In zwölf der 19 Gemeinden des Bezirks regieren derzeit rote Bürgermeister, die ÖVP stellt nur sechs Ortschefs, in Bad Sauerbrunn dominiert die gleichnamige Liste (LIBS), der Unternehmer Gerhard Hutter ist seit 20 Jahren Bürgermeister.
Sauerbrunn, das Anfang des 20. Jahrhunderts beliebte Sommerfrische für Wiener und Budapester war, ist politisch auch heute noch eine angesagte Destination. Sieben Listen rittern bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl am 2. Oktober in der 2.200-Einwohner-Gemeinde um Stimmen. „So viele wie noch nie“, sagt Bürgermeister Hutter, der um seine absolute Mehrheit im Gemeinderat bangen muss. Denn auch seine bunte LIBS bekommt das Gedränge am Stimmzettel zu spüren, ein Teil der „Grün-Fraktion“ der LIBS kandidiert diesmal eigenständig. Vermutlich auch deshalb, weil Hutter seit 2020 auf einem SPÖ-Ticket im Landtag sitzt – wenn auch als Parteifreier.
Neben LIBS, SPÖ, ÖVP und FPÖ wollen diesmal auch die Grünen, MFG und die Neos in den Gemeinderat. Wobei Neos-Kandidat Andreas Binder bis vor kurzem noch Bezirksparteichef der Freiheitlichen war – aber in Sauerbrunn ist vieles möglich, was anderswo undenkbar wäre.
Etwa auch, dass die SPÖ im ehemals roten Kurort und der aktuellen Heimatgemeinde von Landesgeschäftsführer Roland Fürst keinen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schickt – da steht offenbar landespolitisches Interesse über lokalpolitischem. Der rote Gemeindevertreterverband ballt darob zwar die Faust im Hosensack – schweigt aber.
Die Implosion der Commerzialbank Mattersburg AG vor zwei Jahren hat auch in neun der 19 Gemeinden des Bezirks mehr oder weniger tiefe Spuren hinterlassen.
Neben der Zentrale in Mattersburg betrieb die Bank Filialen in Draßburg, Baumgarten, Schattendorf, Loipersbach, Hirm, Forchtenstein (alle SPÖ), Krensdorf und Zemendorf-Stöttera (ÖVP). Die Gemeinden unterhielten Geschäftsbeziehungen mit der Bank und drohten um Guthaben umzufallen. Das Land übernahm das Prozessrisiko für eine Amtshaftungsklage gegen den Bund, im Gegenzug bekamen die Gemeinden im Schnitt nur 54 Prozent ihrer Forderungen vom Land ersetzt. In Loipersbach etwa waren es von 1,5 Millionen Euro rund 880.000 Euro.
In Loipersbach, Mattersburg Schattendorf, Hirm, Forchtenstein und Zemendorf treten die Bürgermeister von 2017 im heurigen Oktober nicht mehr an, in einigen Gemeinden wurde der Wechsel schon vor einigen Monaten vollzogen.
So auch im Bezirksvorort Mattersburg, wo Claudia Schlager für die SPÖ die absolute Gemeinderatsmehrheit und den Bürgermeistersessel verteidigen muss. Streitig machen will ihr das ein Neo-Mattersburger: Der aus Loipersbach stammende FPÖ-Klubchef Hans Tschürtz tritt mit der blauen Liste „Vorwärts Mattersburg“ an. Auch in der Stadt Mattersburg stehen neben Rot und Türkis noch Neos, Grüne und MFG am Stimmzettel.
Weit weniger Sorgen muss sich wohl Neudörfls SPÖ-Bürgermeister Dieter Posch machen. Der seit 25 Jahren regierende Ortschef, der auch die Bezirks-SPÖ anführt und seit 2020 im Landtag sitzt, hat beim letzten Mal trotz eines Quartetts von Gegenkandidaten schon im ersten Wahlgang fast 65 Prozent der Stimmen erreicht.
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