Das Land Niederösterreich und sein reiches Erbe

Es gilt als eine der schwersten, aber auch als eine der ehrenvollsten Aufgaben: Jedes Jahr tragen acht Personen aus der Runde der Wolkersdorfer Winzer bei der Fronleichnamsprozession die sogenannte Hauerfahne. Nun wurde der Brauch von der UNESCO-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Diese Tradition hält sich seit vielen Jahrzehnten im Weinviertel. Das Ausführen des Hauerfahns sowie des Hüterbaums ist insgesamt einer von fünf Einträgen im Bereich „Gesellschaftliche Praktiken in NÖ“ im Verzeichnis für immaterielles Kulturerbes. Die UNESCO begründet das u. a. damit, dass diese Praktik „die enge Verbundenheit der Ortschaft mit dem Weinbau“ widerspiegeln würde.
Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, wies auf die historische Bedeutung des Weinbaus hin. „Es ist den weinbautreibenden Familien und ihren vielen Helferinnen und Helfern gegönnt, diese einzigartige Fahne nach außen zu tragen und darauf stolz zu sein“, so Schmuckenschlager.

Die Hauerfahne in Wolkersdorf
Die UNESCO berücksichtigt beim immateriellen Welterbe zum Beispiel kulturelle Praktiken, Traditionen und Ausdrucksformen. So wurde 2022 die alljährliche Wallfahrt der Goldhauben-, Hammerherren- und Trachtengruppen des Mostviertels in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
- Immaterielles Erbe
Zum immateriellen Kulturerbe gehören Wissen und Können rund um kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Musik, Bräuche und Feste, traditionelle Handwerkstechniken - im Umgang mit den lokalen, natürlichen
Gegebenheiten - UNESCO Welterbe
UNESCO-Welterbe bezeichnet Stätten von außergewöhnlichem universellem Wert, die aufgrund ihrer kulturellen, historischen,
wissenschaftlichen oder natürlichen Bedeutung von
der UNESCO als schützenswert anerkannt werden - UNESCO
UNESCO ist die Abkürzung von „United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization“
Am 15. August findet die Veranstaltung wieder statt, schon seit mehr als 60 Jahren. Rund 800 Goldhauben-, Perlhauben- und Kopftuchträgerinnen sowie Hammerherren werden erwartet. Mehr als 300 Arbeitsstunden kostet es, um eine dieser speziellen Hauben herzustellen.

Die Kulturlandschaft Wachau
Niederösterreich ist allgemein reich an Kulturerbe. So zählt seit dem Jahr 2000 auch die Kulturlandschaft Wachau zum Welterbe Österreich. Das Gebiet zwischen Melk und Krems zeichnet sich durch seine vom Weinbau geprägte Landschaft aus. Diese zu erhalten ist eines der formulierten Ziele der 13 Wachaugemeinden.

Der Urwald Rothwald
Bewahrt werden soll auch der Urwald Rothwald, der das Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal beherbergt. Es ist der größte zusammenhängende Fichten-Tannen-Buchen-Urwald Mitteleuropas. Seit der letzten Eiszeit gab es vor Ort keine forstliche Nutzung, das Gebiet konnte sich ungestört entwickeln.

Die Semmeringbahn
Doch auch technische Innovationen werden von UNESCO gelistet, wie die Semmeringbahn seit 1998. Sie wurde 1854 eröffnet und ist eine der ersten Gebirgsbahnen Europas und verbindet Wien mit Graz. Die Strecke ist bekannt für ihre ingenieurtechnischen Meisterwerke, darunter etwa 14 Tunnel.

Das Heidentor als eines der Highlights in Carnuntum
Im Jahr 2021 wurde der an der Donau gelegene Abschnitt des Limes zum UNESCO-Welterbe ernannt. Das Gebiet war Teil der weitaus größeren Grenze des Römischen Reiches, die das Mittelmeer umschloss. Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) nimmt entlang des Limes eine wichtige Stellung ein. Heute können dort vollständig rekonstruierte Gebäude aus der Zeit des Römischen Reichs besichtigt werden.

Die Kurstadt Baden bei Wien
Baden wiederum wurde als eine der wichtigsten Kurstädte Europas im Jahr 2021 zum Welterbe. Die historischen Anlagen bestehen immer noch und laden auch heute zum Verweilen ein. Selbst Kaiserin Maria Theresia war gern gesehener Gast in Baden.
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