Die Pendler haben mitgezählt: Von 8. bis zum 30. Juli kam es auf der Strecke der Nordbahn zu 30 Ausfällen. Aber auch überfüllte Abteile, verschlossene Toiletten und defekte Klimaanlagen sorgten in der Vergangenheit immer wieder für großen Ärger. Der Weg von Bernhardsthal im Weinviertel nach Wien ist für viele ÖBB-Kunden oftmals also ein beschwerlicher oder gar nicht möglich.
Keine Besserung
Dazu kommt, dass der Bahn-Ärger schon lange anhält. Bereits im Herbst des Vorjahres berichtete der KURIER über massive Probleme auf der Nordbahn-Strecke. „Die Bedingungen für Pendler werden immer unerträglicher“, klagte Elvira Führer, Sprecherin der Bürgerinitiative „Beschleunigung der Nordbahn“, damals.
Nun muss sich auch die Landespolitik verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen. Die FPÖ hat dieser Tage eine Anfrage an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (beide ÖVP) geschickt. Die Freiheitlichen wollen rasch erklärt bekommen, warum die Situation nach wie vor nicht besser geworden ist.
„Zuerst die Menschen auf die Schienen zwingen und dann nicht die Ressourcen zur Verfügung stellen“, empört sich FPÖ-Verkehrssprecher Dieter Dorner. Laut seinen Angaben wurde bereits eine Kindergartenpädagogin gekündigt, weil sie aufgrund der Ausfälle immer wieder zu spät zur Arbeit kam. Die Leiterin eines Reisebüros in Wien musste ebenfalls den Job wechseln.
Streckensanierung
Seitens der ÖBB ist man sich den Problemen bewusst, betont aber auch, dass derzeit auf der Strecke umfassende Sanierungsarbeiten stattfinden. „Der Streckenausbau der Nordbahn ermöglicht künftig höhere Zugfrequenzen sowie einen verdichteten Schnellbahntakt zwischen Wien und Gänserndorf. Die rund 66 Kilometer der Strecke sollen insgesamt unter laufendem Betrieb modernisiert werden – deshalb kommt es im Laufe des Jahres und je nach Bauphase immer wieder zu Anpassungen im Fahrplan“, betont Sprecherin Julia Krutzler auf KURIER-Anfrage.
Das Land Niederösterreich verspricht, den Ursachen auf den Grund gehen zu wollen. „Als Land sind wir zwar Besteller, aber nicht Betreiber der Nordbahn – dies sind die ÖBB. Wir nehmen die Rückmeldungen und Hinweise der Fahrgäste natürlich ernst und werden die Umstände – wie in solchen Fällen üblich – von den Bundesbahnen prüfen lassen. Sollten diese Zugausfälle keinen äußeren Umständen geschuldet sein, werden wir hier natürlich schnellstmöglich reagieren“, sagt Landesrat Ludwig Schleritzko.
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