Geisterfahrt bleibt wegen polnischen Kennzeichens wohl straffrei

Ein Schnappschuss vom Geisterfahrer
Ausländischer Lenker kommt nach Wahnsinnsfahrt auf Schnellstraße am Semmering vermutlich ohne Strafe davon.

An eine (absichtliche) Geisterfahrt mitten durch die Rettungsgasse kann sich selbst der Leiter der nö. Landesverkehrsabteilung, Ferdinand Zuser, in seiner Laufbahn als Verkehrspolizist bisher nicht erinnern. Dieser Wahnwitz hat sich Mittwochnachmittag auf der Semmering-Schnellstraße bei Maria Schutz in Niederösterreich ereignet.

Der Lenker eines VW-Touareg mit polnischem Kennzeichen hat nach einem schweren Lkw-Unfall im Stau einfach gewendet und ist mitten durch die Rettungsgasse als Geisterfahrer bis zur nächsten Abfahrt gefahren. Trotz des schweren Vergehens dürfte die Aktion für den Verkehrsrowdy ohne Konsequenzen bleiben. Da der Lenker zunächst unerkannt entkommen konnte und es mit den polnischen Behörden kein Vollstreckungsabkommen für Bußgelder gibt, wird der Sünder die saftige Geldstrafe vermutlich nicht tilgen müssen, sagen Verwaltungsjuristen. Da bis dato nur Fragmente des Kennzeichens bekannt sind, ist unklar, ob die Polizei den Fahrzeughalter überhaupt ausforschen kann.

„Der Unfall hatte sich gerade erst ereignet. Alle Fahrzeuge haben vorschriftsmäßig eine Rettungsgasse gebildet, da ist das Auto plötzlich ausgeschert und gegen die Fahrtrichtung zurückgefahren. Ich habe den Irrsinn mit dem Handy gefilmt“, erzählt Augenzeuge Ronald Pichler, der selbst Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr ist.

Keine 30 Sekunden nachdem der Geisterfahrer seinen Wagen über die Ausfahrt Maria Schutz von der Schnellstraße pilotierte, langten Feuerwehr und die anderen Einsatzfahrzeuge am Ort des Geschehens ein. „Er hätte ihnen die Zufahrt durch die Rettungsgasse blockiert“, sagt Pichler.

Geisterfahrt bleibt wegen polnischen Kennzeichens wohl straffrei

Augenzeuge Ronald Pichler

Trittbrettfahrer

Laut der Freiwilligen Feuerwehr Semmering war der Geisterfahrer nicht der einzig Unbelehrbare an diesem Tag: Bei der Zufahrt versuchten auch andere Autolenker am Ende des Staus, im Rückwärtsgang über die Abfahrt dem Stau zu entkommen, sagen die Einsatzkräfte.

Für Ferdinand Zuser gehört diese Unverfrorenheit zum Berufsalltag. Gerade was Staus nach Unfällen auf der Autobahn betrifft, versuchen viele Autolenker noch die vorangegangene Abfahrt zu erreichen. „So wie die vielen anderen Regeln der Straßenverkehrsordnung wird auch das Bilden der Rettungsgasse nicht lückenlos befolgt. Bei zwei Fahrstreifen funktioniert es noch ganz gut. Bei drei oder mehr Fahrstreifen herrscht schon oft heilloses Chaos“, sagt der Verkehrspolizist.

Geisterfahrt bleibt wegen polnischen Kennzeichens wohl straffrei

Ferdinand Zuser, Chef der nö. Landesverkehrsabteilung

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