Denkzettel für Müllsünder: Gelbe Säcke bleiben vor der Türe stehen

Im Bezirk Neunkirchen wurde erst heuer auf den Gelben Sack umgestellt
Umstellung auf neues Trennsystem sorgt für Wirbel im Bezirk Neunkirchen. Abfuhr nimmt falsch sortierte Müllsäcke nicht mit – es gibt Hunderte Fälle.

Joghurtbecher, Konservendosen, Getränkekartons: Seit 2023 gehören Verpackungen aus Kunststoff, Verbundmaterialien oder Aludeckel einheitlich in den Gelben Sack – alle Verpackungen außer Glas und Papier. Einzige Ausnahme in Niederösterreich war bisher der Bezirk Neunkirchen, wo der Reinhalteverband Grüne Tonne seit den 1980er-Jahren sein eigenes Wertstoff-Trennsystem verfolgte und die Fraktionen selbst sortierte.

Naserümpfen

Mit einigem Widerwillen und Zähneknirschen musste man sich allerdings der Entscheidung der damaligen Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) und einer Gesetzesnovelle beugen und mit 1. Jänner ebenfalls den Gelben Sack bzw. Tonne einführen – als letzter Bezirk in Niederösterreich. Die Umstellung sorgt derzeit aber für gewaltigen Ärger.

Seit einigen Wochen wird Disziplinlosigkeit bei der Mülltrennung streng geahndet. Die Firma FCC Neunkirchen Abfall Service GmbH aus Schlöglmühl hat die österreichweite Ausschreibung für die Abholung der Säcke und Tonnen im Bezirk Neunkirchen gewonnen.

Brennpunkt Wohnhausanlagen

Entdecken die Abholer bei Sichtkontrollen dabei Materialien, die nichts im Gelben Sack verloren haben, werden die Säcke einfach stehen gelassen und mit einem schriftlichen Denkzettel versehen. Der Wirbel ist groß. In den größeren Städten wie Neunkirchen, Ternitz, oder Wimpassing sind pro Abholungstermin mehrere hundert Haushalte betroffen.

Als Brennpunkte gelten Müllräume in großen Wohnhausanlagen, wo es um die Trennungsmoral und Sammeldisziplin nicht gut bestellt ist.

"Uns war klar, dass eine derartige Umstellung des Mülltrennsystems lange Zeit in Anspruch nehmen wird, bis es funktioniert“, erklärt Gerd Hettlinger, Geschäftsführer des Reinhalteverbandes Grüne Tonne. Dass die Säcke mit augenscheinlichen Fehlwürfen aber nicht mehr mitgenommen werden, habe ein Chaos verursacht. Durch die Gesetzesnovelle ist der Reinhalteverband nicht mehr selbst für Abholung und Sammlung zuständig.

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LH-Stellv. Stephan Pernkopf bei einem Besuch des Reinhalteverbandes Grüne Tonne in Neunkirchen mit GF Gerd Hettlinger (re.)

Politik reagiert

Die Mitarbeiter der FCC Abfall Service an den Müllwagen sind mittlerweile angehalten, Missstände bei der Trennung zu ahnden und die Säcke nicht mitzunehmen. Sie müssen vom Verursacher nachsortiert werden. Der Reinhalteverband bekommt Protokolle mit den jeweiligen Adressen der vermeintlichen "Müllsünder“.

"Wir kontrollieren dann nach und haben auch schon Irrtümer festgestellt. Auch die Abholer irren sich. Öfters kommt es vor, dass korrekt gesammelte Ware trotzdem stehen bleibt“, sagt Hettlinger.

Der Unmut bei den betroffenen Bürgern ist freilich groß. Die Causa beschäftigt mittlerweile die Politik. "Die Bevölkerung bezahlt für die Müllabfuhr und hat daher das Recht zu erwarten, dass der Abfall auch abgeholt wird“, sagt der Bezirksparteiobmann der FPÖ Neunkirchen, LAbg. Jürgen Handler.

Seiner Meinung nach sei es "untragbar, wenn Bürger ihre gelben Säcke zu Hause stapeln sollen, statt dass die Entsorgung ordnungsgemäß erfolgt. Diese Bevormundung ist nichts anderes als eine überflüssige und völlig absurde Erziehungsmaßnahme zulasten der Bevölkerung“, erklärt Handler.

Schlechtere Recyclingquote als zuvor

Auch der Reinhalteverband hadert mit der Umstellung und der Entscheidung des Ministeriums. "Wir haben dadurch jedenfalls eine schlechtere Recyclingquote als vorher“, meint Hettlinger.

40 Jahre lang habe das System im Bezirk sehr gut funktioniert. Die Wertstoffe wurden bisher in der Grünen Tonne selbst händisch sortiert und anschließend in den Kreislauf zurück geführt. "Wir waren mit dem System ab 1986 Vorreiter in Europa“, erklärt Hettlinger.

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