Sonja und Marie Völker haben ein „Herzilein“ für Kindermode
Wie viele Kinder Sonja Völker schon eingekleidet hat, lässt sich kaum abschätzen. Es müssen Tausende sein. Dabei konnte die Neckenmarkterin nicht einmal nähen, bis ihre Tochter Marie zur Welt kam.
Im KURIERTV-Talk erzählt Völker, wie sie ihr Kindermodelabel „Herzilein“ ins Leben gerufen hat. Alles begann mit dem Wunsch, dem neugeborenen Töchterchen individuelle Kleider zu schneidern: „Nach Maries Geburt habe ich meine Freundin gefragt, wie man dies oder das näht und habe mich da wirklich reingesteigert.“
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KURIER Talk mit Marie und Sonja Völker
Es dauerte nicht lange, bis sich im Mittelburgenland herumgesprochen hatte, wie stilsicher sich die kleine Marie stets präsentierte – und dass die extravaganten Stücke von Mama Sonja stammten. Weil immer mehr Mütter Völkers Kreationen erwerben wollten, begann sie zunächst, ihre Ware auf Weihnachtsmärkten anzubieten.
2005 bot sich dann die Gelegenheit, die farbenfrohe Kindermode im größeren Stil zu verkaufen. Sonja Völker wagte den Schritt in die Selbstständigkeit, nachdem sie 15 Jahre lang als Volksschullehrerin tätig gewesen war. „Nach der Geburt meines Sohnes habe ich mir gedacht: Jetzt oder nie! Da habe ich das Gewerbe gegründet und einen kleinen Shop im 7. Bezirk eröffnet.“ Der Name des Geschäfts: „Herzilein Wien“.
Was schon im Mittelburgenland so gut funktionierte, entpuppte sich auch in der Bundeshauptstadt als Renner. Unter jungen Eltern erfreute sich die nachhaltig in Österreich hergestellte Kindermode immer größerer Beliebtheit. Schon bald kam auch Prominenz zum Einkaufen.
Leni Klum eingekleidet
Als Heidi Klum Mitte der 2000er-Jahre im Zuge eines Konzertes ihres Ex-Manns Seal in Wien weilte, war auch Tochter Leni dabei. „Da war Leni Klum noch im Babyalter und sie hat ein Herzilein-Kleid getragen. Das wurde dann in einer berühmten Zeitung abgebildet“, erzählt Sonja Völker – und ergänzt lächelend: „Wir stehen aber auf alle unsere Kunden, egal ob sie prominent sind oder nicht.“
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Die Marke „Herzilein“ war bald international bekannt. Es folgte die Expansion: Aus einem Geschäft in Wien sind inzwischen fünf geworden. Neben den nostalgisch gestalteten Kindermode-Läden gibt es im 1. Bezirk nun auch zwei Dependancen, in denen vorwiegend Papier- und Lederwaren angeboten werden.
In der Herzilein-Papeterie hat seit dem Vorjahr Marie Völker das Sagen. Nach ihrem Studium der Unternehmensführung und verschiedenen beruflichen Erfahrungen im In- und Ausland, hat die junge Geschäftsfrau beschlossen, gemeinsame Sache mit ihrer Mutter zu machen. Dass da hin und wieder auch ein bisschen die Funken fliegen, ist für Marie „prädestiniert, wenn Mutter und Tochter zusammenarbeiten, vor allem wenn man mindestens 50 Stunden pro Woche zusammenarbeitet. Es funktioniert aber sehr gut.“
Inspirationsquellen
Während Marie nun vorrangig für die Papeterie zuständig ist, widmet sich Sonja Völker wieder zu 100 Prozent der Kindermode. Zwei Mal im Jahr erscheint eine neue Kollektion. Wovon sie sich dabei inspirieren lässt? „Ach, das passiert meistens durch Stoffe. Wenn ich auf einer Stoffmesse etwas entdecke, sehe ich sofort das fertige Kleid oder einen Pullover.“
Sonja Völkers 2005 gegründetes Unternehmen bietet Mode für Kinder von null bis zehn Jahren an. Die exklusiven Kleinserien werden in Wien von Hand gefertigt. Zweimal jährlich erscheint eine neue Kollektion. Seit 2014 gibt es auch die Herzilein Papeterie.
„Herzilein“-Dependancen gibt es an diesen Wiener Adressen: Wollzeile 17 & 18, Am Hof 5 und Währinger Straße 91
Alle Infos: herzilein-wien.at
Danach gefragt, was gutes Kindergewand ausmacht, antwortet Marie Völker: „Ich finde, es ist wichtig, dass es bunt und freudig ist, dass Kinder noch Kinder sein dürfen.“ Nachsatz: „Und, dass es über Generationen weitergereicht wird. Ich bin letztens zufällig an einem Second-Hand-Laden vorbeispaziert, wo man prominent ein Herzilein-Kleid in der Auslage gesehen hat.“ Trotz Teuerung und der steigenden Beliebtheit des Tauschhandels unter Jungeltern, seien die Umsätze bei „Herzilein“ sehr stabil geblieben, lässt die Gründerin wissen.
Eine weitere Expansion der Marke sei aber nicht geplant, wie Sonja Völker mit einem Lachen versichert: „Die Mama wird nicht mehr expandieren. Was die Marie dann eines Tages hoffentlich mit dem Unternehmen macht, ist ihre Sache. Und wenn sie das Unternehmen einmal nicht interessiert, dann wird sie etwas anderes machen, wo sie glücklich ist.“
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