Landkrimi um tote Greifvögel in NÖ: 87-jähriger Jäger streitet alles ab

Von einem besenderten Kaiseradler fehlt jede Spur.
"Ich bin“, sagt der Angeklagte, der mit den Tränen kämpft, „ja nur ein einfacher Bauer.“ Und ein Jäger, wie er am Donnerstag am Landesgericht St. Pölten erzählt.
87 Jahre ist der Mann aus dem Bezirk St. Pölten-Land alt, der im vergangenen Sommer angeklagt wurde. Er soll, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft, einen Kaiseradler und mehrere Rohrweihen vergiftet haben.
"Jäger der alten Schule"
Die Polizei fand auf einem Feld einige Kadaver, vom Kaiseradler fehlt nach wie vor jede Spur. Der Täter aber soll der 87-Jährige sein, der mit dem verbotenen Pestizid Carbofuran die Tiere getötet haben soll. Das Gift befand sich in Eiern, die auf einem Feld ausgelegt waren.

Eier waren mit Gift präpariert
Doch mit alledem will der Angeklagte nichts zu tun haben. Er, den Kollegen als „Jäger der alten Schule“ bezeichnen, kenne nicht einmal das Gift Carbofuran.
Tatsächlich ist die Beweislage gegen den Niederösterreicher dünn. Aber wie kamen die Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich überhaupt auf den passionierten Jäger?
Das hat mit zwei Vorfällen zu tun: Am 19. Mai, bevor der Pensionist zu einem Termin nach Krems musste, fuhr er über Felder im Raum St. Pölten. Dort habe er auf einem Feldweg plötzlich ein „Ding“ gesehen. „Weil ich will, dass es auf und neben den Feldern ordentlich ist, bin ich ausgestiegen und habe es aufgehoben.“ Er betont, dass er nicht gewusst habe, was dieses kleine, braune Gerät gewesen sei.
Tatsächlich handelte es sich um einen GPS-Sender, der an einem Kaiseradler angebracht war. Später, und das sorgt beim Richter für einige Nachfragen, habe er den Sender wieder weggeworfen, so der Angeklagte.
Eine zweite Begebenheit machte die Ermittler ebenfalls stutzig. Nur einen Tag später konfrontierte der 87-Jährige eine Ermittlerin, die auf einem Feld unterwegs war, nachdem dort tote Rohrweihen entdeckt worden waren. Der Mann habe sie beschimpft, erinnert sich die Fahnderin an die Begegnung. Dann sei er weitergefahren, sie habe ihn mit einem Zivilfahrzeug der Polizei verfolgt. Er habe sich sehr renitent verhalten, so die Ermittlerin.
Prozess wurde vertagt
Ein Urteil spricht der Richter an diesem Tag noch nicht aus, ein weiterer Zeuge soll noch befragt werden. Der Landkrimi um einen verschwundenen Kaiseradler und tote Rohrweihen geht also weiter.
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