"Wollte Explosionen sehen": Serienbrandstifter von St. Pölten vor Gericht

Draußen, vor dem Schwurgerichtssaal im Landesgericht St. Pölten, sitzen die Opfer und warten darauf, in den Zeugenstand gerufen zu werden.
Es waren ihre Autos, die von einem 31-Jährigen in Brand gesteckt wurden. „Man bleibt auf dem Schaden sitzen, von der Versicherung kommt da fast nichts“, sagt einer der Geschädigten.
Auf der Anklagebank, nur ein paar Meter entfernt, legt unterdessen jener Serienbrandstifter ein Geständnis ab, der in der Landeshauptstadt monatelang für Unruhe in der Bevölkerung gesorgt hatte. Der Niederösterreicher, der seit seiner Geburt gehörlos ist, soll siebenmal zugeschlagen haben.
Die Methode war immer gleich: Er schlug bei den Autos eine Scheibe ein, zündete ein Papiersackerl an und warf es in den Pkw. Die meisten Fahrzeuge brannten völlig aus, auch Hausfassaden fingen Feuer.
"Er hat soziale Defizite"
Die Rechtsanwältin des Angeklagten beschreibt ihren Mandanten als jemanden, der es im Leben bislang sehr schwer hatte.
Der Vater früh verstorben, die Mutter beendete den Kontakt mit ihm, mit der Großmutter soll es immer wieder erhebliche Differenzen gegeben haben. Schließlich sei der junge Mann sogar auf der Straße gelandet. „Er hat“, so die Rechtsanwältin, „erhebliche soziale Defizite.“
Der Angeklagte selbst sagt, dass er bei den Brandanschlägen nicht bei Sinnen gewesen sei. „Ich hatte das Gefühl, als wäre ich jemand anderer. Ich konnte das alles nicht mehr steuern.“
Allerdings gab der 31-Jährige auch zu Protokoll, dass ihn seine Taten fasziniert hätten. Er wollte sogar noch mehr. „Ich fand es schade, dass die Autos nicht explodierten – so wie es in den Filmen immer passiert.“
Von Überwachungskamera gefilmt
Schließlich konnte der Brandstifter von Ermittlern des Landeskriminalamtes Niederösterreich und dem Stadtpolizeikommando St. Pölten ausgeforscht werden. Eine Überwachungskamera hatte den mutmaßlichen Täter gefilmt.
Ob der Angeklagte zurechnungsfähig ist, muss das Gericht noch klären. Der Prozess wurde vertagt; beim nächsten Termin im Juni soll dann ein Gutachter zu Wort kommen.
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