Messerattentat in Villach: Einzeltäter soll sich online radikalisiert haben

Messerattentat in Villach: Einzeltäter soll sich online radikalisiert haben
Drittes Opfer ist stabil. Der 23-jährige mutmaßliche Täter, ein syrischer Staatsbürger, wurde einvernommen. Um 11.30 Uhr informiert Innenminister Gerhard Karner bei einer Pressekonferenz.

Zusammenfassung

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  • Ein 23-jähriger Syrer verübte einen Messerangriff in Villach, tötete einen 14-Jährigen und verletzte fünf weitere Personen.
  • Ein 42-jähriger Zeuge, ebenfalls ein Syrer, stoppte den Täter mit seinem Auto, was zu dessen Festnahme führte.
  • Am Sonntag kämpfen zwei Opfer auf der Intensivstation um ihr Leben. Pressekonferenz von Innenminister Karner um 11.30 Uhr.

Villach steht einen Tag nach dem tödlichen Messerangriff in der Innenstadt unter Schock. Und die Trauer könnte noch größer werden. Denn wie am Sonntagvormittag bekannt wurde, liegen derzeit drei der gestern angegriffenen Opfer auf der Intensivstation.

Einer von ihnen ist laut Polizei stabil, zwei kämpfen um ihr Leben. Mittlerweile ist auch die Tatwaffe bekannt: ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge

Messerattacke in Villach: Ermittlungen auf Hochtouren

Damit hatte der 23-jährige Syrer am Samstag gegen 16 Uhr wahllos auf Passanten eingestochen und einen 14-jährigen Österreicher getötet. Vier weitere Opfer sind Österreicher, beim sechsten soll es sich um einen türkischen Staatsbürger handeln. 

In Villach, wo um diese Jahreszeit üblicherweise Faschingsfahnen hängen, werden diese nach und nach durch schwarze Fahnen ersetzt, berichtet die Kleine Zeitung. In der Stadt wird eine Trauerzone eingerichtet, in der Stadtpfarrkirche St. Jakob werden Kerzen entzündet. Um 11.30 Uhr findet eine Pressekonferenz mit Innenminister Gerhard Karner in Villach statt.

Messerattentat in Villach: Einzeltäter soll sich online radikalisiert haben

Blumen und Kerzen am Tatort des Messerattentats in Villach am Sonntag, 16. Februar 2025. 

Am Sonntagvormittag nahm auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X Stellung: "Kein Wort kann das Leid, den Schrecken, die Angst ungeschehen machen."

Am Montag sollen Schülerinnen und Schüler bei Bedarf von einem Kriseninterventionsteam betreut werden, berichtet der ORF. 

Was ist am 15. Februar in Villach passiert?

Ein ganz normaler Samstagnachmittag in Villach. Passanten schlendern durch die Innenstadt, schauen in Schaufenster, tragen Einkaufstaschen. Plötzlich beginnt ein junger Mann mit einem Messer auf Fußgänger einzustechen. Wie sich später herausstellen sollte, handelt es sich bei dem Täter um einen 23-jährigen syrischen Staatsangehörigen, einen aufenthaltsberechtigten Asylwerber.

Die schreckliche Bilanz: Ein toter 14-Jähriger und fünf weitere verletzte Personen, zwei davon schwer – sie wurden mit dem Notarzthubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Die Tat macht fassungslos, auch Polizeisprecher Rainer Dionisio: "So etwas habe ich in 20 Jahren Polizeiarbeit noch nicht erlebt. Der Mann ist wahllos auf Passanten losgegangen."

Bei den Opfern handelt es sich um fünf Österreicher - dazu zählt auch der getötete 14-Jährige - und einen irakischen (Update: 16.2.) türkischen Staatsbürger. Wie Dionisio betonte, vergingen zwischen dem ersten Notruf und der Festnahme des Täters lediglich sieben Minuten.

Syrer schritt mutig ein

Die Bluttat ereignete sich kurz vor 16 Uhr im Bereich der Draubrücke und des unteren Hauptplatzes. Und es hätte vielleicht noch mehr Tote und Verletzte gegeben, hätte nicht ein Augenzeuge die Situation blitzschnell erkannt. Ein 42-jähriger syrischer Essenszusteller beobachtete die Tat, reagierte schnell und fuhr den Täter mit seinem Fahrzeug nieder. "In diesem Moment habe ich nicht nachgedacht. Ich bin einfach auf ihn losgefahren, um ihn zu stoppen", so der Mann gegenüber der Kleinen Zeitung. Die Umstehenden, so der Syrer, hätten angenommen, dass er ebenfalls einen Angriff plane und hätten auf sein Fahrzeug eingeschlagen. Nachdem er sein Auto versperrte, rief er sofort die Polizei an.

"Dadurch wurden vermutlich weitere Taten verhindert", sagt Polizeisprecher Rainer Dionisio.

Auf Social Media kursieren bereits erste Bilder des Mannes, wie er von der Polizei in Schach gehalten wird und dabei grinst. Zudem hat er den Zeigefinger in die Höhe gestreckt, was stark an den Tauhid-Gruß erinnert - eine religiöse Geste, die aber auch als IS-Gruß bekannt ist.

