Installateurin im Burgenland bricht mit Klischees: So gelingt die Betriebsnachfolge

Kristin Karolyi-Ensbacherin einem Verkaufsraum des Installationsbetriebs im Burgenland.
Jede Übergabe bringt regionale Wertschöpfung und Jobs. Warum Frauen wie Kristin Karolyi-Ensbacher (im Bild oben links) dabei entscheidend sind.

Betriebsübernahmen sind ein entscheidender Faktor für die Wirtschaft im Land. 260 Unternehmen wechselten im Vorjahr ihren Eigentümer, seit 1998 zählt die Wirtschaftskammer bereits rund 5.000 solcher Fälle.

Ein Beispiel, das besonders hervorsticht, ist die Übergabe des Installationsunternehmens Karolyi in Neusiedl am See. Seit Sommer führt dort Kristin Karolyi-Ensbacher den Familienbetrieb – eine Ausnahme in einer Branche, die stark männlich geprägt ist. 

Die 37-Jährige ist Mutter, Wirtschaftsakademikerin und Meisterin für Gas, Wasser und Heizung. 15 Mitarbeiter, darunter zwei Lehrlinge, arbeiten unter ihrer Leitung.

Aus Zufall Handwerkerin geworden

Nach Handelsakademie und Wirtschaftsstudium sprang sie ein, als im elterlichen Betrieb eine Bürokraft ausfiel. Aus der Aushilfe entwickelte sich das Interesse an einer Übernahme. „Meine beiden jüngeren Brüder zeigten kein Interesse. Das war bei mir schon da – woran es haperte, war die erforderliche handwerkliche Ausbildung“, schildert sie. Mit außerordentlichen Lehrabschlüssen und zwei Meisterprüfungen holte sie die Qualifikationen nach – teils hochschwanger oder mit Kleinkind.

Skepsis aufgrund ihres Geschlechts erlebte Karolyi-Ensbacher nur selten. „Das war eigentlich nie wirklich ein Problem“, sagt sie. In einem Kurs habe ein Lehrer gemeint, die Männer müssten ihr alles erklären – woraufhin ihre Kollegen widersprachen und erklärten, dass sie von ihr profitierten. Auch im Betrieb sei die Anerkennung längst vorhanden: „Gegenseitige Wertschätzung hat sich schrittweise aufgebaut.“

Große Namen als Auftraggeber

Inhaltlich setzt die neue Chefin auf Kontinuität: Badezimmersanierungen mit 3D-Planung und Komplettservice aus einer Hand bleiben das Markenzeichen des Unternehmens. Auftraggeber sind neben privaten Haushalten auch große Namen wie Plachutta, die Lugner City, Mars Austria oder Ritter Sport.

Hilfe von der Kammer

Für die reibungslose Übergabe suchte die Familie Rat bei der Wirtschaftskammer. Karolyi-Ensbacher möchte mit ihrem Beispiel andere Frauen ermutigen: „Es wäre schön, wenn es mehr weibliche Lehrlinge in Männerberufen gäbe. Es ist wie beim Schritt in die Selbstständigkeit: Traut euch!“

„Jede gelungene Übergabe sichert Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung“, betont Wirtschaftskammerpräsident Andreas Wirth. Österreichweit werden bis 2029 mehr als 51.000 Übergaben erwartet, an denen knapp 71.000 Arbeitsplätze hängen.

Bernhard ist „Sebastian“

Mit einem Anteil von fast einem Drittel aller Übernahmen sind Gastronomiebetriebe Spitzenreiter. Ein Beispiel dafür liefert der Landgasthof „Sebastiankeller“ in Oggau. Dort übernahm Bernhard Landauer Ende 2024 das Traditionslokal in dritter Generation. „Unser Lokal gibt es bereits seit 1972 – eröffnet haben es die Großeltern, später übergaben es meine Eltern. Bei der Wirtschaftskammer wurden wir in Bezug auf eine Übernahme bestens beraten“, so Landauer.

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Bernhard Landauer übernahm Ende 2024 das Traditionsgasthaus  „Sebastiankeller“ in dritter Generation.

Für die Interessensvertretung sind Fälle wie in Neusiedl am See und Oggau ein Beispiel für erfolgreiche Betriebsübernahmen. Am 4. November lädt sie daher erneut zur Betriebsnachfolgemesse nach Eisenstadt, wo sich Unternehmer und potenzielle Nachfolger über rechtliche, steuerliche und organisatorische Fragen informieren können.

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