammer NÖ vorsteht, zusammen.

Wie existenzbedrohend, das zeigt sich am Beispiel von Ernst Barth aus Neustadtl an der Donau (Bezirk Amstetten). Mit dem Marktstand seiner Firma „Schnabel Hüte“ war er früher auf 260 Märkten und Kirtagen unterwegs, im Vorjahr waren es gerade einmal 30 oder 40. „Dort habe ich aber auch nur knapp ein Drittel des sonstigen Umsatzes gemacht“, schildert Barth die traurige Bilanz der vergangenen Markt-Saison. Sein Leben finanziert er durch Erspartes, da sein Umsatz um 94 Prozent eingebrochen ist. Ein Verlust, den auch kein Online-Shop wettmachen kann.

Onlineshop

Ein ähnliches Schicksal hat auch Monika und Thomas Widl aus Schwechat ereilt. Normalerweise würden sie mit ihrem Geschirrverkauf 160 Jahrmärkte und Kirtage besuchen, doch momentan darf nicht einmal ihr fixer Verkaufsstand am Wiener Viktor Adler Markt geöffnet haben. Auf Verständnis trifft das bei der Chefin keineswegs: „Die Lebensmittelstände dürfen öffnen, doch obwohl wir genauso draußen stehen, dürfen wir nicht verkaufen.“ Mit ihrem Onlineshop hält sich das Ehepaar über Wasser, die immer gravierenderen Umsatzverluste können so aber nicht wettgemacht werden.

Kein Kirtag, keine Existenzgrundlage

Zwar habe mit April die neue Saison begonnen, diese wird von den Marktfahrern aber bereits jetzt als verloren eingestuft. „Vor allem große Märkte, die Vorlaufzeit benötigen, haben sich gegen Veranstaltungen entschieden. Die Absagen reichen jetzt schon bis in den Sommer hinein“, zeigt sich Klauser betrübt. „Die staatlichen Hilfen können den wirtschaftlichen Ausfall nicht abfedern. Das Einzige, das uns bleibt, ist, den Blick nach vorne zu richten und zu hoffen, dass die Gemeinden so schnell als möglich wieder Märkte veranstalten.“ Diese Hoffnung hätte man auch im Sommer des Vorjahres gehabt – vergebens. „Es wäre rechtlich möglich gewesen, Märkte abzuhalten. Doch vielen Veranstaltern fehlte der Mut, keiner wollte für den nächsten Cluster verantwortlich sein“, sagt Klauser.

Marktfahrer Ernst Barth sieht nun die Politik in der Pflicht, um die Branche zu retten: „Öffnungen müssen genauso verkündet werden, wie es bei Schließungen der Fall ist. Gemeinden muss die Angst genommen werden, damit wieder Märkte stattfinden können“, fordert der Hutverkäufer.

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