Appell vor Villacher Kirchtag: "Jagdmesser heuer daheim lassen"

Zusammenfassung
- Der Villacher Kirchtag verstärkt nach einem Terroranschlag im Februar seine Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich einer besonderen Durchsuchungsanordnung.
- Die Bauerngman und Innenminister Karner appellieren, Trachten-Jagdmesser zu Hause zu lassen, während die FPÖ dies als Angriff auf die Tradition sieht.
- Die Abnahme von Jagdmessern entscheidet die Polizei im Einzelfall, wobei es keine konkreten Bedrohungen für den Kirchtag gibt.
Dass die Villacher Bauerngman, eine Brauchtumsgemeinschaft, die eng mit dem Kirchtag verbunden ist, appellieren, Jagdmesser heuer daheim zu lassen, sorgt für politische Reaktionen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) will es mit Jagdmessern nicht so eng sehen und die FPÖ ortet einen "Angriff auf unsere Tradition".
Bei einem islamistischen Terroranschlag am 15. Februar hatte ein 23-jähriger Syrer mitten in der Villacher Innenstadt wahllos auf Personen eingestochen, ehe er von einem syrischen Landsmann mit dem Auto angefahren und so gestoppt wurde.
Der 23-Jährige tötete einen 14-jährigen Villacher und verletzte fünf weitere Personen teilweise lebensgefährlich, er befindet sich in Untersuchungshaft.
Villacher Kirchtag: "Besondere Durchsuchungsanordnung"
Nicht zuletzt deshalb werden heuer die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal nach oben geschraubt. Stadtpolizeikommandant Erich Londer sagte am Wochenende gegenüber dem ORF Kärnten: "Wir haben eine besondere Durchsuchungsanordnung." Wer sich von den Beamten nicht durchsuchen lässt, dem kann der Zutritt zum Festgelände verweigert werden. Abgenommen werden Messer, Pfefferspray und ähnliche Sachen, die auf einer Veranstaltung wie dem Villacher Kirchtag nichts verloren hätten. Ein Vertreter der Bauerngman sagte, es mache die Abwicklung einfacher, Jagdmesser zu Hause zu lassen.
Unverbindlich gab sich Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zum Appell, Jagdmesser beim Kirtag zu Hause zu lassen. "Gelebtes, vernünftiges Brauchtum wird nie gegen die Sicherheit sprechen", sagte er am Montag am Rande einer Pressekonferenz.
FPÖ sieht Angriff auf "unsere Bräuche"
FPÖ-Kultursprecher Wendelin Mölzer warnte in einer Aussendung davor, "unsere Bräuche" zu kriminalisieren. "Der Knicker in der Lederhose ist nicht irgendein Messer, sondern ein fester Bestandteil unserer Kärntner und österreichischen Tracht - tief verwurzelt in unserer kulturellen Identität." Er sei deshalb auch keine Waffe im Sinne des Waffengesetzes. Mölzer möchte im Parlament vom Innenminister über Anweisungen an die Polizei diesbezüglich aufgeklärt werden.
Abnahme bleibt Einzelfallentscheidung
Für das Sicherheitskonzept gelten die normalen Gefährdungseinschätzungen für Großveranstaltungen, sagte Londer. Konkrete Hinweise für den Villacher Kirchtag gebe es nicht. Die Polizei arbeitet unter anderem mit fixer und mobiler Videoüberwachung, Drohnen stehen bei Bedarf ebenso zur Verfügung. Ob ein Jagdmesser beim Eingang abgenommen wird, sei immer eine Einzelfallentscheidung der Beamten an den Checkpoints. "Wenn er es nicht hergibt, darf er unter Umständen nicht zur Veranstaltung."
Die Diskussion findet der Stadtpolizeikommandant jedenfalls nicht sinnvoll. Niemand müsse am Villacher Kirchtag ein Reh aufbrechen. Und: "Zur Tracht gehören Sneakers auch nicht und alle gehen so."
Kommentare