Drei Parteien in Mödling fast gleichauf: Spannung vor Koalitionsgesprächen

"Wir haben in Mödling serviert bekommen, was in Wien gekocht wird", sagte Bürgermeister Michael Danzinger (ÖVP) am Wahlabend. Das Ergebnis (minus zehn Prozent für die Volkspartei) sei dem Bundestrend geschuldet. Ein bisschen Selbstkritik ließ Mödlings Stadtoberhaupt, der das Amt erst im Juni 2024 von Langzeit-Bürgermeister Hans Stefan Hintner übernommen hatte, dann aber auch folgen: "Es war die große Herausforderung, den Menschen zu beweisen, dass wir in wenigen Monaten etwas in dieser Stadt bewegen können, leider ist uns das nur bedingt gelungen."
Auch Grün-Rot wäre rechnerisch möglich
Mit absoluter Mehrheit regierte die ÖVP in Mödling schon lange nicht mehr. Zuletzt setzte man auf wechselnde Koalitionen mit den Grünen oder der SPÖ. Beide stehen nun wieder als mögliche Partner zur Verfügung. Neu ist aber: Rot und Grün könnten rein rechnerisch diesmal die Volkspartei auch ganz ausbremsen.
Aufgrund ihres außergewöhnlich starken Abschneidens am Wahlsonntag würden sich die Grünen in einer Koalitionsvariante mit der SPÖ gar in der Führungsrolle wiederfinden. Sprecher Rainer Praschak, einst Vizebürgermeister unter Hans Stefan Hintner, will das im Gespräch mit dem KURIER nicht ausschließen. "Die ÖVP wurde von den Wählern abgestraft. Es ist also eindeutig eine Unzufriedenheit festzustellen mit der Arbeit in den vergangenen Jahren. Man muss sich genau anschauen, wie eine Zusammenarbeit in Zukunft aussehen kann."
Zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat
Seine Fraktion wolle jedenfalls "gerne wieder Verantwortung in der Stadt übernehmen", betont Praschak. Er freue sich über "ein Wahnsinnsergebnis, das uns unglaublich stolz und dankbar macht." Die Grünen hatten ihr bereits beachtliches Ergebnis aus dem Jahr 2020 halten können, liegen mit mehr als 26 Prozent der Stimmen und 11 Mandaten nur hauchdünn hinter der ÖVP. Als Grund für den Erfolg sieht Praschak "die jahrelange, konstruktive Arbeit für Mödling, die von den Menschen honoriert wird."
Als stimmenstärkste Fraktion erhebt die ÖVP um Michael Danzinger natürlich den Anspruch, wieder den Bürgermeister in einer Koalition zu stellen. Ob dies - wie in den letzten fünf Jahren - mit der SPÖ als Partner passieren soll, oder doch wieder - wie von 2010 bis 2020 - mit den Grünen, ist offen. Doch Danzinger positioniert sich auf KURIER-Nachfrage sehr deutlich: "Wir hatten in den letzten fünf Jahren eine gute, konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der SPÖ und ich würde es begrüßen, wenn wir das fortsetzen könnten."
SPÖ mit guten Karten
SPÖ-Vizebürgermeisterin Silvia Drechsler hatte im Wahlkampf den Anspruch angemeldet, Mödlings erstes weibliches Stadtoberhaupt werden zu wollen. Das wird wohl nicht gelingen, ein Zugewinn von mehr als vier Prozent bringt die Sozialdemokraten aber in eine sehr gute Verhandlungsposition für eine mögliche Verlängerung der Zusammenarbeit mit der ÖVP. Aber auch für Alternativen, die Drechsler offen lässt: "Wir sind in Feierlaune. Das Ergebnis zeigt schon deutlich, dass es einen starken Wunsch nach Veränderung in der Stadt gibt. Da ist jetzt viel möglich und wir schauen uns das an."
Im Wahlkampf kursierende Gerüchte über bereits vorab getroffene Absprachen zwischen SPÖ und Grünen weist die Vizebürgermeisterin allerdings deutlich zurück: "Wir haben vorher nichts vereinbart, aber jetzt werden wir alle Möglichkeiten prüfen."
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