Amazon-Verteilzentrum: Gegner erhöhten Druck auf Stadtpolitik

Bürgerinitiative hielt vor Auftritt im Gemeinderat eine Protestkundgebung ab
Die Übergabe von rund 2.000 Unterschriften gegen das geplante Verteilerzentrum des US-Online-Handelsriesen Amazon an die Stadtverantwortlichen in St. Valentin nutzte die dortige Bürgerinitiative auch gleich zu einer Protestkundgebung. Vor der Gemeinderatssitzung am Montag schilderten Anrainer des von Amazon ins Auge gefassten Betriebsgebiets, dass ihre Belastungsgrenze schon jetzt durch die Verkehrsbelastungen überschritten sei.
Über 40 Bürger marschierten auf, um ihren Widerstand gegen das Großprojekt zu dokumentieren. Wie schon bei früheren Veranstaltungen wurden auf Schildern die größten Bedenken kundgetan. Auf der von der Westautobahn kommenden Einfahrt zum Betriebsgebiet, wo auch ein Raiffeisen-Lagerhaus und eine Mc Donald’s-Filiale entstehen, drohe mit Bestimmtheit ein Verkehrskollaps, prognostizierten entnervte Bürger. Vor den Gemeinderäten betonten Bewohner von Ausweichrouten, etwa der Humelfeldstraße, dass die Lebensqualität bereits jetzt durch den Verkehr extrem leide.

Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr nahm Protestunterschriften entgegen
„Wenn noch die täglichen 1.200 Fahrten von Anlieferungs- und Auslieferungsfahrzeugen für Amazon an sechs Tagen in der Woche dazukommen, wird es für diese Anrainer unerträglich“, erklärt die Sprecherin der BI, Susanne Webersdorfer.
Emissionen
Das 53.000 Quadratmeter große Betriebsgrundstück, das Amazon über die Entwicklerfirma Fraktal kaufen will, wurde 2006 als emissionsarmes Betriebsareal umgewidmet und gehört zum Teil der Stadt.
„Wir haben dem Gemeinderat deutlich gemacht, dass wir eine Rücknahme dieses Emissionsschutzes mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen werden“, so Webersdorfer. Enttäuscht zeigte sie sich, dass seitens der Gemeinderäte fast keine unterstützenden Statements für die betroffenen Bürger kamen und sich auch Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr wieder nicht für oder gegen die Ansiedelung aussprach.
Stattdessen wurde bekannt, dass ein vom Planer Fraktal verlangter Entwurf für einen städtebaulichen Vertrag von der Stadtverwaltung wieder zurückgeschickt wurde. Im Vertrag sollen umwelt- und anrainerschonende Maßnahmen oder auch soziale Arbeitsbedingungen im Verteilzentrum abgesichert werden. Amazon-Sprecher Steffen Adler konnte dazu auf KURIER-Anfrage nichts sagen: „Es stehen der Entwickler und die Stadt im regen Austausch. Mehr gibt es dazu aktuell nicht“.
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