„Es gibt bei diesem Projekt keine Geheimnisse. Wir sind mit allen zu Gesprächen bereit – natürlich auch mit der Bürgerinitiative“, so Eichinger. Denn in Korneuburg ist man von den Plänen für das Werftareal, das Signa und die Stadtgemeinde gemeinsam entwickeln wollen, bei Weitem nicht so überzeugt.
Fahrplan ohne Abfahrt
Eine Gruppe von Bürgern stellt das Vorhaben infrage, und auch von den Oppositionsparteien kommt Gegenwind (der KURIER berichtete). Vor allem, da man nach Jahren der Planung nicht mehr an die erhoffte Autobahnabfahrt glaubt, die den Verkehr in das neue Wohnviertel vom Stadtzentrum fernhalten würde.
Der aktuelle Stand des Projekts: Die Stadt arbeitet gerade an Planungen, wie das Werftareal ohne einer „Abfahrt Mitte“ erschlossen werden könnte. Denn eines ist klar: Gibt es keine A22-Abfahrt, gibt es auch kein Projekt in der ursprünglich geplanten Größenordnung. Im Herbst sollen die Pläne dann für eine Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht werden. Roland Raunig vom Stadtentwicklungsfonds rechnet damit, dass die Behörde im Sommer 2024 ein Ergebnis vorlegen wird.
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Derweilen will die Stadt „an anderen Fronten arbeiten“, beispielsweise einen Generalunternehmer für die Sanierung der denkmalgeschützten Werfthallen suchen. Der ursprünglich geplante Baubeginn 2025 ist aber längst vom Tisch.
„Auch wenn es keine Abfahrt gibt: Wir werden nicht abspringen. Es gibt ein umfassendes Bekenntnis zu dem Projekt“, betont Eichinger, der Spekulationen um einen Ausstieg von Signa kennt. Und er macht klar: Die Idee, die Werft zu entwickeln, sei nicht von Signa gekommen.
2019 kaufte das Unternehmen 50 Prozent der Gründe, der Rest gehört der Stadt. Überlegungen zu einer Bebauung gab es in Korneuburg aber schon lange zuvor, das aktuelle Projekt wurde im Zuge einer Bürgerbeteiligung erarbeitet.
Während die Stadt auf dem Areal leistbaren Wohnraum für junge Menschen schaffen sowie die Werfthallen beleben will, plant Signa Eigentumswohnungen auf der Halbinsel. „Wie viele es werden, hängt dann von der Aufteilung in den Gebäuden ab. Jedenfalls reden wir aktuell von einer Brutto-Geschoßfläche von rund 70.000 Quadratmetern“, erklärt Eichinger. Die Erdgeschoße würden Platz für Restaurants oder Geschäftsflächen bieten. Außerdem ist eine Tiefgarage geplant.
Bauen ohne Versiegelung
Wobei: Geht es nach Signa, soll die „neue“ Werft weitgehend autofrei sein. „Das ist für uns elementar. Darum ist auch ein kostspieliger Durchstich zum Bahnhof geplant“, sagt Eichinger. Arbeiten, die Signa mitfinanzieren wird. So wie auch die nötige Infrastruktur und die Sanierung der Werfthallen – ein Kostenpunkt im zweistelligen Millionenbereich.
Dass die Signa-Wohnungen an der Donau kein Schnäppchen sein werden, daraus macht Eichinger keinen Hehl. Von einem Luxusviertel, das auf der Halbinsel entstehen soll, will er aber nichts hören. „Das wollen wir definitiv nicht, und es wird auch keine exklusiven Zonen oder hochpreisige Lokale geben. Die Werft wird jedem Korneuburger offenstehen.“
Nicht zuletzt spreche aus städteplanerischer Sicht alles für die Werftentwicklung, wie Raunig klar macht: „Gibt es einen sinnvolleren Platz für neuen Wohnraum als ein bereits versiegeltes Areal? Die Alternative wäre, wieder neue Flächen zu erschließen.“
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