„Ja, es ist eine Herausforderung. Wenn man es einige Monate lang macht, wird es aber auch zur Normalität“, sagt Captain Gugg, wie der 46-Jährige genannt wird. Mit seiner knapp zehn Meter langen Yacht startete er am 4. September 2022 an der französischen Westküste und sollte 30.000 Seemeilen (mehr als 55.000 Kilometer) zurücklegen, ehe er nach 249 Tagen und 17 Stunden auf See wieder einen Fuß auf festen Boden setzen konnte.
Drei Jahre Vorbereitung
Ein Unternehmen, das nicht ohne entsprechende Vorbereitung gelingen kann. „Ich hatte mich schon 2018 zum Rennen angemeldet, war damals aber noch nicht so weit. Daher habe ich das wieder abgeblasen“, erzählt Guggenberger. Die kommenden Jahre nutzte er umso intensiver: „Für Vorbereitung und Training. Drei Jahre insgesamt, davon zwei, in denen ich sonst nichts mehr gemacht habe.“
Als Kulissenbauer beim Film habe er ausreichend Möglichkeit dazu gehabt: „Da gab es immer wieder längere Pausen zwischen Projekten, um mich meiner wahren Passion zu widmen.“ Inzwischen sei eine Rückkehr in den alten Job ungewiss, sagt der Maria Enzersdorfer. „Durch den Erfolg haben sich neue Möglichkeiten ergeben. Und das Segeln liegt mir einfach mehr, als in der Werkstatt zu stehen.“
Lesen und Ukulele spielen
Seine Tage auf See habe er strikt durchgeplant. „Damit es zu keiner mentalen Krise kommen kann.“ Langeweile sei kaum zum Problem geworden: „Man ist mit Navigieren und Lenken des Bootes beschäftigt. Es gab auch jeden Tag etwas zu reparieren. Außerdem ist man immer so müde, dass man jederzeit schlafen kann.“
Die übrige Zeit wurde mit lesen, Musik hören und Ukulele spielen verbracht. Essen, Trinken, Medikamente und technisches Equipment waren von Anfang an an Bord. „Ich hatte 450 Liter Wasser dabei und habe außerdem 600 bis 700 Liter Regenwasser gesammelt“, erzählt der Abenteurer. Ungefähr vier Liter Wasser konsumierte er pro Tag.
Gefährliche Situationen
Die Route plante er selbst. „Es gab ein paar fix vorgegebene Wegpunkte, aber dazwischen war viel Spielraum. Es ist letztlich auch Glück, wie der Wind gerade geht, ob man wirklich direkt auf das Ziel zufahren kann.“ Und natürlich gab es brenzlige Situationen. „Mittlerweile glaube ich ja, dass die ganze Unternehmung an sich gefährlich ist“, meint Captain Gugg lachend.
Piraten seien keine Gefahr gewesen: „Weil ich mitten auf dem Ozean unterwegs war, wo es kaum Schiffsverkehr gibt. Außerdem war ich kein Ziel, weil ich ja keine teure Ladung an Bord hatte.“
Zweimal gekentert
Zweimal kenterte er. „Bei acht oder neun Meter hohen Wellen, ich wurde aber nicht über Bord geschwemmt. Und das Boot richtete sich nach ungefähr einer Minute wieder von selbst auf“, schildert er. An der Kippe stand das Abenteuer, als die wasserdichte Türe seines Bootes zufiel: „Da hatte ich Finger und Kopf drin.“ Rissquetschwunden an den Händen und Blessuren am Kopf waren die Folge. „Ich habe mich mit dem Notrufgerät aufs Bett gelegt und gewartet, ob ich ohnmächtig werde“, erzählt Guggenberger.
Ausgelöst hat er den Notruf nicht.
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