Tonkünstler-Chefdirigent kritisiert Orchester-Aus in Baden

Die Kritik rund um die geplante Auflösung des Orchesters der Bühne Baden reißt nicht ab. Fabien Gabel, Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, warnte vor dem geplanten Aus und meinte: „Ein Orchester aufzulösen, ist ein beunruhigendes Signal für unsere Kultur.“
Im Zuge einer Strukturreform soll das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ab der Saison 2027/28 schrittweise die Bespielung der Bühne Baden übernehmen. Abgeschlossen werden soll das Vorhaben laut der NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) mit der Spielzeit 2029/30. Während das Tonkünstler-Orchester um etwa 15 Personalstellen aufgestockt wird, fällt das bestehende Ensemble des Orchesters der Bühne Baden mit 25 Musikerinnen und Musikern weg.
Am Freitag meldete sich Fabien Gabel, seit heuer Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters, zu Wort: „Mit allem Respekt für jede musikalische Form und für all die Arbeit, die das Theater Baden leistet, ist es nicht die Aufgabe der Tonkünstler, zusätzlich zu einem bereits vollen Terminkalender ein Repertoire von der Operette bis zum Musical zu spielen. Wir sind kein auf Operette und Musical spezialisiertes Ensemble; diese Genres erfordern spezifische Abläufe, Probenstrukturen und Personalprofile sowie eine realistische Personalplanung, Terminierung, faire Bedingungen und eine transparente mehrjährige Planung.“

Das Orchester der Bühne Baden soll aufgelöst werden.
Und weiter meinte er: „Meine Ernennung zum Chefdirigenten basierte auf einer starken, über Jahre gewachsenen künstlerischen Beziehung zwischen den Musikerinnen und Musikern und mir sowie auf einer ehrgeizigen künstlerischen Vision, um deren Ziele ich mich nun ernsthaft sorge.". Er habe zum jetzigen Zeitpunkt "keine Garantie für die Aufrechterhaltung der künstlerischen Qualität in meiner künftigen Zusammenarbeit mit dem Tonkünstler-Orchester. Diese Tatsache beunruhigt mich sehr.“
Er bedauere zutiefst, „dass ich von der Regierung des Landes Niederösterreich zu keinem Zeitpunkt konsultiert wurde, um meine künstlerische Meinung zu äußern“. Seine volle Solidarität gelte den Musikerinnen und Musikern der Bühne Baden.
Vermittlungsangebot
Auch Badens Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) meldete sich in der Causa am Freitag zu Wort. „Obwohl die Stadt Baden in dieser Angelegenheit keinerlei Mitspracherecht hat, ist es uns wichtig, sofort einen Vermittlungsprozess einzuleiten“, betonte Jeitler-Cincelli. Ein gemeinsames Gespräch soll einen Raum bieten, „in dem alle Stimmen gehört werden und auch auf alle Argumente eingegangen werden kann“.
„Aus wirtschaftlichen Aspekten sind Reformen sichtlich notwendig und nachvollziehbar. Doch eine Fusionierung dieser beiden unterschiedlichen Orchester erfordert viel Sensibilität und Kommunikation.“ Die Bürgermeisterin habe daher diese Woche mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) telefoniert und andere Entscheidungsträger kontaktiert, „damit auch jetzt noch ein gemeinsamer Weg ermöglicht werden kann“. Dafür brauche es „Feingefühl und Verständnis für die Bedürfnisse, Ängste und Positionen des Gegenübers“, hob Jeitler-Cincelli hervor. Zum Austausch seien die kaufmännischen wie künstlerischen Vertreter der NÖKU, der Bühne Baden sowie deren Personalvertretungen eingeladen.
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