Zwei Jahrzehnte im Dienst der Flugrettung: Zukunft ist gesichert

Als der Notarzthubschrauber im Juni 2004 erstmals in Oberwart stationiert wurde, war das ein Schritt ins Ungewisse. Doch rasch zeigte sich: Der neue Dienst aus der Luft rettet Leben. Im Lauf der Jahre wurde „Christophorus 16“ zur tragenden Säule der medizinischen Akutversorgung im Süden des Burgenlands – und ist heute aus der Notfalllandschaft der Region nicht mehr wegzudenken.
Der operative Start erfolgte am 1. Mai 2005, als der Stützpunkt vom privaten Betreiber ARA 4 an den Christophorus Flugrettungsverein überging.
Bereits im Probebetrieb überzeugte das Konzept – und selbst anfängliche Skepsis in der Region wich rasch breiter Zustimmung. Der Notarzthubschrauber wurde zur „perfekten Ergänzung zum gut funktionierenden, bodengebundenen Notarztsystem“, sagt Hans-Peter Polzer, seines Zeichens leitender Rettungsflugsanitäter.
Von der Rax bis Ungarn
Heute deckt Christophorus 16 ein großflächiges Einsatzgebiet ab, das vom Mittelburgenland über die Bucklige Welt und das oststeirische Hügelland bis zur slowenischen und ungarischen Grenze reicht.
Auch alpine Lagen – wie etwa bei Lawineneinsätzen auf der Rax – werden punktuell angeflogen, obwohl Taubergungen nicht zum Regelspektrum zählen. Rund 72 Prozent der Einsätze finden im Burgenland statt, 24 Prozent in der Steiermark und vier Prozent in Niederösterreich. Bei fünf Einsätzen ging es ins Nachbarland Ungarn.

Der bisherige Höchstwert an Einsätzen wurde 2024 mit 1.281 Alarmierungen verzeichnet. Insgesamt wurden bis Ende Mai 2025 exakt 18.760 Einsätze geflogen. Mehr als 80 Prozent davon waren sogenannte Primäreinsätze, bei denen Patientinnen oder Patienten direkt vom Notfallort versorgt und abtransportiert wurden. In der Hälfte der Fälle bestand laut Statistik akute Lebensgefahr.
Erfahrung & Abläufe
Die professionelle Versorgung aus der Luft wäre ohne ein hochqualifiziertes Team nicht denkbar. Aktuell stehen drei Piloten – Captain Andreas Tautter, Captain Thomas Raffler und Captain Alfred Burggraf – gemeinsam mit einem Pool an Gastpiloten im Einsatz. Tautter leitet den Stützpunkt seit 2022 und folgte damit auf Captain Fritz Wallner, der maßgeblich für den Neubau des heutigen Gebäudes verantwortlich zeichnete.
Auf ärztlicher Seite ist Dr. Wilhelm Urschl leitender Notarzt. Der gebürtige Oberschützer begann einst als Flugrettungssanitäter und stieg nach seinem Medizinstudium in die ärztliche Verantwortung auf. Er wird von einem Team aus 17 Notärztinnen und Notärzten unterstützt, das sich aus Fachkräften aus mehreren Bundesländern zusammensetzt.
Ein knapp 600 Gramm leichter Bub aus der Buckligen Welt zählt zu den jüngsten Patienten, die je mit dem Notarzthubschrauber C16 transportiert wurden. Am anderen Ende der Altersskala steht ein 101-jähriger Patient, der vom C16 ins Krankenhaus gebracht wurde.
Polzer geht und bleibt
Eine zentrale Figur des Roten Kreuzes der vergangenen zwei Jahrzehnte ist Hans-Peter Polzer. Der Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Burgenland war von Beginn an als leitender Flugrettungssanitäter an Bord und hat in 780 Diensten rund 2.000 Einsätze absolviert. Nun beendet er seine aktive Laufbahn als Flugretter – bleibt dem Roten Kreuz aber in anderer Funktion erhalten.

Auch die Zukunft des C16 in Oberwart ist gesichert: Der Vertrag mit dem Land Burgenland wurde bis 2037 verlängert. Ab dem 1. Jänner 2026 wird die Einsatzzeit bis mindestens 20 Uhr ausgeweitet. Damit soll die medizinische Versorgung weiter optimiert werden. Der Tagesrekord an Einsätzen liegt bei zehn, eine Zahl, die in den vergangenen 20 Jahren mehrmals erreicht wurde.
Und wer fliegt im Norden?
Natürlich wird auch das Nordburgenland von einer Flugrettung abgedeckt, seit April 2024 durch den Christophorus 18. Vom interimistischen Standort in Wiener Neustadt hoben seine Crews 2024 zu 1.020 Einsätzen ab, der Großteil davon im Burgenland. „Im Schnitt wurden unsere beiden Hubschrauber jeden Tag zu sechs Einsätzen gerufen“, fasst Marco Trefanitz, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, zusammen. „Dass auf diese Weise viele Leben gerettet wurden, ist dem Engagement unserer Teams, aber auch unseren Partnern, darunter das Rote Kreuz, zu verdanken – Lebensrettung ist und bleibt eben Teamarbeit.“
Das Vorjahr markierte einen neuen Einsatzrekord für die ÖAMTC-Flugrettung: Die Christophorus-Crews wurden österreichweit zu 22.203 Rettungsflügen – im Schnitt 61 pro Tag – alarmiert.
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