Zum Kaffee gibt es Kardinalschnitte im Gemeindeamt Au am Leithaberge. „Ein Geschenk. Unsere Bürger sind so nett“, strahlt Reka Fekete. Man kennt einander in der kleinen Ortschaft an der burgenländischen Grenze im Bezirk Bruck an der Leitha. „Das Gemeinschaftsgefühl ist hier sehr stark“, sagt die Bürgermeisterin.
Seit rund einem Jahr ist die 34-Jährige erstes weibliches Gemeindeoberhaupt – und erste ÖVP-Chefin. Ob Alter oder Geschlecht für Diskussionen gesorgt haben? „Überhaupt nicht. Überraschenderweise. Ich hätte eigentlich damit gerechnet“, gibt sie offen zu. Offenheit, Transparenz und Zusammenarbeit seien auch zentrale Themen ihrer Amtszeit, betont Reka Fekete. Das habe mit ihrem Vorgänger als Bürgermeister zu tun, der diese Qualitäten vermissen habe lassen, sagt sie. Aber auch mit ihrer Familiengeschichte.
Reka Fekete war zwei Jahre alt, als sie mit ihren Eltern aus ihrer Heimat Siebenbürgen nach Österreich kam. „Die beiden haben alles aufgegeben, um dem dortigen politischen System zu entkommen. Das ist auch der Grund, warum ich bei Ungerechtigkeit null Toleranz kenne.“
"Ich will mitgestalten"
Als Vorbild für Österreicher mit Migrationshintergrund sieht sich die Bürgermeisterin nicht wirklich. „Weil ich hier aufgewachsen bin und mich als Österreicherin fühle.“ Verbundenheit zu ihrem Geburtsland verspüre sie aber dennoch. In Au am Leithaberge hat sie ihre neue Heimat gefunden. Schon früh half Fekete ehrenamtlich in örtlichen Vereinen. So wurde auch die Volkspartei auf sie aufmerksam. „Man hat mich gefragt, ob ich mich politisch engagieren möchte, und ich habe sofort zugesagt, weil es genau das ist, was ich tun will“, sagt sie: „Mitgestalten.“ Das durfte sie rasch. 2015 wurde sie in den Gemeinderat gewählt, 2020 in den Gemeindevorstand.
Als es nach politischen Differenzen 2022 zu Neuwahlen kam, holte sich die Volkspartei unter Feketes Führung die Mehrheit von der bis dahin regierenden Bürgerliste ZUM. Seither ist viel geschehen. „Wir haben zum Beispiel das Freibad wiedereröffnet, das jahrelang geschlossen war. Weil es ein wichtiger sozialer Treffpunkt ist“, berichtet die Bürgermeisterin.
Und weil in einer kleinen Ortschaft alle zusammenhelfen, ist sie schon auch einmal als Vertretung für den örtlichen Bademeister anzutreffen. „Ich habe aber auch schon Unkraut gejätet“, erzählt sie lachend. Als Chefin einer Kleingemeinde sei man für vieles selbst verantwortlich. „Es gibt keine Referatsleiter für einzelne Themenbereiche. Ich muss in allen Bereichen fit sein.“ Auch im Sekretariat springt sie ein, wenn nötig. „Es kommt also vor, dass man gleich direkt mich erreicht, wenn man am Gemeindeamt anruft“, sagt sie und schmunzelt.
Landespolitik als Ziel
Zeit mit der Familie sei dadurch rarer geworden, gibt Reka Fekete zu. „Früher habe ich am Abend Belletristik gelesen, heute lese ich Gesetzestexte.“ Dank der Unterstützung ihres Ehemannes sei die Betreuung der drei Kinder aber trotzdem gut mit dem Bürgermeisteramt unter einen Hut zu bringen. In ihrem erlernten Beruf als Volksschullehrerin ist die 34-Jährige aber derzeit nicht tätig. Dafür könnte sie jederzeit als Vertretung in der neu geschaffenen Tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren einspringen. Diese wurde im alten Gemeindeamt eingerichtet, die neuen Amtsräume – direkt daneben – sind dafür nun barrierefrei.
Dass im NÖ Landtag aktuell weniger weibliche Abgeordnete zu finden sind als in der vergangenen Legislaturperiode, hat Reka Fekete mit Missfallen zur Kenntnis gekommen. Woran das liegt? „Daran, dass Frauen meistens weniger offensiv um Stimmen kämpfen als Männer. Das müssten sie aber tun.“ Auch diesbezüglich könnte sie bald Vorbild werden. „Die Landespolitik ist definitiv ein Ziel“, sagt sie selbstbewusst.
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