Kapellmeister für 20.000 Blasmusikanten und die eigene Stadtmusikkapelle

Manfred Hirtenlehner beim Dirigat des Gesamtspiels.
Es ist eine musikalische Hochschaubahn, wie sie wohl nur wenige Dirigenten innerhalb einer Woche erleben dürfen. Beim riesigen Festival "Woodstock der Blasmusik“ im oberösterreichischen Innviertel dirigierte der Ybbstaler Manfred Hirtenlehner beim traditionellen Gesamtspiel eine 20.000-köpfige Musikanten-Schar. Eine Woche später, gibt er beim morgigen Konviktgartenkonzert (10 Uhr) als Kapellmeister "seiner“ Stadtmusikkapelle Waidhofen an der Ybbs das Tempo vor.
Zum dritten Mal leitete Hirtenlehner das Woodstock-Spektakel. „Die Gänsehaut zieht es mir aber noch immer auf“, gesteht er. So wie wohl auch vielen der 20.000 Blasmusiker und Blasmusikerinnen, die für ein harmonischen Mega-Klangspiel sorgten, das alljährlich von Medien aus aller Welt als Kuriosum beklatscht wird.
Keine Proben
"Es ist wieder ganz gut gelaufen. Man muss bedenken, dass die Umsetzung ohne Proben live passiert“, urteilt Hirtenlehner. Ein wichtiges Element, damit die Show gelingt, seien die Noten, die die Woodstock-Organisation über die geplanten Stücke im Vorfeld auflegt, ist er überzeugt. „Es funktioniert, wenn die Mitspieler die Stücke kennen“.

Hirtenlehner als Kapellmeister der Stadtmusikkapelle Waidhofen/Ybbs.
Er selbst versuche, allein auf der Hauptbühne stehend, sich nicht von der Kulisse einschüchtern zu lassen. "Volle Konzentration. Ich bin da in einem Tunnel“, beschreibt er sein Dirigat von 20.000 nach Leibeskräften drauflosspielenden Musikanten.
Infield-Dirigenten
Zeitgleiches Spiel ist das wichtigste, sogenannte "Infield-Dirigenten“, die sich unter den Musikern in der Masse befinden, helfen beim Beibehalten des Tempos und der Dynamik mit. Kommuniziert wird in diesem einzigartigen Freiluft-Konzertareal nicht über Funk und Headsets, sondern rein über Blickkontakt. "Jede Verzögerung muss vermieden werden, damit wir tempomäßig nicht umschmeißen. Prinzipiell versuchen wir, bei jeder Aufführung dazuzulernen“, so der Musik-Allrounder.
Event-Firma
Im Woodstock-Getriebe, das ganzjährig rund 60 Fixangestellte am Laufen halten, ist Hirtenlehner seit 2021 dabei. Seit dem sechsten Lebensjahr der Musik verbunden, ist er ausgebildeter Orchesterleiter, Multiinstrumentalist, Mitglied etlicher Formationen und seit 2015 auch Kapellmeister in Waidhofen/Ybbs.

In der Firma Woodstock ist er für den Musiknotenverlag, die CD-Veröffentlichungen unter dem Woodstock-Label, für Musikarrangements und eben auch für die Aufbereitung des Gesamtspiels verantwortlich. In der Woodstock-Academy gibt Hirtenlehner Dirigierunterricht.
Abstimmung
Heuer musste er Noten für 15 Stimmen und erstmals sechs Titel fürs Gesamtspiel vorbereiten. Was gespielt wird, suchen die Blasmusikfans selbst per Abstimmung aus. Woodstock-Klassiker wie "Ein Leben lang“ von Fäaschtbänkler oder "Eine letzte Runde“ von Markus Nentwich sowie "Von Freund zu Freund“ von Martin Scharnagl oder die Schunkelpolka "Böhmische Liebe“ von Matthias Rauch gabs heuer zu hören. Als den gewünschten Ö3-Radio-Song machte Hirtenlehner den Opus-Evergreen „It’s my Life“ für das 20.000-köpfige Orchester spielbar.
Es sei einfach "lässig“ Teil dieses gigantischen friedfertigen Festivals, das heuer 100.000 Besucher zählte, zu sein, erfreut sich Hirtenlehner an seiner Arbeit.
Konzert im Konviktgarten
Eine Freude, die wohl auch beim morgigen Konzert und Frühschoppen im Waidhofner Konviktgarten spürbar wird. Gut möglich dass dort auch der Marsch "Marinarella“ von Julius Fučík zu hören sein wird. Diese Stück beschreibe sein Leben am besten, ließ der Kapellmeister einmal wissen.
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