Liebe, Wut & Slapstick: Karl-Theater setzt heuer auf Tschechow

Laienschauspieler bringen Tschechows "Der Bär" und "Der Heiratsantrag" auf die Bühne
Obmann und Regisseur Karl Rittler bringt zwei kurze Klassiker der Weltliteratur auf die Bühne.

Seine Werke gelten als Weltliteratur, viele haben seine Geschichten schon in der Schule gelesen - nun bringt das Karl-Theater Gießhübl zwei Einakter von Anton Tschechow auf die Bühne.

Am 10. Oktober feiern die Stücke "Der Bär" und "Der Heiratsantrag" im Arbeiterkammer-Saal in Mödling Premiere. Obmann und Regisseur Karl Rittler hat sich dabei ganz bewusst für die Inszenierung eines russischen Klassikers entschieden. Er sei kein Freund von "Cancel Culture", sagt er, und möchte unvoreingenommen Werke der Weltliteratur präsentieren. Die Liebe Rittlers zu russischer Literatur hat der befreundete Regisseur Anatoli Gluchov entfacht, mit dem er bereits 2016 Tschechows "Der Kirschgarten" inszeniert hat.

Liebeswirren

Und so kann das Publikum ab Freitag zusehen, wie sich die Witwe Popowa und der Gläubiger Smirnow in die Haare bekommen und sich Natalja und Junggeselle Lomow über einen Heiratsantrag streiten.

Amateurdarsteller des Karl-Theater spielen Stücke von Tschechow

Heuer stehen zwei Einakter von Tschechow am Programm

Dabei dürfen sich die Darsteller und Mitglieder des mittlerweile sehr professionellen Amateurtheaters über eine neue Schauspielerin in ihrem Team freuen. Als Witwe Popowa wird nämlich Afruz Mashadi, geboren im Iran, erstmals auf der Bühne des Karl-Theaters stehen. Erste Erfahrung sammelte Mashadi im Volkstheater, in einem Stück über Migration. Insgesamt sorgen sechs Darsteller des Ensembles für 90 Minuten Unterhaltung.

Russische Literatur - und heimische Musik

"Das Publikum darf sich auf gehobene Unterhaltung mit tieferem Sinn freuen", erklärt Rittler. Viele würden Tschechow für langweilig halten, doch die beiden Einakter "stammen aus seiner früheren Zeit, um die 30. Da war er noch unbeschwerter", erzählt der Obmann. Tschechow selbst bezeichnete die Einakter als "Scherz", also Groteske.

Mit Witz und Humor karikierte er die russische Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Dabei hat Rittler die Handlung bewusst in Russland angesiedelt gelassen, bei der Musik setzt er aber - als Kontrast - auf österreichische Schlager. Es darf also gelacht werden.

450 Aufführungen

Das Amateurtheater, das weit über die Grenzen des Bezirk Mödling hinaus bekannt ist, feiert heuer das 45-jährige Jubiläum und blickt auf 55 Produktionen, knapp 450 Aufführungen und 120 Darsteller sowie ein Pferd auf der Bühne zurück. 53.000 Zuseher konnten begeistert werden.

Eine beachtliche Leistung, immerhin wurde die Truppe 1980 "mit acht, neun Leuten" gegründet, wie Vize-Obmann Herbert Knopf einst erzählte. Das allererste Stück, „Die zwei Halbschönen“ von Franz Rieder, wurde fast ohne Kulissen aufgeführt.

Obmann Karl Rittler aus Gießhübl hatte zuvor den Traum gehabt, eine Theatertruppe aus der Taufe zu heben. 100 Interessierte sahen die zwei Vorstellungen, sechs Monate später wurde der Verein „Karl-Theater“ gegründet. Aktuell bringen sich rund 40 Mitglieder aktiv bei den Stücken ein. Auch Laienschauspieler der ersten Stunde sind noch dabei.

Professionelles Hobby

Über die Jahre professionalisierte sich das Team zunehmend, absolvierte in Eigenregie Schauspielkurse oder lernte Bühnenbilder zu bauen. Dennoch bleibt es ein Hobby, Geld verdienen die Mitglieder nicht damit.

Während die "alten Hasen" sehr aktiv sind, würde sich das Karl-Theater aber über Nachwuchs freuen. "Vor allem Leute um die 20", verrät Knopf. Interessierte können sich unter obmann@karl-theater.at melden.

"Der Bär " und "Der Heiratsantrag" werden von 10. bis 25. Oktober gezeigt. Die acht Aufführungen finden Freitag und Samstag sowie Donnerstag 23.10. jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag 19.10. um 17 Uhr im Arbeiterkammersaal Mödling statt. Karl-Theater Info-Telefon: 0664/797 11 09. Tickets bei allen Ö-Ticket-Verkaufsstellen, an der Abendkassa oder unter: www.oeticket.com

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