Ein Schloss wird zum Atelier

Weinberger (li.) lässt Plank bei der Event-Organisation großteils freie Hand.
Das Klavierzimmer ist Taehyung Planks Lieblingsort auf Schloss Albrechtsberg. Inmitten eines bunten Durcheinanders an abgenutzten Tischen, Sesseln und Bänken nimmt der 18-Jährige wann immer möglich am Flügel Platz, lässt seine Hände über die Tasten gleiten. Gelegentlich dient ihm dabei ein altes Paar Stierhörner als Notenständer, heute spielt er eine Melodie frei aus seinem Gedächtnis.
Es liege bereite einige Jahre zurück, dass Plank diesen Raum, in dem auf den ersten Blick nichts so wirklich zusammenpassen möchte, bei einer Schulführung erstmals zu Gesicht bekam.
Erinnerung
"Das hat mich als Kind so begeistert und bewegt“, erinnert sich der 18-Jährige zurück und meint damit nicht nur den Ort selbst, sondern vor allem die Geschichten, erzählt von Schlossherr Martin Weinberger. Seither nutzt Plank jede Gelegenheit, um die von Pflanzen umschlungenen Mauern zu betreten. Häufig passiert es allerdings nicht, dass die Räumlichkeiten im Bezirk Melk für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Zeitvertreib
"Wir stellen die Burg gerne befreundeten Vereinen beziehungsweise der Gemeinde oder jemandem aus dem Ort zur Verfügung, wenn es sich um Sachen handelt, die wirklich hierher passen“, sagt der Eigentümer, dessen Familie das Schloss in den 90er Jahren erworben hat. Das schließe "ein bisschen Kunst, ein bisschen Historisches, ein bisschen Wissenschaft“ mit ein. Für Tagestourismus oder Geburtstagsfeiern sei die Anlage aus dem 11. Jahrhundert nicht der passende Ort. Für Taehyung Planks Pläne scheint sie ideal zu sein.
Vor einigen Jahren, inmitten der Pandemie, entdeckt der Schüler das Zeichnen für sich. Er begann mit dem Skizzieren von Gegenständen und Menschen in seiner Umgebung. Aus einem Zeitvertreib gegen die Langeweile entwickelt sich eine Passion – und in seiner Mutter findet Plank seinen ersten Fan. Bei einer Ausstellung in St. Pölten kommt er mit einer Frau ins Gespräch, die ihn ermutigt, seine Werke ebenfalls auszustellen. "Und so hat das dann seinen Lauf genommen“, berichtet der 18-Jährige.
Ausstellung
Am kommenden Augustwochenende veranstaltet der begeisterte Maler zum ersten Mal die "Tage der Kunst“. Um die Organisation – vom Entwerfen der Flyer, dem Design der Plakate, der Verteilung persönlicher Einladungen bis zur Planung des Caterings – kümmert er sich selbst. Die heimischen Ausstellerinnen und Aussteller hat der 18-Jährige im Laufe der vergangenen Jahre kennengelernt. Einen inhaltlichen Schwerpunkt wird die Vernissage nicht haben. Planks einzige Vorgabe: „Machts das, was euch Spaß macht.“
Zukunftsmusik
Ob er mit Kunst künftig sein Geld verdienen möchte, weiß Plank noch nicht. Seiner ursprünglichen Ausbildung zum Kosmetiker und Fußpfleger dürfte er nicht mehr nachgehen wollen. Mit Blick auf seine Begeisterung für das Komponieren steht ein Musikstudium im Raum. Außerdem schreibe er gern. Sollte es mit den kreativen Karrieren nicht klappen, käme für ihn auch eine Ausbildung zum Polizisten infrage.
Fürs Erste bleibt Plank jedoch Schüler der siebten Klasse am BORG St. Pölten und aktuell gilt seine gesamte Aufmerksamkeit ohnehin der Organisation seiner Veranstaltung, die ihn teils bis früh in die Morgenstunden beschäftige.
Atelier
Zur Umsetzung inspiriert haben ihn unter anderem die "Tage der offenen Ateliers“. Im Zuge der Niederösterreich-weiten Veranstaltung wurde das Schloss Albrechtsberg bereits zuvor zum Atelier umfunktioniert. Plank präsentierte damals seine großteils mit Bleistift und Kohle gezeichneten Werke im Klavierzimmer.
Von 2. bis 3. August sind seine Bilder erneut in jenem Raum zu finden, der den aufstrebenden Künstler so in seinen Bann gezogen hat.
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