Amstettens Stadtchef lässt sein „Digitales Ich“ zu den Bürgern sprechen

„I-Bürgermeister“ auf dem Handy: Christian Haberhauer.
Bürgermeister Christian Haberhauer will für Fluch und Segen der Künstlichen Intelligenz sensibilisieren.

Auf ein recht heißes und schwieriges Terrain hat sich Amstettens Bürgermeister Christian Haberhauer (ÖVP) begeben. In einer Videobotschaft, die eine Künstliche Intelligenz (KI) mit seinem Körper und seiner Stimme generiert hat, stellt er sein „digitales Ich“ im Netz vor. So will er künftig als „I-Bürgermeister“ häufiger Botschaften und Informationen unters Volk bringen. Das Ansinnen des ersten KI-Bürgermeisters Österreichs sorgt auf Social Media-Kanälen für Aufmerksamkeit und Diskussionen.

Während international etwa Albaniens neue KI-Ministerin Diella oder bundesweit missbräuchlich eingesetzte KI-Fake-Videos im Namen von TV-Anchorman Armin Wolf für Aufsehen sorgen, steigt Haberhauer nun ganz bewusst in die heikle Materie ein. „KI ist gekommen, um zu bleiben. Wir wollen ihre Möglichkeiten nutzen und zugleich auf die Gefahren von Missbrauch aufmerksam machen und so die Bevölkerung sensibilisieren“, sagt der Bürgermeister.

Dem ersten Video werden weitere folgen. Das Projekt sei in der Erprobung, sagt er. „Die Videos zeigen keinen Avatar oder Klon von mir. Das bin ich selbst und auch der gesprochene Inhalt kommt von mir“, schildert Haberhauer.

KI-Profi

Für das Projekt hat er sich den international erfolgreichen Amstettner Grafiker und Multimedia-Spezialisten Christian Unterdechler (www.cugraphics.net) ins Boot geholt. Der sorgte, wie bereits vom KURIER berichtet, mit exotischen Amstetten-Videos, in denen er KI-generierte Nashörner, Giraffen und Löwen durch Amstetten toben ließ, für viel Aufsehen.

Mit seinen internationalen Produktionen hat Christian Unterdechler bereits zigmillionen Klicks generiert. Nun legte der Hausmeninger für das Projekt eine regelrechte Haberhauer-Datenbank an. Er habe Sprachproben, zahlreiche Bilder und Videos vom Bürgermeister in verschiedenen Sakkos und in unterschiedlichen Räumen oder vor verschiedenen Kulissen, wie dem Rathaus oder dem Freizeitpark archiviert, berichtet er.

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Stadtchef Haberhauer und KI-Spezialist Unterdechler (l.).

Für das Start-Video nutzte Unterdechler mehrere KI-Modelle, vor allem für die Bewegungen oder die Sprache. „Videos, für die ich sonst gleich einmal zwei Stunden Zeit opfern müsste, können nun in zehn Minuten produziert werden“, schildert Haberhauer. Schon jetzt würde KI in verschiedensten Bereichen der Stadtverwaltung, etwa im digitalen Zahlungsverkehr und etlichen anderen Bereichen eingesetzt.

„Das wird sicher noch intensiver werden“, sieht der Stadtchef in der digitalen Intelligenz auch ganz rationale Chancen.

Sicherheit

Viel Hirnschmalz und Mühe habe man in die Sicherheit der Auftritte des „I-Bürgermeisters“ gesteckt, versichern Haberhauer und Unterdechler. Jedes Video wird mit einem KI-Emblem im oberen linken Bildeck gekennzeichnet. „Jede Information ist auf der Homepage der Stadt oder auf meinen Social-Media-Kanälen überprüfbar. So wollen wir dazu animieren, Information und Fakten immer zu überprüfen“, schildert Christian Haberhauer.

Wer das erste Video des „I-Bürgermeisters“ genauer betrachtet, sieht auch, dass Haberhauers Lippen beim Sprechen nicht mit dem Text synchronisiert sind. „Das ist bewusst so gewollt. Es soll das KI-Produkt erkennbar bleiben“, sagt Unterdechler.

Natürlich könnten findige IT-Bastler jederzeit selbst KI-generierte Haberhauer-Videos samt KI-Stempel fälschen, weiß der IT-Grafikprofi. „Deshalb legen wir so großen Wert auf die Überprüfbarkeit. Das wird künftig immer wichtiger werden. Die KI entwickelt sich unheimlich rasant weiter und ist nicht mehr zu stoppen“, erinnert er an die dubiosen Internet-Ärzte, die etwa in der Corona-Zeit für Aufruhr sorgten.

Gar nicht so leicht sei es auch gewesen, rechtliche Schranken bezüglich der Persönlichkeitsrechte zu überwinden und behördliche Genehmigungen für die amtlichen KI-Bürgermeister-Infos zu erlangen, so Unterdechler.

Silvesterbotschaft

Gespannt darf man auf die nächste Botschaft des KI-Bürgermeisters sein. So viel sei verraten, sie wird zu Silvester erwartet. Und selbstverständlich kann ein „I-Bürgermeister“ auch in jeder Sprache der Welt kommunizieren.

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