Seit 2017 haben sich die beiden Brüder dem Anbau von Sonderkulturen verschrieben. Dafür haben sie 24 Hektar Fläche vom elterlichen Betrieb ausgegliedert und in den neuen Gemeinschaftsbetrieb „Erla Exoten“ überführt. Ob Pawpaw, Mandeln oder Artischocken – auf ihren Feldern gedeiht nur Außergewöhnliches.
Dabei folgt das junge Unternehmen einem Credo: Es wird nur das angebaut, was den Landwirten selbst schmeckt. „Nur dann kann man wirklich Leidenschaft hineinstecken. Sellerie zum Beispiel könnte ich nicht guten Gewissens verkaufen“, scherzt Labuda.
Auswahl der Sorten
In den Anbau von Sonderkulturen müsse man aber viel Zeit und Arbeit investieren. Spezielles Wissen und die richtigen Sorten seien unabkömmlich. „Wenn man die richtige Sorte einer Pflanze wählt, können auch Exoten bei uns gedeihen.“
Immer mehr Landwirte in Österreich machen es wie Thomas Labuda und Richard Erasim: Zumindest teilweise weg von traditionellen Produkten und hin in Richtung Sonderkultur. „Der Anstieg an Produzenten von Sonderkulturen in der österreichischen Landwirtschaft hat allemal eine Bedeutung“, sagt Jochen Kantelhardt, Leiter des Instituts für Agrar- und Forstökonomie an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Erklären könne man den Zulauf mit Veränderungen in der Agrarpolitik. Früher sei der Markt sehr stark staatlich geregelt worden. „Jetzt sind die Landwirte gefordert, den Markt selbst zu erkennen und zu nutzen“.
Seine Kundinnen und Kunden zu beobachten hat auch Karl Ringl vom Waldviertler Biohof gelernt. Der Landwirt baut auf seinem 50 Hektar großen Hof vor allem Dinkel an. Daneben aber auch echte Exoten wie etwa braune Kichererbsen, Linsen oder der mittlerweile durchaus verbreitete Mohn. Damit die Kosten des Anbaus tatsächlich gedeckt werden können, orientiert sich der Waldviertler an den Wünschen seiner Kunden.
Ab und zu sei es sogar so, dass aktiv nach einem Produkt gefragt werde. „Vor ein paar Jahren zum Beispiel wollte jemand Teffmehl kaufen. Ich wusste zuerst gar nicht, was das ist. Konnte dann aber herausfinden, dass es sich dabei um die Zwerghirse handelt, die eigentlich in Äthiopien angebaut wird“, erzählt Ringl. Mit der Hilfe von anderen Landwirten habe er dann sogar Saatgut für den eigenen Betrieb erhalten.
Trockenheit und Hitze
Was im jeweiligen Jahr in die Produktpalette aufgenommen wird, entscheidet aber nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Wetter. Das sei nicht unwesentlich, erklärt BOKU-Professor Kantelhardt. „Die Kulturen werden sich auch in Zukunft aufgrund des Klimawandels verändern müssen.“ Prinzipiell seien Hitze und Trockenheit ein Problem für die Landwirtschaft, für einige Kulturen könnte sich daraus aber auch eine Chance ergeben: „Regionen, in denen spezielle Kulturen früher nicht angebaut werden konnten, können jetzt oder zukünftig ungeahnte Möglichkeiten bieten“.
Sonderkulturen bieten aber auch wirtschaftliche Zukunftspotenziale‚ sagt Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. „In den nächsten Jahren wird es auch darum gehen, diese Potenziale mit Forschungsprojekten zu entwickeln.“ Neue Produkte und Produktionsverfahren, etwa zu Kulturen wie Reis oder Feigen, sollen erschlossen werden.
Neue Produkte etablieren wollen derzeit aber weder Karl Ringl noch die Brüder von „Erla Exoten“. Auszuschließen sei es dennoch nicht, dass plötzlich doch eine neue exotische Pflanze auf ihren Feldern Einzug hält, sagt Thomas Labuda. „Dafür muss sie uns aber genauso gut schmecken wie die Pawpaw.“
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