Green Festivals: Warum wir künftig mit "grünem Gewissen" feiern

Green Festivals: Warum wir künftig mit "grünem Gewissen" feiern
Immer mehr Veranstalter wollen nachhaltiger werden. Wie es gehen kann, zeigt das "Paradies Garten Festival" in NÖ.

Rund 250 Tonnen Müll mussten im Vorjahr nach dem Frequency Festival in St. Pölten beseitigt werden. Auch beim Nova Rock bleiben jedes Jahr tonnenweise Zigarettenstummel, Bierdosen, kaputte Zelte und Co. am Gelände liegen. Festivals sorgen für Spaß und Unterhaltung, aber auch für Schmutz und einen hohen CO2-Ausstoß.

Die Branche versucht deshalb seit Jahren, „grüner“ zu werden. Müllpfand einzuheben ist Standard, bei vielen Events gibt es „Green Camping“ und Mehrwegbecher. Dennoch: So richtig nachhaltig sind viele der Strategien noch nicht.

Dass es auch anders gehen kann, wollen die Veranstalter des „Paradies Garten Festival“ in Bruck/Leitha beweisen, das heuer von 4. bis 6. August zum zweiten Mal vor dem Schloss Prugg in Bruck/Leitha, NÖ, stattfindet.

Ihr Ziel: Österreichs „grünstes“ Festival zu werden. „Unsere Message ist: Leave no trace“, sagt Veranstalter Felix Mayr-Melnhof. „Wir achten auf die Umwelt und leben Nachhaltigkeit.“

Vorbild Belgien

Die Veranstalter sind keine Neulinge in Sachen „Green Events“. Seit Jahren veranstalten sie den großen Bruder des Brucker Festivals: Das „Paradise City Festival“ in Belgien. Dieses wurde als eines der grünsten Festivals der Welt ausgezeichnet. Ein Prädikat, dass auch die nö. Version anstrebt.

Green Festivals: Warum wir künftig mit "grünem Gewissen" feiern

Die Gründer des "Paradies Garten Festivals"

Im Vorjahr wurden bei der Festival-Premiere mit rund 6.000 Besuchern 114,8 Tonnen CO2 ausgestoßen – das entspricht 15,8 Kilo pro Festival-Gast.

Keine Plastikflaschen

Um Müll zu vermeiden, durften die Besucher keine Plastikflaschen auf das Gelände mitnehmen, dafür wurde Wasser kostenlos abgegeben. Insgesamt fielen nur 6,2 Tonnen Müll an. Um den CO2-Fußabdruck gering zu halten wurde ausschließlich auf fleischlose Speisen gesetzt. Auch reisten zwei Drittel der Gäste mit dem Zug an.

Heuer will man aber noch besser werden, kündigt Mayr-Melnhof an. Das Event wurde sogar bereits als CO2-neutral zertifiziert. So soll das Festival mit grünem Strom versorgt werden. „Neben dem Festivalgelände ist ein großer Windpark mit Photovoltaikanlage, den werden wir nutzen“, sagt der Veranstalter. Man wolle damit auf Bühnengeneratoren verzichten. Auch werden wieder Sonderzüge der ÖBB angeboten. Zudem sind lokale Acts angewiesen, per Zug anzureisen.

➤ Mehr dazu: Grün feiern im heurigen Festivalsommer

Um das Zelten – mit 1.500 erwarteten Campern – zu attraktivieren, gibt es einen Transportservice mit Leiterwagen vom Bahnhof Bruckneudorf zum Campinggelände im Harrachpark. Um den Müll weiter zu reduzieren, wird es neben Miet-Zelten (vom simplen Zwei-Mann-Zelt bis zum Glampling-Zelt mit Holzbett) auch ein inkludiertes, fleischloses Frühstück geben.

Maßnahmen

Zugegeben, mit rund 10.000 Gästen hat es das „Paradies Garten“ einfacher als Events wie das „FM4 Frequency“ mit zuletzt 50.000 Besuchern oder dem „Nova Rock“ mit rund 200.000 Musikfans. Doch auch bei den Festival-Giganten ist Nachhaltigkeit Thema. Zuletzt setzten die Veranstalter auf recycelbare Mietzelte.

Beim Frequency (heuer vom 17. bis 19. August) gibt es spezielle Green Teams und Mülltaucher, die die Traisen reinigen. Auch auf grünen Strom setzt Eventchef Harry Jenner in St. Pölten. „Es ist herausfordernd. Es verursacht mehr Kosten, die man nur schlecht weiter geben kann“, meint er.

.„Jedes Festival versucht sich, den Green-Stempel auf die Brust zu heften. Das ist nicht immer glaubwürdig“, sagt Nova-Rock-Veranstalter Ewald Tatar. Das Nova Rock sei kein Green Festival, dennoch versuche man, viel zu tun. Heuer wurde erstmals auf spezielle Wasseraufbereitung gesetzt, womit 80 bis 100 Lkw-Fahrten zur Kläranlage eingespart werden konnten.

Fleischlos

Laut dem Ökologen Georg Tappeiner von der Pulswerk GmbH, die die Branche in zur Nachhaltigkeit bringen soll, führt an Maßnahmen nichts vorbei. Gäste und Sponsoren würden das erwarten. „Über kurz oder lang werden auch die Kulturförderungen daran geknüpft sein“, sagt er. Derzeit gebe es große Unterschiede bei den Festivals.

Um den CO2-Fußabdruck zu minimieren, müsse auf das Thema Mobilität gesetzt werden – was die Anreise der Gäste, aber auch der Bands betreffe, die zunehmend Flüge vermeiden. Auch zahlt es sich aus, beim Catering einzugreifen: Wird auf Fleisch verzichtet, verbessert sich die CO2-Bilanz signifikant. Durch verbesserte Lichtkonzepte mit weniger Scheinwerfer könne bis zu 50 Prozent Energie gespart werden. Doch letztendlich sind allen Festivals auch Grenzen gesetzt: Denn auch die Besucher müssen mitziehen,

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