63 Jahre waren sie miteinander verheiratet. Friedrich H. (85) ringt nach Luft, als er von seiner Ehefrau Elfriede erzählt. Tränen laufen über seine Wangen. Die 83-Jährige wurde vergangenen Freitag, wie berichtet, aus heiterem Himmel aus dem Leben gerissen.
Auf dem Heimweg vom Einkauf wurde sie mitten im Zentrum von Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) von hinten überrascht und mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Ein 38-jähriger Rumäne ließ sich am Tatort widerstandslos festnehmen. Er hatte das Opfer noch nie zuvor gesehen und sprach danach von einer „Verwechslung“.
Ioan P. ist kein unbeschriebenes Blatt. Laut seinem Anwalt, Wolfgang Blaschitz, hat er 2006 in Rumänien einen Mann mit 24 Messerstichen getötet. Nach einer mehrjährigen Haftstrafe wurde er vorzeitig entlassen.
„Wie kann es das geben, dass sich so jemand frei in Österreich bewegen kann. Wenn unsere Politik so weiter macht, kann man sich bald nicht mehr auf die Straße trauen“, prangert Friedrich H. an.
Der Pensionist macht sich Vorwürfe, wieso er am vergangenen Freitag nicht bei seiner Ehefrau geblieben ist. „Ich habe sie am Vormittag mit dem Auto in die Stadt gebracht. Sie wollte ein paar Erledigungen machen, sich eine Hose kaufen und etwas vom Fleischhauer holen“, schildert der Pensionist.
Als sie zu Mittag beim vereinbarten Treffpunkt am Parkplatz eines Supermarktes nicht auftauchte, ist ihr Mann bereits stutzig geworden. Weil die 83-Jährige aber kein Handy dabei hatte, konnte er sie telefonisch nicht erreichen. „Sie war immer zuverlässig. Ich hatte da schon ein ungutes Gefühl“, sagt der Ehemann.
Todesnachricht
Er fuhr nach Hause, um zu sehen, ob sie die eineinhalb Kilometer eventuell zu Fuß zurück gegangen war. „Aber auch zu Hause war sie nicht.
Als ich dann mit dem Auto nach ihr suchen wollte, stand schon die Polizei vor dem Zaun“, schildert der Pensionist. Als ihm die Beamten die Todesnachricht überbrachten, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen. „Wieso sie?“, fragt er sich seither ständig.
Laut den Mordermittlern war Elfriede H. zur falschen Zeit am falschen Ort. Ioan P. behauptet, die Frau auf offener Straße mit der Chefin eines bekannten Reitgestüts verwechselt zu haben.
Der Rumäne hatte auf dem Gestüt in Schwarzau im Gebirge zwei Tage vor der Bluttat als Gastarbeiter angeheuert. Mittwochabend ist es allerdings zu einem heftigen Streit mit zwei anderen Beschäftigten des Reiterhofes gekommen.
Dabei soll der Rumäne auch ein Messer gezückt haben. Als die Polizei auf dem Hof einschritt, schien der Streit bereits beigelegt. Es wurde jedenfalls keine Anzeige mehr erstattet, der Mann aber hinausgeworfen.
Noch am selben Abend wurde der Rumäne vom Gutsbesitzer zum Hotel Flackl-Wirt nach Reichenau an der Rax gebracht.
Er bezahlte für den Hilfsarbeiter die Übernachtung sowie eine Taxifahrt nach Gloggnitz. „Er konnte sich kaum verständigen und wollte zum Parkplatz des Penny-Marktes in Gloggnitz. Von dort ging anscheinend ein Bus zurück nach Rumänien und dort haben wir ihn auch hingebracht“, schildert Wirt Fredi Flackl.
Ioan P. dürfte allerdings den Bus nicht erwischt und eine weitere Nacht in Gloggnitz verbracht haben. Freitagmittag kam es zu der schrecklichen Bluttat. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, wurde sichergestellt. Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.
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