Frauen im Netz der Ungleichbehandlung

„Mental Load“: Frauen leisten im Schnitt mehr als zwei Drittel der Haushaltsarbeit, und das neben ihrem (oft schlechter bezahlten)  Job 
Ein gewaltfreies, selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben ist für viele Frauen weiter eine Utopie. Land verweist auf Beratungsangebote und stellt mehr Geld dafür zur Verfügung

Nur 2,8 Prozent der Kindergeldbezieher in Niederösterreich waren 2023 Männer. Diese und andere Zahlen dokumentieren die ungleiche Belastungsverteilung zwischen Frauen und Männern bei der Kindererziehung und bei der Hausarbeit. Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März zeigten die Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) ein Netzwerk an Benachteiligungen auf, die Frauen weiter in der Abhängigkeits- und damit oft auch der Gewaltspirale von Männern gefangen halten.

Frauen im Netz der Ungleichbehandlung

Die Landesrätinnen Teschl-Hofmeister (li.), Königsberger-Ludwig (re.) mit Expertin Elisabeth
Cintal 

Angesichts der tragischen Femizide in jüngster Vergangenheit stellten die beiden Sozialpolitikerinnen einmal mehr das dichte Beratungsnetzwerk, das bedrohten Frauen in NÖ zur Verfügung steht, in den Fokus. Notrufnummern und die 20 Frauenberatungsstellen seien immer kontaktierbar, sechs Frauenhäuser und ein Gewaltschutzzentrum von jeder Stelle in NÖ telefonisch erreichbar, erklärte Teschl-Hofmeister. Als aktuelle Maßnahme erhöht die Landesregierung die Unterstützung der nö. Beratungsstellen in ihrer heutigen Sitzung um 30 Prozent auf 180.000 Euro.

Auch die Förderung der 29 landesweiten Notwohnungen wurde auf 400.000 Euro erhöht, gleichzeitig werden gerade verteilt auf ganz NÖ 17 Übergangswohnungen für in Bedrängnis gekommene Frauen installiert, kündigte Königsberger-Ludwig an.

„Besorgniserregend“ sind für sie die jährlich steigenden Wegweisungen gewalttätiger Männer. Im Jahr 2022, aus dem die letzten Gesamtzahlen vorliegen, gab es mit 2.784 um 200 mehr als 2021.

Grundvoraussetzung für ein gewaltfreies selbstbestimmtes Leben, sei ein mit den Männern gleichgestelltes Einkommen, forderten die Politikerinnen. NÖ liege etwas unter der österreichweiten Einkommensdifferenz von 12,4 Prozent, Handlungsbedarf bestehe dennoch, so Teschl-Hofmeister.

Berufswahl

Mit Info-Kampagnen wolle man Mädchen ermutigen, besser bezahlte Berufe zu ergreifen. Damit Frauen nicht, wie in Statistiken belegt, zu 49,7 Prozent in Teilzeit arbeiten müssen, sei Entlastung bei der unbezahlten Familienarbeit unabdingbar. Weniger Einkommen schmälere die Pension und führe zur Altersarmut, kritisierten die Landesrätinnen.

Gemeinsam mit Frauenberaterin Elisabeth Cintal wurde das Phänomen „Mental Load“ geschildert. Frauen arbeiten mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit unbezahlt, Männer bekommen zwei Drittel mehr bezahlt. Frauen leisten durchschnittlich zwei Drittel der Haushaltsarbeit. Die chronische Be- und Überlastung ist Thema einer vierteiligen Veranstaltungsreihe, die am 30. April in Wolkersdorf startet.

Weitere Fakten
Frauen sind in der NÖ-Politik unterrepräsentiert, stellen aber 51 % der Bevölkerung. 14,5 % (83) der Bürgermeister, 27 % der Gemeinderäte und 23 % der Landtagsmitglieder sind weiblich. Die Differenz beim Einkommen zwischen Männern und Frauen liegt bei 12,4 %. Der EU-Gendergap weist einen Schnitt von 
13 % auf, Österreich dagegen eine Differenz von 18,9 %. Bei den Pensionen erhalten Frauen 40 % weniger als Männer. Der durchschnittliche Jahresunterschied beträgt 10.000 €

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