Neue Ausstellung in Baden: Von Bildern berührt und beglückt

Neue Ausstellung im Rainer Museum in Niederösterreich.
Sich zur Verschönerung Bilder an die Wände hängen, machen ja viele gerne. Helmut Zambo ist da keine Ausnahme. Doch was ihn und seine Wohnräume besonders machen, sind sowohl die Qualität als auch die Quantität des Wandschmucks.
Kommen bei dem Unternehmensberater und Kunstsammler doch keine schnöden Kunstdrucke, sondern nur Originale infrage. Und zwar viele. Und zwar besondere. Oder besser: Kamen, denn im Vorjahr sind knapp 800 Bilder im Wert von mehr als 31 Millionen Euro abhandengekommen.

Kunstsammler Helmut Zambo
Doch keine Angst, die „Kunsträuber“ erschienen auf ausdrückliche Einladung. Schenkte der 85-Jährige einen großen Teil seiner Sammlung doch dem Land Niederösterreich. Nun landen etliche seiner Bilder wieder an den Wänden. Im Arnulf--Rainer-Museum in Baden.
Wie Jünger und Messias
„Ich habe eine Heimat für meine Bilder gesucht. Hier kann meine Sammlung zusammenbleiben und in den Museen des Landes präsentiert werden“, sagte Zambo.
Über Jahrzehnte war er in der internationalen Unternehmensberatung tätig und leitet heute als geschäftsführender Gesellschafter den Hamm-Kliniken Verbund mit Sitz in Baden-Württemberg.
Doch neben dieser beruflichen Karriere war Helmut Zambo mehr als sechzig Jahre lang vor allem eines: ein Sammler, der einzelne Künstler ein Leben lang begleitete.
„Ich hab ja schon mit 16 Jahren angefangen“, meint er bescheiden, wenn man ihn nach der unglaublichen Größe seiner Sammlung fragt. Einer hatte und hat es Zambo besonders angetan: Arnulf Rainer.
„Es hat einmal jemand über meine Beziehung zu Arnulf Rainer gesagt: Er ist dein Messias und du bist sein Jünger. Für mich ist er ein Genie und einer der größten Künstler überhaupt“, sagt er.
Seinen ersten Rainer hat Zambo als junger Werkstudent 1960 in Wien direkt im Atelier von Rainer gekauft – auf Raten. Zu dem ersten Bild („Der Absturz“) gesellten sich später noch viele andere.
„Sofort begeistert“
Ein weiteres Sammelfeld eröffnete sich ebenfalls durch diese Verbindung. „Meine Begeisterung für Art Brut wurde durch einen Atelierbesuch bei Arnulf Rainer Mitte der 1960er-Jahre geweckt. Dort kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit der Kunst aus Gugging und war sofort begeistert“, erzählt Zambo.
Möge ihnen die Begegnung mit diesen Kunstwerken die Augen öffnen und sie für ihre einzigartige Schönheit und Ausdruckskraft sensibilisieren.
Kunstsammler
Nun ist diese Verbindung von Arnulf Rainer und „Art Brut“ Thema einer Ausstellung im Rainer Museum in Baden. Und Helmut Zambo, heute noch Vorstand der Privatstiftung Künstler aus Gugging und Vorstandsmitglied des Vereins Freunde des Hauses der Künstler in Gugging, wünscht sich, dass es den Besucherinnen und Besuchern des Rainer Museums ähnlich wie ihm vor 60 Jahren ergehe.
„Dass sie von den Bildern berührt und beglückt werden. Möge ihnen die Begegnung mit diesen Kunstwerken die Augen öffnen und sie für ihre einzigartige Schönheit und Ausdruckskraft sensibilisieren.“
Entdecker und Sammler der ersten Stunde
Jean Dubuffet, der den Begriff „Art Brut“ 1945 prägte, beschrieb damit einen radikalen Gegenentwurf zum etablierten und auf Kommerz gepolten Kunstbetrieb. Diese „rohe Kunst“ faszinierte Arnulf Rainer.
„Er zählt zu den Entdeckern und ersten Sammlern der Kunst aus Gugging. Diese Ausstellung ist seiner lebenslangen Beschäftigung mit ,Art Brut’ gewidmet“, sagt Kurator Nikolaus Kratzer.
In den 1970er-Jahren entstanden Rainers Art-Brut-Hommagen, bei denen er Bilder von Künstlern wie Johann Hauser, Jean Dubuffet, Antonin Artaud oder Friedrich Schröder-Sonnenstern übermalte. 1984 arbeitete er bei zwei Zeichnungen mit Fritz Koller und bei einer mit Hauser zusammen. Zu sehen ebenfalls in Baden.
1994 entstanden 58 gegenseitige Übermalungen mit Künstlern aus Gugging. Wobei Rainer den Gugginger Künstler Johann Hauser bewunderte, dem es gelang „durch die Qualität seines künstlerischen Werkes 99 Prozent der professionellen Maler zu degradieren“, schreibt Rainer.
„Sowohl Rainers Arbeiten als auch die Werke von Vertreterinnen und Vertretern der Art Brut bestechen durch eine ganz spezielle Form der Unmittelbarkeit des Ausdrucks“, betonen Kratzer und Zambo. Dessen Wände zu Hause übrigens nicht lange leer geblieben sind. Es haben sich noch einige Bilder im Keller gefunden.
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