Sorge um Prinz Philip: Der Mann hinter der Queen
Der Buckingham Palace beruhigt, dem Prinzen gehe es gut, er sei bloß zur Beobachtung im Spital, wo er wegen einer Infektion behandelt wurde. Und doch sind die Briten in Sorge, steht der überaus populäre Ehemann der Queen doch in seinem 100. Lebensjahr.
Die erste Begegnung
Somit sind heuer 82 Jahre vergangen, seit der damals 18-jährige Philip der 13-jährigen Prinzessin Elisabeth zum ersten Mal gegenüberstand. Das noch schüchterne Mädchen soll sich in Dartmouth – man schrieb das Jahr 1939 – auf den ersten Blick in den feschen Marinekadetten verliebt haben, der im Übrigen ihr Cousin dritten Grades ist. Acht Jahre später, am 20. November 1947, fand im Westminster Abbey die Hochzeit statt. Für ihn stand schon beim Kennenlernen fest, worauf er sich da einließ: Elizabeth war die ältere Tochter des regierenden Monarchen George VI. und damit die künftige Königin.
Der Tod des Königs
So lange ihr Vater am Leben war, führte das junge Paar ein relativ normales Leben, ging auf Reisen, ließ sich vorteilhaft ablichten, zeugte Kinder. Doch mit dem Tod des Königs im Februar 1952 war alles anders. Die Queen repräsentierte jetzt als Elizabeth II. das Empire, Philip musste schweren Herzens seine militärische Laufbahn aufgeben und seine Frau unterstützen. Er eröffnete Ausstellungen, besuchte Schulen und Kindergärten, zeichnete Soldaten aus, hielt Reden, engagierte sich für den Naturschutz. Insgesamt nahm der nunmehrige Herzog von Edinburgh – wie der Daily Telegraph errechnete – bis zu seiner „Pensionierung“ im Jahr 2017 mehr als 22.000 Termine wahr. Und er zog seinen Job souverän durch – wenn er nicht gerade in eines seiner legendären Fettnäpfchen trat.
Dabei standen die Briten Philip in den ersten Jahren seines Prinzendaseins ablehnend gegenüber. Noch waren die deutschen Bombardements im Zweiten Weltkrieg in Erinnerung, und seine Eltern entstammten deutschem Uradel: Philip wurde am 10. Juni 1921 auf Korfu als Sohn des Prinzen Andreas von Griechenland und Dänemark, Mitglied des Hauses Schleswig-Holstein, geboren. Seine Mutter Alice war eine Prinzessin von Battenberg.
Philip hatte als jüngstes von fünf Kindern dieser Verbindung eine schwere Kindheit. Die Familie – sein Großvater war noch König von Griechenland – flüchtete nach einem Militärputsch, als Philip zehn Monate alt war. Der Vater verließ die Mutter – die von Geburt an taub war und unter schweren psychischen Störungen litt. Da sie immer wieder in Sanatorien eingewiesen wurde, schob man Philip zu Verwandten nach Frankreich und dann nach England ab. Dort sollte ihn – als er Prinzessin Elizabeth kennenlernte – sein Schicksal ereilen.
Und Philip mauserte sich vom ungeliebten „Deutschen“ zu einem der angesehensten Mitglieder des Königshauses. Die Briten lieben ihn für sein würdevolles Auftreten, seine bis ins hohe Alter durchgehaltene Disziplin und für seinen – oft vom Protokoll abweichenden – schwarzen Humor.
Den andere wiederum als peinlich empfinden. Mitunter ließ Philip seine Landsleute ratlos zurück, da sie nicht wussten, ob ein Bonmot jetzt ernst oder heiter gemeint war:
Schlitzaugen Wenn er etwa bei einem Besuch in China britische Studenten warnte: „Wenn Sie zu lange hierbleiben, kriegen Sie noch Schlitzaugen.“
Mist auf Channel Four Wenn er zum Chef eines privaten Fernsehkanals sagte: „Ach, Sie sind also verantwortlich für den ganzen Mist auf Channel Four!“
Mikrofon abdrehen Oder wenn es bei einem Elton-John-Konzert akustische Probleme gab und die Queen meinte: „Ich wünschte, er würde das Mikrofon zur anderen Seite drehen“. Worauf Philip sagte: „Und ich wünschte, er würde es ganz abdrehen.“
Menschenfresser Wenn er bei einem Besuch in Papua-Neuguinea, wo vor Generationen Kannibalen lebten, jemanden fragte: „Wie haben Sie es geschafft, nicht gefressen zu werden?“
Reichskanzler Kohl Wenn er Bundeskanzler Helmut Kohl mit den Worten „Willkommen, Herr Reichskanzler“ begrüßte.
Stammeskleidung Oder wenn er in Kenia eine Einheimische in Stammeskleidung fragte: „Sie sind doch eine Frau – oder?“
Dabei soll er sich gerade in dieser Disziplin besonders gut auskennen, werden Philip doch Affären mit Aristokratinnen, Musicalstars und einer Nachtklub-Besitzerin nachgesagt. Diesbezüglich ins Fettnäpfchen trat er auch, als er in einer Rede anlässlich seiner Goldenen Hochzeit sprach:
Not amused „Toleranz ist die wichtigste Voraussetzung für eine glückliche Ehe. Und glauben Sie mir, die Queen ist reichlich mit Toleranz gesegnet.“ Elizabeth saß neben ihm und lächelte not amused.
Letzter offizieller Termin
Obwohl laut Aussagen ehemaliger Mitarbeiter des Buckingham Palace in der royalen Ehe zuweilen die Fetzen fliegen, steht Elizabeth seit 73 Jahren eisern hinter – oder besser gesagt: vor ihrem Mann, lässt ihn so wenig wie möglich spüren, dass er keine wirklich bedeutsamen Aufgaben hat, überhäuft ihn mit Orden und ernannte ihn zum Oberhaupt der Royal Navy.
Vor drei Jahren verlautete der Königspalast, dass Philip am 2. August 2017 seinen letzten offiziellen Termin – eine Marineparade – wahrnehmen würde. Seither ist er in Pension. Als bisher drittältester Angehöriger der königlichen Familie: „Queen Mum“ wurde 101 Jahre alt, Alice, Herzogin von Gloucester 102. Am 10. Juni soll – coronabedingt wohl im engsten Familienkreis – Prinz Philips 100. Geburtstag gefeiert werden.
Doch die Briten bangen um die Gesundheit des aktuell ältesten Royals.
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