Auf 16.000 Quadratmetern Waldgebiet können bis zu 80 Tiere in Not zur Ruhe kommen und ein temporäres oder dauerhaftes Zuhause finden.
13.08.23, 19:14
Idyllisch liegt er da, mitten in den grünen Wäldern von Stockerau: der neue Assisi-Hof des Österreichischen Tierschutzvereins. Seit wenigen Wochen genießen hier die ersten Bewohner – die Zwergesel Sokrates und Aristoteles, fünf Schafe, vier Ziegen, sechs Katzen, vier Hunde sowie zwei Welpen – die Ruhe.
Die von der angrenzenden Autobahn A22 kommenden Geräusche würden sie nicht stören, versichert Geschäftsführer Alfons Hargaßner.
Das 16.400 Quadratmeter große Areal am Donaulände-Uferweg 58 ist ein Zufluchtsort für verletzte und verstoßene Tiere und für solche, deren Besitzer sich nicht mehr um sie kümmern können. Das Waldgebiet wurde von der Gemeinde Stockerau in Form einer Pacht zur Verfügung gestellt und soll den aufgenommenen Tieren ein möglichst artgerechtes Zuhause bieten.
Kleintiere in Vergabe
„Wir sind kein klassisches Tierheim und kein Streichelzoo“, betont Hargaßner bei einem Lokalaugenschein des KURIER. Man würde großen Wert auf die Nähe zur Natur und ihren Erhalt legen. Dies ist ein Mitgrund dafür, dass die Bauarbeiten mit Kosten in Höhe von 250.000 Euro länger als angenommen gedauert haben: Immerhin wurden bei der Planung verschiedene Behörden wie das Forstamt hinzugezogen.
„Wir haben darauf geachtet, möglichst wenige Bäume zu fällen“, erzählt Hargaßner. Stattdessen plante man sie ,wo es möglich war, in die Gehege ein.
Holz ist überall das vorherrschende Material. Selbst die Tränke bei den Schafen und Ziegen sowie die Spiel- und Versteckmöglichkeiten im noch unbewohnten Meerschweinchen-Stall sind aus Holz – liebevoll selbst gebastelt von Bauleiter Andreas Pichler und Alexander Mayer.
Auch wenn die Arbeiten nicht abgeschlossen sind – so steht etwa noch der Bau eines Katzenhauses an – war die amtstierärztliche Bewilligung Ende Juni sehr wichtig. Noch am selben Tag zogen die ersten Bewohner ein. „Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits großen Druck“, erinnert sich der Geschäftsführer zurück.
Die Zwergesel Sokrates und Aristoteles aus Oberösterreich etwa hatten rasch eine neue Bleibe gebraucht, weil es niemanden mehr gab, der für sie hätte sorgen können.
Die Esel, Schafe und Ziegen werden ihren Lebensabend in Stockerau verbringen. Andere Tiere wie Hunde, Katzen, Hasen und Meerschweinchen hingegen werden an Privatpersonen vergeben. Sobald die Pfleger sie aufgepäppelt und sich die Tiere von ihren Strapazen erholt haben, wird ein neues Endzuhause für sie gesucht. Dabei ist vertraglich festgelegt, dass sie nach der Übernahme nicht weitergegeben werden dürfen.
Bis zu 80 Tiere haben auf dem Assisi-Hof Platz. Esel und Lamas sind nach behördlichen Vorgaben die größten Tiere, die hier leben dürfen. Wer sie besuchen möchte, muss sich jedoch etwas gedulden. „Wir befinden uns noch in der Eingewöhnungsphase“, begründet Hargaßner. Tiere und Menschen müssten sich erst an die neue Situation und die neuen Abläufe gewöhnen.
Rund um den Welttierschutztag am 4. Oktober werden Projektbeteiligte sowie Gäste eingeladen, um den Hof bei einer geführten Tour zu besichtigen. Ab 2024 wird es ein Besucherprogramm an ausgewählten Tagen geben. „Der Assisi-Hof soll zu einem Tierschutz-Lernort werden, an dem man versteht, was Tierschutz bedeutet“, unterstreicht Hargaßner, dass der Hof nicht einfach so für Besucher zugänglich ist.
Jedoch gibt es Möglichkeiten, sich selbst zu engagieren: „Pflegestellen für Hunde und Katzen werden immer gesucht“, bittet er Interessierte, sich zu melden.
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