Feuerwehren aus NÖ im Einsatz, wenn Europas Wälder brennen

Feuerwehrmann bekämpft Waldbrand
Mit den Temperaturen steigt das Waldbrandrisiko. Auch die NÖ Feuerwehren rüsten sich seit einigen Jahren und unterstützen im Ausland.

Im Süden brennt der Wald anders. Die Vegetation entzündet sich rascher als gewohnt, Funken stieben durch die trockene Luft weit ins Gelände, Flammen türmen sich zu meterhohen Fronten auf, überragen bisweilen die Wipfel. 

„Es ist einfach ein anderer Baumwuchs dort. Sehr ölhaltig, harzhaltig. Und das sind ganz andere Energien, die dort frei werden“, schildert Martin Boyer. Davon konnte sich der stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant bereits bei Löscharbeiten im europäischen Süden selbst ein Bild machen.

Immer wieder kommt es vor, dass niederösterreichische Hilfskräfte an Waldbrand-Einsätzen im Ausland beteiligt sind. Mit der Schulung für derartige Katastrophen habe die Feuerwehr laut Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bereits vor fünf, sechs Jahren begonnen – „eine Zeit, in der wir von allen belächelt wurden.“

Mittlerweile wird die Kompetenz der heimischen Freiwilligen nicht mehr belächelt, sondern nachgefragt. Europa war diesen Sommer mit der verheerendsten Waldbrandsaison seit Beginn der Messungen konfrontiert. Über eine Million Hektar verbrannten, wie Auswertungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems zeigen, und sorgten laut dem Klimawandeldienst Copernicus für die höchsten Waldbrandemissionen seit dem Start der Erhebungen.

Exponentieller Anstieg

Wenn Katastrophen Länder an ihre Grenzen bringen, kann bei dem Emergency Response Coordination Centre (ERCC) um internationale Unterstützung gebeten werden. Neben den 27 Mitgliedsstaaten der EU sind zehn weitere Länder an dem Programm beteiligt, darunter Montenegro und die Türkei.

Das Büro mit Sitz in Brüssel ist Teil der Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO), rund um die Uhr besetzt und für die Einsatz-Organisation zuständig, wie Direktor Hans Das schildert: „Sobald wir ein Hilfeersuchen erhalten, beginnen wir mit der Koordinierung aller Katastrophenschutzbehörden der verschiedenen Länder. Diese prüfen dann, was sie als Antwort auf ein solches Hilfeersuchen anbieten können.“

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Die Einsätze erfolgen in Absprache mit den örtlichen Kräften.

Seit Anfang der 2000er-Jahre ist das System in Kraft. Den Großteil dieser Zeit wurden jährlich rund 20 Einsätze abgewickelt. „Und wir dachten, wir wären damals sehr beschäftigt“, sagt Das. Seit einigen Jahren zeigt sich jedoch ein exponentieller Anstieg der Alarmierungen. Eine Entwicklung, die sich zu einem wesentlichen Teil mit Covid und dem Krieg in der Ukraine erklären lässt.

Aber nicht ausschließlich: „Es hängt auch stark mit den Auswirkungen des Klimawandels zusammen“, so der Generaldirektor. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir – trotz aller laufenden Klimaschutzbemühungen – in Zukunft mit mehr, intensiveren und komplexeren Naturkatastrophen rechnen müssen.“

Einsatzbereit

Allein diesen Sommer wurde das europäische Hilfssystem aufgrund von Waldbränden 18 Mal aktiviert. Die NÖ Feuerwehren unterstützten zuletzt unter anderem in Griechenland. Für ihren Einsatz wurden kürzlich europäische Förderungen angekündigt – etwa für Spezialgerätschaften, Aufbauten und ein Einsatzfahrzeug, wie Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) mitteilte.

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Pernkopf und die Feuerwehr-Spitze zu Besuch in Brüssel.

Insgesamt kann bei Auslandseinsätzen auf rund 600 Mitglieder zurückgegriffen werden, die teils in Portugal Weiterbildungen zur Waldbrandbekämpfung absolvierten. „Wir haben von den Besten gelernt und anschließend eine Ausbildung aufgebaut“, schildert Alois Zaussinger. Der Bezirksfeuerwehrkommandant aus dem Bezirk Hollabrunn leitete unter anderem einen Einsatz in Montenegro.

In seinen Augen ist insbesondere das Freiwilligen-System ein großer Vorteil: „Wir sind schnell, wir sind viele, wir sind gut ausgebildet.“ Für die Zukunft ist unter anderem geplant, Führungskräfte weiter zu schulen. „Wir wollen unseren Tellerrand noch erweitern“, so Zaussinger.

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