Syrer ersticht 14-Jährigen und verletzt weitere Passanten

Direkt danach konnte der 23-jährige Täter von der Polizei festgenommen werden. Unmittelbar nach der Gewalttat war aber nicht klar, ob es sich bei dem Mann um einen Einzeltäter handelt oder ob noch weitere Messerangriffe im Stadtgebiet zu befürchten sind. Polizei und Cobra rückten zu einem Großeinsatz aus, um nach möglichen weiteren Tätern zu suchen. In der Innenstadt wurden einige Bereiche großräumig abgesperrt, die Spurensicherung war im Einsatz. Sogar zwei Hubschrauber der Polizei kreisten am Nachmittag über der Stadt.

Nur kurze Zeit nach der Gewalttat war die Villacher Innenstadt und der Hauptplatz so gut wie leer gefegt. Augenzeugen berichteten von einer gespenstischen Stimmung in der Stadt. Die meisten Geschäfte rund um den Tatort sperrten nach den unfassbaren Geschehnissen zu. 

Nach der Tat wurde zudem die Polizeipräsenz in Kärnten erhöht. In Österreich gilt derzeit Terrorwarnstufe vier auf der fünfteiligen Skala.

Was ist das Motiv?

Die Polizei weitete die Ermittlungen noch am Samstag aus. Rund um das Asylwerberheim in Villach Langauen wurde das Polizeiaufgebot verstärkt. Laut Dionisio wurde auch der Wohnort des Tatverdächtigen in Villach besucht. Das Motiv des 23-jährigen Täters ist noch nicht bekannt.

KÄRNTEN: 23-JÄHRIGER STACH MIT MESSER AUF PASSANTEN IN VILLACH EIN - EIN TOTER

KÄRNTEN: 23-JÄHRIGER STACH MIT MESSER AUF PASSANTEN IN VILLACH EIN - EIN TOTER

Messerattentat in Villach: Einzeltäter soll sich online radikalisiert haben

KÄRNTEN: 23-JÄHRIGER STACH MIT MESSER AUF PASSANTEN IN VILLACH EIN - EIN TOTER

KÄRNTEN: 23-JÄHRIGER STACH MIT MESSER AUF PASSANTEN IN VILLACH EIN - EIN TOTER

KÄRNTEN: 23-JÄHRIGER STACH MIT MESSER AUF PASSANTEN IN VILLACH EIN - EIN TOTER

Er befindet sich in Polizeigewahrsam und wurde bereits einvernommen. Erkenntnisse in dem Fall dürfte es aber erst im Lauf des Sonntags geben, sagt Dioniosio: "Wir können nichts ausschließen. Wir beleuchten das Umfeld und versuchen, dringend Informationen zu bekommen, um auf ein mögliches Motiv zu kommen. Da kann man momentan nur spekulieren, und das dürfen wir als Polizei nicht. Deswegen müssen wir warten, bis wir gesicherte Informationen haben." 

Die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) hielt am Samstagabend außerdem noch fest, dass der Täter "nie in der Bundesbetreuungseinrichtung Villach (also im Asylheim Langauen) untergebracht war". Entsprechende Behauptungen in Onlineartikeln seien falsch - laut Polizeiauskunft ist der Mann asylberechtigt, "in Einrichtungen der BBU sind aber nur Menschen untergebracht, deren Asylantrag noch nicht beschieden wurde".

Die Polizei bittet Zeugen der Bluttat, sich zu melden und Fotos und Videos auf upload.bmi.gv.at zur Verfügung zu stellen. Das BMI startete außerdem noch einen Appell: "Bitte veröffentlichen Sie keine Fotos oder Videos vom Einsatz in sozialen Netzwerken - das schützt laufende Ermittlungen, die Opfer und die Einsatzkräfte."

Kaiser "zutiefst schockiert"

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zeigte sich in einer ersten Reaktion "zutiefst geschockt": "Diese unfassbare Gräueltat muss schärfste Konsequenzen haben!" Sein Mitgefühl "als Landeshauptmann und vor allem auch persönlich als Vater" gelte der Familie des Jugendlichen. Kaiser betonte, Österreich und die EU insgesamt müssten "endlich eine restriktive und auf Recht und Gesetz beruhende Richtlinien fußende Migrations- und Asylpolitik umzusetzen". Andererseits warnte er aber auch: "Diese unfassbare und unentschuldbare Tat kann und darf nicht mit hasserfülltem Auge zu Pauschalurteilen führen, die einfach erscheinen, aber kein Problem lösen."

Weitere Reaktionen aus der Politik - von FPÖ-Chef Herbert Kickl bis zu Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner finden Sie hier:

Ermittler gehen von islamistischem Anschlag aus

Der Tatverdächtige habe nach seiner Festnahme bei seiner ersten Einvernahme erklärt, im Namen der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt zu haben, hieß es gegenüber der APA.

Bei einer inzwischen erfolgten Hausdurchsuchung an der Adresse des Mannes sei eine IS-Flagge sichergestellt worden. Der Mann habe sich auf TikTok radikalisiert, er dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein. Weitere Details zum aktuellen Stand der Erhebungen sind von einer Pressekonferenz zu erwarten, die Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in Kürze in Villach halten wird.

Dieser Artikel wurde um 11:19 Uhr aktualisiert, weitere Informationen folgen in Kürze.