O Tannenbaum, wie wirst du ökologischer?
2,8 Millionen Christbäume werden laut Landwirtschaftskammer Österreich jährlich verkauft. 90 Prozent davon kommen aus heimischer Erzeugung. Es ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftszweig und eine wichtige Einnahmequelle für Waldbesitzer bzw. Landwirte. Der absolute Anbau-Hotspot Österreichs liegt in Niederösterreich – genauer gesagt im südlichen Waldviertel, in der Region Jauerling.
Christbaum-Versuchsfeld im Nationalpark Jauerling-Wachau.
„Die Böden und das Klima sind hier ideal“, erklärt Josef Reithner, Obmann der ARGE der niederösterreichischen Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten. Er kommt aus Maria Laach am Jauerling, der selbst ernannten „Christbaumgemeinde“. „Wir haben nicht einmal 1.000 Einwohner, aber über 70 Christbaumbauern, beinahe jeder hat Christbäume“, so Reithner. Für viele sichern sie die Existenz. Damit das auch in Zukunft so bleibt, wird in der Region an der Baumzucht geforscht – konkret geht es darum, dass der Wirtschaftszweig umweltverträglicher wird.
Gemeinsam mit dem Naturpark Jauerling-Wachau und der LEADER-Region Wachau-Dunkelsteinerwald setzt die ARGE NÖ Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Ökologisierung der Christbaumproduktion am Jauerling um.
ARGE-Obmann Josef Reithner setzt sich für die Christbaumbauern ein.
Im Zentrum steht die Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. „Wir setzen schon einige Jahre auf Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln bzw. setzen Techniken ein, um weniger davon zu verwenden. Wir arbeiten so umweltschonend wie möglich“, erklärt Reithner, doch nun gehe es darum, auch eine wissenschaftliche Basis zu finden, von der die ganze Branche profitieren kann. „Viele bei uns bringen etwa Schwefel gegen die Tannentrieblaus aus“, führt der Experte aus. Die Bio-Pflanzenschutzmittel, die der Branche derzeit zur Verfügung stehen, seien um ein Vielfaches teurer bzw. müssten öfter ausgebracht werden, als andere – wodurch sich die Kosten für die Bauern ebenfalls erhöhen.
Forschungsneuland
Nicht zu unterschätzen sei auch die Begrünung bei der Christbaumzucht. „Es gibt invasive Unkräuter, die sind selbst mit Pflanzenschutzmittel schwer zu bekämpfen. Durch spezielle Grasmischungen, die angebaut werden sollen, wollen wir das unterdrücken“, so Reithner. Doch diese Mischungen seien um ein Vielfaches teurer – er rechnet vor, dass man für einen Hektar über 1.000 Euro einsetzen müsste, für die „konventionelle Mischung“ etwa 60 bis 80 Euro pro Hektar. Dennoch könnte es sich langfristig rentieren – man müsste weniger oft aussäen und auch mähen.
Die erste Gräsermischung sei im Herbst auf Versuchsflächen des Projektes ausgebracht worden. Verschiedene Mischungen sollen ausprobiert werden. Christbäume seien für die Forschungsinstitute hier noch Neuland. „Was bei den Versuchen rauskommt, wissen wir in drei Jahren“, so der ARGE-Obmann.
Naturpark Jauerling
Der Naturpark Jauerling-Wachau koordiniert die Umsetzung des Forschungsprojekts und sorgt für den Wissenstransfer in die Betriebe. Mathilde Stallegger, Geschäftsführerin des Naturparks, begrüßt die aktiven Schritte der ARGE Christbaum in Richtung ökologischer Bewirtschaftung – „gemeinsam schaffen wir so Mehrwert für Natur, Landwirtschaft und Bevölkerung“, ist sie überzeugt.
In Workshops, Feldtagen und Erfahrungsaustauschen sollen die Ergebnisse regelmäßig vorgestellt und diskutiert werden. Das Projekt läuft bis August 2028.
Kommentare