Als die Nazis Amstetten zur Modellstadt machen wollten

Am Amstettner Krautberg wurden "Volkswohnbauten" errichtet
Neues Buch des Historikers Gerhard Ziskovsky beschreibt die dramatischen Umbaupläne für die Mostviertelstadt im Dritten Reich.

Der Amstettner Hauptplatz wird gerade umgebaut und soll mit mehreren Dutzend neuer Bäume, Schanigärten und Verweilzonen zur neuen Attraktion werden.

Ganz andere Pläne zur Stadtgestaltung und -entwicklung hat es im Dritten Reich für die Bezirksstadt gegeben.

Der Historiker Gerhard Ziskovsky hat nun die Vorhaben der Nazis, aus Amstetten eine Modellstadt im braunen Monumentalstil zu machen, in einem neuen Buch zusammengefasst.

Als die Nazis Amstetten zur Modellstadt machen wollten

Amstettner Zentrum wird gerade umgebaut

Nicht weit von Linz entfernt, wo ja Hitler seine „Heimatstadt“ zur pompösen Kulturhauptstadt an der Donau umbauen lassen wollte, war es in Amstetten der NS-Bürgermeister Wolfgang Mitterdorfer, der eine Modellstadt errichten wollte. 

Ziskovsky beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte des Nationalsozialismus im Bezirk Amstetten und hat darüber schon vor zwei Jahren eine zwölfbändige Darstellung ans Amstettner Stadtarchiv übergeben.

Präsentation am Dienstag

Das neue Buch „Amstetten als Modellstadt im Dritten Reich? NS-Stadtplanung zwischen Vision und Realität“ wird er am kommenden Dienstag (19 Uhr) im Rathaussaal präsentieren. Der Historiker hat die umfassend vorhandenen Projektpläne, die der fanatische Bürgermeister bis 1943 erstellen ließ, akribisch aufgearbeitet.

Als die Nazis Amstetten zur Modellstadt machen wollten

Buchautor Gerhard Ziskovsky

Die NS-Ideologie sollte nicht nur in Großstädten deutlich spürbar sein, sondern auch in Kleinstädten ihren Niederschlag finden. Kriegsbedingt sei nur ein Bruchteil der Nazi-Pläne für Amstetten verwirklicht worden, wobei manche Ideen noch bis heute nachwirken, schildert der Forscher im Buch.

Freilichtarena nach antikem Vorbild

So sollte der Ortsteil Krautberg zum Burgberg mit zentralen Einrichtungen der Nazis ausgebaut werden. Ein schlossartiger Bürgermeistersitz, eine Freilichtarena nach antikem Vorbild, genannt „Thingstätte“, und eine Festhalle sollten hier entstehen. Ebenso wie Volkswohnbauten mit etlichen hundert Wohnungen. Einen kleinen Teil davon bauten die Nazis auch, sie sind heute in der großen Krautberg-Siedlung integriert.

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Im März 1938 wurde Hitler auf der Durchfahrt in Amstetten bejubelt

In der inneren Stadt, an der Preinsbacherstraße nahe beim Hauptplatz sollten ein Kreishaus, ein Aufmarschplatz und eine Stadthalle entstehen. Neue Stadtteile waren zudem für den Südosten Amstettens vorgesehen: Sie sollten Namen wie Garnisonsstadt, Neustadt oder Südstadt erhalten.

Erhältlich ist das Buch zum Preis von 29 Euro bereits in der Amstettner Stadtbibliothek und in der Buchhandlung Stöckl.

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