Verpasste Termine: Ausfallhonorare sollen Patienten Disziplin lehren

Stethoscope head lying on medical forms closeup
Die Ärztekammer NÖ spricht sich für Geldstrafen aus, wenn Patienten nicht zu fix ausgemachten Terminen erscheinen. Jetzt startet eine Info-Kampagne.

Wer in Niederösterreich eine neue Hüfte benötigt, der muss im Mostviertel bis zu 50 Wochen auf einen Operationstermin warten. Für Patienten kann diese lange Zeit zu einer enormen Belastung werden.

Das Gesundheitssystem belastet aber auch der Umstand, dass manche Personen zu einer OP bzw. zu einem Facharzttermin einfach nicht erscheinen. 

„Arzttermine sind eine knappe Ressource. Wer einen Termin unentschuldigt versäumt, blockiert ihn für andere, die ihn dringend gebraucht hätten“, sagt Eva Maria Hochstöger, Vorstandsmitglied der niederösterreichischen Ärztekammer. Die Kremser Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde erlebt laut eigenen Angaben regelmäßig kurzfristige Absagen oder unentschuldigtes Nichterscheinen. Das führe nicht nur zu längeren Wartezeiten, sondern auch zu erheblichem organisatorischem und finanziellem Mehraufwand in den Ordinationen, berichtet Hochstöger.

Patienten müssen informiert sein

Die Ärztekammer NÖ will nun jene zur Kasse bitten, die einen Termin nicht wahrnehmen bzw. nicht rechtzeitig absagen. Damit folgt man dem Beispiel der Kammern in Oberösterreich und der Steiermark und spricht sich für die Möglichkeit eines Ausfallhonorars bei nicht eingehaltenen Terminen aus. Voraussetzung: Patienten müssen im Vorfeld klar darüber informiert werden – etwa durch Aushänge, Website-Hinweise oder bei der Terminvergabe.

Eine gesetzliche Verpflichtung zur Bezahlung besteht zwar nicht, jedoch kann bei unbezahltem Ausfallhonorar auch gemahnt oder sogar geklagt werden – wie es bei anderen Berufsgruppen längst üblich ist. 

Denn wasbei Hotels, Friseuren oder Anwälten längst gang und gäbe ist, soll auch im medizinischen Bereich Einzug halten, heißt es seitens der Kammer. Gerade Fachärzte vergeben Termine oft Wochen oder Monate im Voraus. „Warum sollten ausgerechnet wir auf den finanziellen Ausfall sitzen bleiben, wenn jemand ohne Absage nicht erscheint?“, fragt Hochstöger.

Sie selbst hat das Ausfallhonorar in ihrer Ordination bereits eingeführt – mit positiven Erfahrungen: „Die meisten Patienten zeigen Verständnis. Es erhöht die Verbindlichkeit und trägt zur Fairness gegenüber anderen bei, die dringend auf einen Termin warten.“

Eine vergebene Chance

Kritisch wird es, wenn Operationstermine unentschuldigt verpasst werden. „Gerade im Bereich der ambulanten Hautoperationen, etwa bei Hautkrebs, sind freie Termine selten. Wenn Patientinnen oder Patienten ohne Absage fernbleiben, ist das für uns nicht nur frustrierend, sondern ein reales Versorgungsproblem“, warnt Krista Ainedter-Samide, Fachgruppenobfrau für Dermatologie in Niederösterreich. Jeder verpasste OP-Termin sei eine vergebene Chance – für die Praxis ebenso wie für andere wartende Patienten.

Die Ärztekammer will nun mit einer geplanten Informationskampagne Bewusstsein schaffen – nicht gleich bestrafen. „Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass auch kassenärztliche Leistungen nicht unbegrenzt verfügbar sind“, betont Hochstöger. Daher soll ein Ausfallhonorar dort erhoben werden können, wo kurzfristig kein Ersatz gefunden werden kann – in angemessener Höhe und nur, wenn zuvor entsprechend darüber informiert wurde.

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