Faule Jugend? Im Burgenland kann die "Generation Z" auch anders
Uli Bauer mit ihrem Chef, dem südburgenländischen Hotelier Josef Puchas.
Von Gernot Heigl
Berufsschul-Vorzugsschülerin Ulrike „Uli“ Bauer hat nicht nur lauter „Sehr gut“ im Lehrlingszeugnis; sie war auch bei der burgenländischen Landesmeisterschaft für Tourismusberufe 2025 sehr erfolgreich.
Vor einem Komitee musste sie mehrere Stationen absolvieren. Geprüft wurden unter anderem der professionelle Umgang beim Check-in und Check-out, bei telefonischen Kundenanfragen und Beschwerden sowie beim Schreiben von Angeboten. Weitere Tests betrafen das Wissen um touristische Fachbegriffe.
„Stolz auf unsere Uli“
„Der Wettbewerb inkludierte auch das kreative Gestalten von Werbematerialien. Alles in allem ein buntes Programm“, schildert die Südburgenländerin. „In der Sparte Hotel- und Gastgewerbeassistent/in konnte ich den 2. Platz erreichen.“
Ihr Chef, Josef Puchas: „Wir sind stolz auf unsere Uli und schätzen ihre Leistungen sehr. Sie ist wirklich ein toller und engagierter Lehrling. Das hat sie jetzt mit dem Titel als Vize-Landesmeisterin eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“
Die Ausbildung zur Hotelkauffrau macht der 20-Jährigen großen Spaß. „Eigentlich wollte ich Volksschullehrerin werden. Da es aber keinen Studienplatz gegeben hat, kam es ganz anders. Jetzt bin ich froh darüber.“ Den Weg in die Hotellerie fand die AHS-Maturantin über das AMS in Stegersbach und einen dort gemachten Interessentest.
„Wollte Lehrerin werden“
„Heraus kam dabei nämlich eine Neigung zur Büro- oder Hotelkauffrau. Also habe ich mich kurz darauf per eMail beim Hotel Puchas Plus beworben. Keine zwei Stunden später läutete mein Telefon, und am nächsten Tag gab es bereits ein Vorstellungsgespräch.“
Nach einer anschließenden Hausführung „hat man mir mein Arbeitsdirndl in die Hand gedrückt und mir zu meinem Lehrlingsjob gratuliert. Seit über einem Jahr bin ich nun bereits Teil des Teams in Kukmirn“, schildert Uli. „Vorwiegend arbeite ich an der Rezeption, fallweise aber auch in der Hotelbar. Weil ich, neben der normalen Ausbildung in der Berufsschule, auch Weinsommelier werden möchte. Das erste Modul dazu habe ich bereits geschafft.“
Dienste an Wochenenden und Feiertagen sind für Uli Bauer „kein Problem. Das ist Teil meiner Fünf-Tage-Woche. So wie die Spätdienste bis 22 Uhr. Da bin ich flexibel. Alles eine Frage der Einteilung.“
"Man muss Prioritäten setzen"
Natürlich gibt es dadurch zwar Einschränkungen punkto Freizeit und beim Treffen von Freunden, sagt die 20-Jährige, „aber man muss in seinem Leben eben Prioritäten setzen“.
Zwei junge Burgenländer zählen offiziell zu Österreichs besten Fachkräften: Marco Kainzbauer von der Landesfachschule für Keramik, Fliese und Ofenbau Stoob (Ceramico Campus) und Niklas Schöll von der Förderanlagen-Schlosserei Werfring in Marz holten bei den „Austrian Skills“ 2025 in Salzburg jeweils den Vizestaatsmeistertitel.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) gratulierte den beiden persönlich: „Vizestaatsmeister wird man nicht durch Zufall.“
Ceramico-Direktorin Anita Wolf ist stolz auf ihren Schüler: „Da ist ja das Tolle, dass man alle Ausbildungsschritte bei uns am Campus durchlaufen kann – von der Lehre bis zur Berufsreifeprüfung. Wir trauen uns, unsere Schüler zu einem Bewerb wie Austrian Skills zu schicken.“
Auch bei Werfring war die Freude groß: „Niklas hat gezeigt, dass sich Leidenschaft, Fleiß und gute Vorbereitung auszahlen. Es ist großartig, einen so talentierten Metalltechniker im Team zu haben“, sagte CEO Martin Werfring.
Ihren Hobbys kann sie trotzdem ungehindert nachgehen, dazu gehören unter anderem Besuche im Fitnessstudio. Oft findet man die Südburgenländerin auch bei der Fingernageldesignerin. Wichtig sind ihr aber vor allem Treffen mit der Familie – Uli hat zwei leibliche Geschwister und vier Stiefbrüder.
Erholung im Weingarten
„Gerne helfe ich meiner Mama in ihrem Weingarten. Echt erholsam, diese Ablenkung in der Natur. Eine Alternative zum üblichen Fortgehen am Abend.“
Ihre Zukunftspläne sieht Uli Bauer – nach Lehrabschlussprüfung und bestandener Sommelierausbildung – weiterhin im Hotelleriegewerbe. „Derzeit liebäugle ich mit der Rezeptionsleitung. Alles andere wird sich ergeben. Ich nehme gerne jede Herausforderung an.“
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