Riesengemüse aus NÖ: An Friedrich Melka führt kein Weg vorbei
Wenn Friedrich Melka mit seiner liebsten Freizeitbeschäftigung auf Reisen geht, sind dem 56-Jährigen die Blicke der übrigen Autofahrerinnen und Autofahrer sicher. Immer wieder rollen Passanten bewusst langsam an dem gefüllten Anhänger vorbei, zücken ihr Handy und halten die Szene auf Bild fest.
Denn sobald der Herbst Einzug hält, ist für den Oberhauptpolier die Zeit gekommen, um sein hunderte Kilo schweres Gemüse aus dem Garten zu ernten. Kürbisse, die im Alleingang eine Dorf ernähren könnten, transportiert der 56-Jährige dann zu diversen Wettkämpfen und ist am Weg zu den Veranstaltungen kilometerlang die Hauptattraktion auf der Autobahn.
Dabei war Gartenarbeit für Melka lange Zeit bloß Rasenmähen und Hecken schneiden. Den Weg zum Riesengemüse fand der Niederösterreicher vor rund zehn Jahren zufällig – durch die Einladung eines Arbeitskollegen zu einem „Juxevent“. Von da an habe die Sache einfach ihren Lauf genommen, der Ehrgeiz den Niederösterreicher gepackt. Mittlerweile ist der passionierte Züchter ein bekanntes Gesicht in der heimischen Riesengemüsezucht und konnte sich mehrmals den Staatsmeistertitel sichern.
Lange Erfolgsliste
Beim heurigen Schauwiegen in Langenlois war Melka in allen acht Kategorien der "Great Pumpkin Commonwealth" vertreten. "Das ist der Dachverband, unter dem wir alle die Kürbisse züchten", erklärt der Niederösterreicher. Bei den Atlantic Giants - der Sorte, die traditionell die größten Kürbisse hervorbringt - belegte der 56-den siebten Platz.
Ein 267 Kilo schwerer grüner Squash-Kürbis brachte Melka Gold in der Kategorie Squash-Kürbisse ein und ein 3,50 Meter langer Flaschenkürbis einen neuen Österreich Rekord. Melkas Resümee: "Für mich war es eigentlich eine gelungene Veranstaltung, bis auf das, dass ich nur siebter geworden bin mit den Riesenkürbissen."
Den Abschluss der Wiege-Events bildet meist die Europameisterschaft in Ludwigsburg. Kaum sind die Bewerbe vorbei, startet die Aufzucht für das nächste Jahr. Dann gilt es den verbrauchten Boden durch frische Erde zu ersetzen, Kompost, weitere Hilfsmittel sowie das passende Saatgut auszubringen und, nicht zuletzt, die Daumen zu drücken: "Ich sag immer: Mehr als die Hälfte ist Glück."
25 Kilo pro Tag
Von April bis Oktober widmet Melka mehrere Stunden pro Tag seinem gedeihenden Gemüse. "Für mich ist es ein Ausgleich. Weil da bist du im Feld und hast kein Handy. Es geht dir keiner auf die Nerven und du kümmerst dich um die Pflanzen", so der 56-Jährige.
Die Kürbisse werden erst in einem Gewächshaus aufgezogen und wandern dann Anfang Mai auf das Feld. Bereits nach wenigen Wochen zeigt sich, "ob aus der ganzen Sache was wird". Im Sommer folgt die Hauptwachstumsphase. "Da nimmt der Kürbis bis zu 25 Kilo pro Tag zu. Da kannst du dann im wahrsten Sinne des Wortes beim Wachsen zuschauen."
Auf der Waage zeigt sich schließlich, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Melkas größter Erfolg bisher: ein rund 807 Kilo schwerer Kürbis. Doch für ihn geht es bei der Riesengemüsezucht nicht nur um das Gewicht, sondern auch um das Miteinander: "Man trifft immer die selben Leute zu den Wiegen und wir sind im Prinzip eine eingeschworene Gemeinschaft. Wie eine große Familie." Neid empfindet er also nicht, wenn andere mit größeren Kürbissen anreisen. "Das ist dann die Motivation fürs nächste Jahr."
So war es auch beim jüngsten Staatswettbewerb, den der Burgenländer Wolfgang Nittnaus mit einem neuen Rekord-Kürbis für sich entschied. "Ich habe zwar den ganzen Sommer gejammert und zu meiner Frau gesagt, dass ich nie wieder etwas anbaue", so Melka, "aber wie ich dann den Kürbis vom Nittnaus gesehen habe mit den 990 Kilo, habe ich mir gedacht: Das krieg ich auch zam."
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