Aus für Pflegeheim sorgt für Kritik in Gerasdorf
Die Enttäuschung ist groß in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg). Schon seit mehreren Jahren hatte die Gemeinde dort ein neues Pflegeheim als Teil eines „Generationendorfes“ neben Volksschule und Kindergarten geplant. Doch während Begleitetes Wohnen bereits in Betrieb genommen werden konnte und für Junges Wohnen immerhin schon der Rohbau steht, musste man nun überraschend eine Absage des Landes in Sachen Pflegeheim hinnehmen.
Und das, obwohl 2017 die Grundsteinlegung in Anwesenheit der damals zuständigen NÖ-Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) erfolgt war. Nun wird das Projekt abgelehnt, weil es zu klein ist. Nur Pflegeheime mit mehr als 140 Plätzen würden genehmigt, heißt es seitens des Landes, weil kleinere Häuser nicht wirtschaftlich zu führen seien. Für ein größeres Heim sei der Bedarf in Gerasdorf aber nicht vorhanden. Das sieht Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ) allerdings anders. Es gebe genug Bedarf, meint er. Derzeit würden 31 Gerasdorferinnen und Gerasdorfer in anderen Heimen – auch in Wien – betreut. „Und für unser geplantes neues Haus liegen schon mehr als 20 Anmeldungen vor“, betont Vojta.
Suche nach Alternativen
Der Bürgermeister behauptet, vom Land bereits eine Zusage für einen Zuschuss für 35 Betten erhalten zu haben – sogar schriftlich. Die Gemeinde kaufte deshalb das Grundstück an und fand einen Betreiber. Einreichpläne für ein Haus mit 108 Betten liegen vor. Man wäre sogar bereit gewesen, nötige Zuschüsse zu übernehmen, damit das Pflegeheim kostendeckend arbeiten kann. Nun müsse man sich aber auf die Suche nach Alternativen machen. Möglich wäre etwa eine Tages- oder Kurzzeitbetreuungseinrichtung, die auch vom Land befürwortet werde.
Sanierungen
Unterdessen hat das Land Niederösterreich am Donnerstag angekündigt, in den Ausbau von Pflege- und Betreuungseinrichtungen kräftig investieren zu wollen. Geplant sind Neu-, Zu- und Umbauten sowie technische Sanierungen.
Bauprojekte sollen an den bestehenden Standorten in Bad Vöslau (Bezirk Baden), Waidhofen a. d. Ybbs, Eggenburg (Bezirk Horn), Hollabrunn, Mistelbach, Hainburg (Bezirk Bruck a. d. Leitha), Scheibbs und Laa a. d. Thaya (Bezirk Mistelbach) verwirklicht werden. Für zwölf weitere Einrichtungen sind technische Sanierungen (Klimaanlagen etc.) vorgesehen. Kostenpunkt: rund 300 Millionen Euro.
Die vergangenen 15 Monate hätten „hautnah vor Augen geführt, wie wichtig, sensibel und wertvoll“ der Pflege- und Betreuungssektor für die Gesellschaft sei, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. „Im Umgang mit der Corona-Krankheit war es einerseits notwendig, die älteren Menschen besonders gut vor einer Infektion zu schützen und andererseits darauf zu achten, dass die Menschlichkeit und der soziale Zusammenhalt, die gerade im Pflege- und Betreuungsbereich so wichtig sind, nicht verloren geht“, so Mikl-Leitner.
Impfbereitschaft
Mit dem aktuellen Ausbau- und Modernisierungsprogramm werde der demografischen Entwicklung Rechnung getragen, führte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) ins Treffen.
Der Anteil der Über-60-Jährigen in Niederösterreich werde bis 2030 auf 32 Prozent steigen, jener der Über-75-Jährigen auf zwölf Prozent. „Bis 2030 werden wir deshalb rund 2.000 zusätzliche Plätze in den Pflege- und Betreuungszentren brauchen“, rechnete die Landesrätin vor.
Besonders im Blickpunkt standen die Einrichtungen in den vergangenen Monaten im Zusammenhang mit Covid-19. Hier gibt es nun endlich gute Nachrichten. Laut Teschl-Hofmeister liegt kein Corona-Fall bei den Bewohnern von Pflege- und Betreuungszentren vor. Die Impfbereitschaft betrage 85 Prozent bei den Bewohnern und 67 Prozent bei den Mitarbeitern.
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