Suchtgiftprozess um kiloweise Heroin und Kokain

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Zwei Slowaken mussten sich am Landesgericht verantworten. „Großes Kaliber“ oder tadelloser Lebenswandel?

Von Gernot Heigl

Von einem großen Kaliber sprach die Staatsanwältin, als sie ihr Eröffnungsplädoyer hielt. „Seit vielen Jahren ist der Angeklagte im Drogenhandel aktiv und hatte Kontakte zu europaweit agierenden Bandenführern, die teils schon verhaftet wurden.“ Die Kommunikation soll über ein Krypto Handy gelaufen sein. „Also einem speziellen Mobiltelefon, das lange Zeit als abhörsicher galt. Dieses Handy konnte von Kriminalisten nicht nur sichergestellt, sondern auch ausgewertet werden. Über vorhandene Sprachnachrichten ist es eindeutig dem Hauptangeklagten zuzuordnen, dadurch können die Anschuldigungen untermauert werden.“

In diesen, bis ins Jahr 2024 geheim geführten Abmachungen, soll es um die Ein- und Ausfuhr nach Österreich sowie den Verkauf von 30 Kilo Heroin sowie elf Kilo Kokain gegangen sein.

Einem ebenfalls auf der Anklagebank sitzenden Handlanger des Erstbeschuldigten warf die Staatsanwältin den Drogenhandel mit 2,6 Kilo Kokain vor. Mit dem Hinweis: „Der hier sitzende Kurier hat in seiner ersten Aussage vor der Polizei seinen Boss schwer belastet und ein umfangreiches Geständnis abgelegt und nach einiger Zeit allerdings alles widerrufen. Dies lässt Raum für Spekulationen, wie etwa, dass es gegen den Zweitangeklagten Druck von außen gegeben haben könnte und dieser aus Angst alles leugnet. Der Hauptbeschuldigte hat bis dato zu sämtlichen Vorwürfen keine Angaben gemacht.“

Gutachten wurde verlangt

Von zwei honorigen Verteidigern vertreten, hieß es über den Erstangeklagten, Slowake (56), bis dato unbescholten, dass man ihrem Mandanten scheinbar etwas in die Schuhe schieben möchte, es für Drogenhandel keine Beweise gibt, der Beschuldigte einen tadellosen Lebenswandel führte und dieses ominöse Krypto-Handy gar nicht ihm gehört hat. Deshalb müsse wohl ein Stimmenauswertungsgutachten eingeholt werden.

Die Anwältin des Handlangers, Slowake (65), erklärte, dass ihr Klient nicht geständig ist und im Verfahren keinerlei Angaben machen wird. Dazu von der Richterin befragt, bestätigte der Mann sein Schweigen im Rahmen des Prozesses, bekannte sich aber sehr wohl dafür schuldig, dass in seiner Wohnung 700 Gramm Kokain gefunden wurden. Mehr sagte er nicht.

Im Gegensatz dazu der Hauptbeschuldigte, der facettenreich und redefreudig zum völlig Ahnungslosen mutierte, sämtliche Vorwürfe kategorisch bestritt und erklärte: „Ich hatte nie im Leben etwas mit Drogen zu tun. Niemals.“ Befragt, warum ihn sein Kurier, mit dem er laut eigenen Aussagen befreundet ist, vor der Polizei schwer belastet hat, meinte er: „Vielleicht deshalb, weil ich eine Kellnerin, die ihm gefallen hat, aus meinem Lokal gekündigt habe. Oder aber, weil er bei einem Restaurantkonkurs viel Geld verloren hat.“

Zur Einholung von Gutachten sowie weiterer Zeugenbefragungen wurde der Prozess, in dem es um einen Strafrahmen von ein bis 15 Jahren geht, vertagt. Beide Angeklagte mussten nach der Verhandlung wieder zurück in ihre Zellen.

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