Franz Steindl (2000-2015 ÖVP-Landeshauptmannvize) war es 1992 gelungen, die Seestadt zu erobern. 30 Jahre später ist Neumayer, Bauunternehmer und vor bald 40 Jahren beim UFC Purbach Fußballer in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse, der perfekte Konter gelungen. „Die Menschen wollten eine Veränderung“, ist er überzeugt, das Gewohnte reichte nicht mehr.
Die SPÖ holte im Gemeinderat die absolute Mehrheit, Neumayer kam bei seinem ersten Antreten gleich auf 60,1 Prozent, der seit einem knappen Jahr amtierende ÖVP-Ortschef Martin Horak auf 39,3. Dass Neumayer, der die Führung der Purbacher SPÖ Elisabeth Schüller überlässt („Sie macht das sehr gut“), zu mobilisieren versteht, weiß man seit der Landtagswahl 2020. Neumayer verzichtete damals auf ein Landtagsmandat, weil er in seinem Betrieb mit rund 30 Mitarbeitern noch unabkömmlich war. Mittlerweile ist sein Sohn eingestiegen, Neumayer sen. hat sich „zu 80 Prozent aus der Firma zurückgezogen“.
Fühlt er sich nicht als Fremdkörper in der SPÖ, die unter LH Hans Peter Doskozil auf immer mehr Staat und immer weniger Privat setzt? Das nicht, außerdem habe er auch mit der Wirtschaftskammer Konflikte ausgetragen, aber der Unternehmer redet Klartext: Der Mindestlohn von 1.700 Euro netto des Landes sei in seiner Firma deshalb kein Thema, weil seine Fachkräfte ohnehin deutlich mehr bekämen. Wobei er auf der Suche nach guten Mitarbeitern schon jenseits von Ungarn suchen muss. Dass man Österreicher für Arbeiten am Bau so gut wie gar nicht mehr ansprechen könne, hält Neumayer für „bedenklich“. Die Landsleute müssten raschest umdenken, denn es „kann nicht nur Akademiker geben“, sagt der Unternehmer auf dem Bürgermeistersessel.
Oder Landesbedienstete, ist man mit Blick auf Loipersdorf-Kitzladen versucht anzufügen.
Zimara, früher SPÖ-Bezirksgeschäftsführer, seit einiger Zeit Mitarbeiter im Doskozil-Büro, hat bei der Bürgermeisterstichwahl vor zwei Wochen mit neun Stimmen Vorsprung ÖVP-Bürgermeister Thomas Böhm abgelöst. Zimara war schon einmal kurz Ortschef, 2016 folgte er SPÖ-Langzeitbürgermeister Hans Oberhofer, verlor 2017 bei der Volkswahl aber gegen Böhm. Nach dem jetzigen knappen Ergebnis wurden Stimmen laut, etliche SPÖ-Gemeinderatskandidaten und andere Loipersdorfer hätten in den vergangenen Monaten bis Jahren Jobs im Landesdienst oder der Landesholding erhalten – und sich dafür nun eventuell mit ihrer Stimme bedankt. Hat der „direkte Draht“ Zimaras zu Doskozil bei Anstellungen geholfen? Er schließe aus, sich für Anstellungen eingesetzt zu haben: „Ich bin doch keine Jobbörse, Posten werden ausgeschrieben und nach objektiven Kriterien besetzt“, hält der designierte Bürgermeister die Vorwürfe „für sehr weit hergeholt und sehr untergriffig“. Aber: „Damit muss ich leben“.
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