SOS-Kinderdorf: Hinschauen hilft, Prävention als Schlüsselfaktor

Zusammenfassung
- SOS-Kinderdorf betont Prävention als Schlüssel zur Unterstützung von Familien und Vermeidung von Krisen.
- Jede Familie kann durch zusätzliche Belastungen in Schwierigkeiten geraten, weshalb präventive Maßnahmen wichtig sind.
- Mehr Ressourcen für die psychiatrische Versorgung der Kinder und Jugendlichen und flächendeckenden Zugang zu präventiven Leistungen werden als notwendige Schritte für die Zukunft angesehen.
Alina S. (Name von der Redaktion geändert, Anm.) war gerade mit ihrem dritten Kind schwanger, als sie einfach nicht mehr weiterwusste. Mit ihren zwei kleinen Kindern stand die junge Frau eines Tages vor den Toren des SOS-Kinderdorfs in Pinkafeld.
Mit ihren zwei kleinen Kindern stand die junge Frau eines Tages vor den Toren des SOS-Kinderdorfs in Pinkafeld. Die krisengebeutelte Familie sollte, getrennt vom Vater der Kinder, die nächsten zwei Jahre in der Eltern-Kind-Begleitung im SOS-Kinderdorf verbringen.
Alina S. hat mittlerweile ins Leben außerhalb der Betreuungseinrichtung zurückgefunden. Ihr jüngstes Kind hat sie während ihrer Zeit im SOS-Kinderdorf zur Welt gebracht. Heute lebt die alleinerziehende Mutter wieder in ihrer eigenen Wohnung und kann ihr Leben ohne fremde Unterstützung meistern.
Prävention ist wichtig
Die Geschichte von Alina S. ist eine Erfolgsgeschichte für das SOS-Kinderdorf. Familie S. hätte sich aber auch viel Leid ersparen können, wenn das Problem früher an der Wurzel gepackt worden wäre. Eines der Hauptthemen für das SOS-Kinderdorf ist heute die Prävention – so auch für die pädagogischen Leiterinnen Martina Pittner und Bernadette Kalcher, mit denen der KURIER anlässlich des Tages der sozialen Arbeit (18. März) gesprochen hat.

Bernadette Kalcher (li.) und Martina Pittner vom SOS-Kinderdorf.
Geschichte
Im Jahr 1949 wurde das erste SOS-Kinderdorf in Imst (Tirol) gegründet. Heute ist die Organisation mit rund 40.000 Mitarbeitern in 137 Ländern aktiv. Das SOS-Kinderdorf in Pinkafeld wurde im Jahr 1960 gegründet.
200 Angestellte
Die Personalsituation im SOS-Kinderdorf Burgenland ist eine bessere als in anderen Bundesländern – das Bildungszentrum für Sozialberufe in Pinkafeld bildet Personal direkt vor Ort aus.
„Wir müssen Familien, die unter Druck geraten, rasche und individuell passende Unterstützung zukommen lassen, anstatt erst mit den teuren Folgen umzugehen. Wir müssen in Kinder und Jugendliche investieren: Sie brauchen stabile Beziehungen und ein kindgerechtes Umfeld, um sich gesund zu entwickeln.“
Kann jedem passieren
Eine Kernbotschaft der langjährigen Mitarbeiterinnen des SOS-Kinderdorfs: So etwas wie Familie S. kann jedem und jeder passieren – ein zusätzlicher Belastungsfaktor reicht, um eine Familie aus der Bahn zu werfen. Gerade in der heutigen Zeit mit ihren multiplen Krisen kann das schneller gehen als gedacht.

Prävention hilft. Wer hinschaut und etwas unternimmt, tut damit oft das Richtige.
„Soziale Arbeit wird in unserer Gesellschaft viel zu oft als Antwort auf Härtefälle gesehen – Hilfe für Familien, die es sonst nicht hinkriegen. Doch jede Familie kann in eine schwierige Situation geraten“, wissen Pittner und Kalcher aus Erfahrung – sie haben in ihrer Zeit im SOS-Kinderdorf schon Angehörige aus allen sozialen Schichten betreut.
Was sich die Sozialarbeiterinnen für die kommenden Jahre erhoffen und wünschen? Unter anderem: Mehr Ressourcen für die psychiatrische Versorgung der Kinder und Jugendlichen und flächendeckenden Zugang zu präventiven Leistungen.
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