Helmut Karner: Filme machen, mit Haltung und Leichtigkeit

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Regisseur Helmut Karner will Geschichten erzählen, die häufig übersehen werden. Und das auf eine Art, die berührt und unterhält.

Die Luft im Cinema Paradiso ist warm und riecht bereits nach geschmolzener Butter und geröstetem Mais. Während einige Menschentrauben spätnachmittags durch die Innenstadt spazieren, wartet das St. Pölten Kino noch auf Besucherinnen und Besucher. Erste Stimmen sind in der Bar vor den Sälen zu hören. Eine von ihnen gehört Helmut Karner.

Karner ist für dieses Gespräch von Wien aus mit dem Zug in die Landeshauptstadt gereist. Auf einem gepolsterten Sessel in Lederoptik sitzend und einen Melange trinkend beginnt der „hoffentlich bald hauptberufliche“ Regisseur von der heimischen Filmlandschaft zu erzählen.

Juwelensuche

„Es gibt ganz viele wunderbare österreichische Filme – auf jeden Fall“, findet Karner. Auch wenn das heimische Kino durchaus cringe sein könne. Zwischen „viel Schas“ finden sich immer wieder „Juwelen“ und ein einzigartiger Humor, der in amerikanischen Projekten nicht reproduzierbar sei.

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Karner und sein Team: Die ersten Arbeiten an „Austroschwarz“ haben bereits 2020 begonnen.

Im letzten Jahrzehnt habe sich in Bezug auf die gezeigten Inhalte einiges getan. „Man spürt, dass die Eintrittsbarrieren niederschwelliger werden“, ordnet Karner ein. Die Filmbranche werde stetig heterogener, die Geschichten vielfältiger. Er finde, dass Regisseurinnen und weiblicher Geschichten langsam mehr Raum einnehmen. Die steigende Anzahl migrantischer Geschichten falle ihm ebenfalls positiv auf.

An letztem hat der Niederösterreicher bereits selbst mitgewirkt, als Co-Regisseur von „Austroschwarz“. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Schwarzen Künstlers Mwita Mataro. 90 Minuten lang werden unter anderem Einblicke in das Leben des gebürtigen Salzburgers sowie Auseinandersetzungen mit Themen wie Identität und Rassismus geboten.

Position beziehen

Als ihm Mataro Ende 2020 von dem geplanten Projekt erzählte, war Karner erst skeptisch und unsicher, ob er der richtige Co-Regisseur für den Film sein könnte. „Weil, es ist nicht meine Lebensrealität“, schildert der Filmemacher seine Bedenken. Mit der Zeit habe er jedoch erkannt, dass es auch seine Aufgabe sei, sich zu positionieren und ein Zeichen zu setzten, für eine offenere Gesellschaft. „Und dadurch, dass der Film sehr um Mwita kreist, habe ich es mir dann auch zugetraut.“

Eine Aufnahme vom Austroschwarz-Film-Team vor dem Gartenbau Kino in Wien am Premieren-Abend.

Produzent Stephan Herzog, Helmut Karner, Mwita Mataro und Junior Produzentin Andrea E. Arnold bei der Premiere von "Austroschwarz" im Wiener Gartenbaukino.

Die „Austroschwarz“-Regisseure kennen sich bereits seit Jahren, haben beide an der FH des BFI Wien Film-, TV- und Medienproduktion studiert. Mataro beendete die Ausbildung zugunsten seiner Musikkarriere frühzeitig – Karner hat sich bis zum Abschluss „eher durchgekämpft“. Abseits der Kamera verbindet die beiden einiges, etwa ihr Humor und Filmgeschmack. Diese Vertrauensbasis habe die Arbeit an „Austroschwarz“ zusätzlich erleichtert. 

Fast fünf Jahre hat es gebraucht, um das Projekt umzusetzen. Grund dafür waren teils langwierige Bewilligungen von Förderungen. Die Anstrengung hat sich gelohnt, wie das „durchwegs positive“ Feedback zeigt. Karner hoffe, dass die Dokumentation Menschen mit ähnlichen Biografien dazu ermutigt, ihre Perspektiven zu teilen.

Es waren häufig magische Filme, die etwas in mir ausgelöst haben. Ich liebe zum Beispiel bis heute ,E. T‘.

von Helmut Karner

Co-Regisseur, „Austroschwarz“

Künftig möchte der Filmemacher weiter Geschichten erzählen, die häufig überhört werden. Jedoch auf eine Art, die zwar berührt, aber auch unterhält: „Ich finde nichts furchtbarer als Kino, das auf tragische Weise die Realität ablichten will.“ Viel schöner findet Karner: Neue Perspektiven geben.

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