„Ich habe viele Jahre Musical gespielt, auch im Ausland“, erzählt der gebürtige Ottakringer, der sich mittlerweile aber auch im Weinviertel zu Hause fühlt. Klingende Namen wie „West Side Story“, „Sister Act“ oder „Jesus Christ Superstar“ finden sich in seiner Vita, wobei er in den großen Häusern des deutschsprachigen Raums auf der Bühne stand. Einer der heiß begehrten Studienplätze am Konservatorium in Wien öffnete ihm dabei Tür und Tor.
Lange Zeit war das Viktorins Welt: aus dem Koffer leben, von einer Stadt in die nächste ziehen, begehrte Rollen für sich ergattern – als er völlig unverhofft eine neue Leidenschaft für sich entdeckte. „Ein Kollege und ich machten gerne gemeinsam Musik. Irgendwann beschlossen wir, damit auch aufzutreten“, erzählt Viktorin. Erstmals stand er, der normalerweise in den großen Ensembles spielte, mit nur zwei Kollegen auf der Bühne und gab seine Eigenkompositionen anstatt weltbekannter Songs zum Besten. „Da hatte ich neues Blut geleckt“, muss er lachen.
Ein Moment, der Viktorins weiteren Werdegang entscheidend prägend sollte. Denn die Idee, dem Publikum näher zu sein, seine eigenen Lieder und auch Gedanken auf die Bühne bringen zu dürfen, ließ ihn nicht mehr los. Mit seiner Kollegin Bettina Bogdany, selbst aus dem Musicalfach, wagte er dann einen ersten Schritt: Das Duo „BE-Quadrat“ war geboren, das mit Songs und Texten das Publikum unterhielt.
Bühne frei
„Ganz alleine aufzutreten, hatte ich mir zuerst nicht zugetraut“, gibt Viktorin ehrlich zu. Obwohl sich mit der Zeit immer mehr Material und auch Lieder ansammelten, die in ein Duo-Programm einfach nicht hineinpassten. Doch Viktorins Selbstvertrauen wuchs mit jedem Auftritt – und auch der Wunsch, ganz alleine auf der Bühne zu stehen: als Kabarettist. Was auch den Titel seines ersten Programms, „Endlich! allein“, erklärt. Allein auf der Bühne nämlich. Wobei der Start für ihn alles andere als einfach war: „Die Premiere hätte am 13. März 2020 stattfinden sollen“, sagt Viktorin, dem die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung machte.
„Im Nachhinein betrachtet hatte ich damit aber auch die Gelegenheit, in meine neue Rolle hineinzuwachsen“, weiß er rückblickend. Und eine Steilvorlage lieferte der Titel, der eigentlich für seinen Weg auf die Kabarettbühnen des Landes stand, angesichts von Lockdown und Co. für seine weiteren Auftritte natürlich auch.
Heute kann Viktorin mit voller Überzeugung sagen: „Ich bin Kabarettist.“ Was er mit seinem neuen Programm, „Irgendwas mit Menschen“, seit Anfang des Jahres erneut unter Beweis stellt. Dabei liegt es ihm fern, sein Publikum zu belehren – auch wenn ernste Themen sehr wohl zur Sprache kommen.
„Kabarett soll vor allem eines sein: lustig“, ist er überzeugt. Und zwar für alle Zuschauer, ungeachtet ihres eigenen Humors. „Es soll auch zum Nachdenken anregen, aber nicht beleidigen oder mahnen. Dafür haben wir von Priester bis Politiker andere.“
Wobei gute Texte für Viktorin nur ein Teil seiner Arbeit sind; die Performance auf der Bühne, die Bewegungen, Gesten und Blicke, seien mindestens genauso entscheidend. „Es ist ein Handwerk. Zum Glück habe ich das studiert!“
Professionell
Trotz langjähriger Bühnenerfahrung ist für Viktorin klar: Witzig sein, das ist in seinem Fall eine Profession. Halbe Sachen macht er daher nicht. „Um etwas auf der Bühne zu vertreten, muss ich es gut genug können. Die Menschen zahlen dafür, und sie wollen einen Profi sehen“, betont er.
Die Bühne für sich alleine zu haben, macht sich Bernhard Viktorin also alles andere als leicht. Wobei: So ganz alleine ist er nun auch wieder nicht – selbst als Kabarettist. Denn ohne einem Publikum, das mitzieht, kann ein gutes Programm für Viktorin nicht gelingen. „Darum sage ich meinem Publikum auch: ,Sie sind zu mindestens 50 Prozent für den Erfolg des Programms verantwortlich.‘ Wenn von den Zuschauern nichts kommt, kann ich mir einen Wolf spielen. Das Publikum muss also auch für sich selbst lachen“, weiß er aus Erfahrung.
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