Blaue Wand, weiße Schrift: 30.000-Euro-Kunstprojekt ziert Kremser Brücke

Eine Gruppe an Menschen steht unter einer Brücke, die Wände wurden frisch mit blauer Farbe und weißer Schrift versehen.
Mit dem neuen Anstrich der Eisenbahnbrücke soll ein Abschnitt der Kremser Kunstmeile visuell aufgewertet werden.

Ein Satz in weißer Farbe auf blauem Grund ziert seit Kurzem die zwischen Schillerstraße und Museumsplatz gelegene Eisenbahnbrücke in Krems. "Wen/was wir nicht (mehr) sehen können" ist in überdimensionierten Blockbuchstaben beim Durchqueren des Abschnitt entlang der Kunstmeile zu lesen.

Was hinter den Worten steckt, erklärt Doris Denk bereitwillig: "Es geht um Erinnerung, es geht um Wahrnehmung und es geht ganz stark auch um Nichtwissen", so die Bereichsleiterin für Kultur und Bildung im Magistrat Krems. Mit dem neuen Anstrich der Unterführung sollen Passantinnen und Passanten auf historische Ereignisse aufmerksam gemacht und daran erinnert werden, dass sich das Stadtbild stetig wandelt und viele heute bekannte Orte früher eine ganz andere Bedeutung oder Nutzung hatten.

"Akzente setzen"

Die Brücke habe man bereits länger als "eher tristen Anblick" empfunden, erklärt Denk die Hintergründe des Projekts. "Und da ist es uns ganz stark darum gegangen, eben auch hier mit Kunst im öffentlichen Raum Akzente zu setzen und dieses Wegstück auch attraktiver zu machen", heißt es aus dem Kremser Magistrat. In Zusammenarbeit mit dem Land wurde einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Man lud drei Kunstschaffende ein. Die von ihnen präsentierten Ideen wurden von einer Jury bewertet. Schlussendlich fiel die Wahl auf die gebürtige Waldviertlerin Käthe Löffelmann.

Die Künstlerin steht mit einem Pinsel vor der Wand und bemalt die Unterführung. Ihr Blick ist auf die Kamera gerichtet, in einer Hand balanciert sie einen Farbdeckel.

Katharina "Käthe" Löffelmann ist eine multidisziplinäre Künstlerin mit Wohnsitz in Wien.

"Als ich die Brücke zum ersten Mal sah, war sofort klar: Dieser Ort trägt viel in sich. Ich arbeite gerne mit Sprache, weil sie Abstraktion zulässt – hier war sie der Schlüssel, um Geschichte und Gegenwart miteinander zu verweben", beschreibt die Künstlerin selbst ihren Zugang bei der Eröffnung.

Gemischte Reaktionen

Der gesamte Prozess – vom Projektbeginn bis zum fertiggestellten Werk – dauerte rund ein Jahr und kostete 30.000 Euro: 20.000 Euro trägt die Stadt, 10.000 das Land. In den vergangenen Wochen war die Künstlerin damit beschäftigt, das Konzept auf die Steinwand zu übertragen. Bereits im Entstehungsprozess gab es erste Reaktionen auf die Neugestaltung des Bauwerks. Die Künstlerin sei während ihrer Arbeit immer wieder angesprochen worden und habe von positiven Begegnungen berichtet, so Denk.

Gleichzeitig ist der Stadt auch die Diskussion in den sozialen Medien nicht entgangen. Online wird die künstlerische Arbeit unterschiedlich wahrgenommen. Einige freuen sich über die Aufwertung, andere wundern sich über die Kosten oder stören sich an dem Motiv. "Das ist ja meistens so, wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht", zeigt sich die Bereichsleiterin entspannt. "Kunst soll ja zu Diskussion anregen und sie muss ja auch nicht gefallen." 

Viel mehr solle sie zum Staunen bringen, zum Nachdenken anregen. Sie könne, so Denk, natürlich auch anecken, irritieren, Diskussionen anregen. Letzteres dürfte mit Sicherheit gelungen sein.

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