Kupplerin für einsame Herzen: "Single-Wilma" aus dem Burgenland

Als die frühere Managerin der Frauenberatungsstelle Mattersburg zu Beginn ihrer Pension überlegte, Single-Treffs zu organisieren, wurde das Ansinnen von manchen belächelt. Wilma Fischer machte ernst. Seit acht Jahren versucht die 67-Jährige, einsame Herzen einander näher zu bringen – offenbar mit Erfolg.
56 Paare haben sich bei ihren Single-Treffs gefunden. „Zwei Paare haben sogar geheiratet“, zieht Fischer Bilanz. Was das Geheimnis ihres Erfolges ist? „Ein bisserl streng bin ich schon.“
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Ein bis zwei Mal pro Monat lädt die Ex-Managerin alleinstehende Damen und Herren zu Tanzabenden. Versuche jemand zu schummeln, merke sie das meist. „Wenn ich das Gefühl habe, einer ist schon verheiratet und sucht nur das schnelle Abenteuer, dann bitte ich diese Person um ein Foto für unsere Facebook-Seite. Die bereits Vergebenen verabschieden sich dann meist. Ich bin da seriös.“

Die Tanzabende mit DJane Angelika finden abwechselnd im Café Plitzerl in Stoob (Bezirk Oberpullendorf ) und beim Dorfwirten in Draßburg (Bezirk Mattersburg) statt. Denn beim Tanzen, ist Fischer überzeugt, kommen die Menschen einander näher.
Die Treffen werden im Vorfeld gut geplant. „Auch wenn man das nicht glaubt, es ist ziemlich viel Arbeit.“ Fischer managt die Tanzabende nicht nur über Facebook (Wilma’s Single-Lounge) und rührt dafür die Werbetrommel. Jede, jeder Einzelne wird bei den Single-Treffs begrüßt und vorgestellt.
Fingerspitzengefühl
Bei der Anbahnung der Kontakte unterstützt Fischer ihre Gäste mit viel Fingerspitzengefühl. Eine neue Gelegenheit für einsame Herzen bietet sich jedenfalls schon dieser Tage: Am kommenden Samstag (3. Juni, 20 Uhr) lädt Wilma Fischer wieder zum Tanzabend nach Stoob.
In den vergangenen Jahren hat sie sich einen guten Ruf erarbeitet. „Wenn ich im Supermarkt stehe, dann kommt es vor, dass ich gefragt werde: ,Sind Sie die Single-Wilma’“, schildert die 67-Jährige und lacht.
In Österreich gibt es zwei Millionen Singles. Das sind etwa 30 Prozent der Bevölkerung. Das hat eine Erhebung im Auftrag von Parship ergeben, die Anfang 2023 veröffentlicht wurde. Die meisten Singles leben in Wien und Vorarlberg (jeweils 34 Prozent), die wenigsten in Oberösterreich und Salzburg (je 27 Prozent). Jeder zweite Single ist bereits länger als drei Jahre alleinstehend. Mit zunehmendem Alter steigt auch der Anteil der Langzeit-Singles, bei den Über-60-Jährigen sind es mehr als drei Viertel (77 Prozent).
Etwa 15 Prozent der Singles gaben an, „rundum glücklich“ zu sein. Die restlichen Befragten erklärten, dass ihnen auch etwas abgeht. Männliche Befragte sehnen sich vor allem nach körperlicher Nähe. Die weiblichen Singles wünschen sich eher, Geborgenheit bei jemanden zu finden und finanzielle Belastungen nicht allein stemmen zu müssen. Dass das Single-Dasein auch Vorteile hat, finden vor allem Frauen. Diese schätzen vor allem, sich für nichts rechtfertigen zu müssen, frei über ihr Geld zu verfügen sowie ungestört zu schlafen zu können. Die Mehrheit aller Singles wünscht sich nach einer Weile allerdings eine feste Partnerschaft.
Bekannt ist die unternehmungslustige Mattersburgerin auch jenseits der Landesgrenzen: Denn auch Singles aus Wien, Niederösterreich und Steiermark reisen zu den Tanzabenden an. Das durchschnittliche Alter der Gäste liegt zwischen 50 und 70 Jahren. „Aber wir haben auch Jüngere dabei.“ Der bisher Älteste war ein Herr im stolzen Alter von 83 Jahren. Manchmal entwickeln sich aus den Tanzabenden Freundschaften, manchmal mehr.
Virtuell versus „analog“
Einige kommen immer wieder, in der Hoffnung, eine neue Liebe zu finden. Vom Kennenlernen in der virtuellen Welt hält die „analoge Kupplerin“ wenig. „Man muss sich anschauen können, die Chemie muss passen. Auf Dating-Plattformen ist das schwer zu beurteilen, oft werden da alte Fotos präsentiert.“
Wilma Fischer ist seit sieben Jahren „glückliche Single-Frau“. Ob sie selbst nach einer neuen Liebe sucht? „Abgeneigt bin ich nicht. Aber jedes Mal, wenn ein Mann zur Tür hereinkommt, der mir gefällt, frage ich mich nur: ,Zu welcher meiner Besucherinnen würde der wohl passen‘.“
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