100.000 Kubikmeter kommen weg: Neusiedler See wird entschlammt

Neusiedler See
Spezialbagger sollen 100.000 Kubikmeter Schlamm entfernen, um mehr Wasser in Ufernähe zu halten.

Stefan Mikula freut sich über seinen neuen Job. „Ich bin am liebsten draußen in der Natur“, sagt der ehemalige Lkw-Fahrer aus Neudorf bei Parndorf. Den großen Brummi hat er gegen die etwas kleinere Schilfschneidemaschine getauscht: Stefan Mikula arbeitet jetzt bei der „Seemanagement Burgenland GmbH“.

Die hat sich bis zum Frühjahr 2024 viel vorgenommen. In den kommenden fünf Monaten sollen 100.000 Kubikmeter Schlamm aus dem See entfernt werden, um die Wassersäule in den Hafenbereichen zu erhöhen – damit Bootsfahrten und Wassersport auch bei niedrigen Pegelständen möglich bleiben.

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Außerdem entfernen die „Seemanager“ tonnenweise Altschilf aus dem riesigen Schilfgürtel, der den Steppensee umringt und ihm das Wasser entzieht. Ein ordentliches Arbeitspensum für Stefan Mikula und seine zehn neuen Kollegen.

100.000 Kubikmeter kommen weg: Neusiedler See wird entschlammt

Stefan Mikula, neuer Mitarbeiter beim "Seemanagement Burgenland"

Amphibische Flotte

Die Landesregierung stellt ihnen dafür Arbeitsgerät auf dem Letztstand der Technik zur Verfügung. Nach Praxistests verschiedener Geräte in der vergangenen Saison, hat sich das Seemanagement heuer einen eigenen amphibischen Fuhrpark zugelegt, der besteht aus sechs Fahrzeugen. Der Stolz der Flotte sind zwei „Watermaster“: Schwimmfähige Mehrzweck-Bagger aus finnischer Produktion. Erich Gebhardt, Geschäftsführer der Seemanagement GmbH, erklärt deren Funktionsweise: „Das ist das stärkste Modell. Der Watermaster V pumpt 900 Kubikmeter Wasser-Schlamm-Gemisch pro Stunde“.

100.000 Kubikmeter kommen weg: Neusiedler See wird entschlammt

Seemanagement Burgenland Geschäftsführer Erich Gebhardt

Der abgetragene Weichschlamm wird über bis zu 1,5 Kilometer lange Schläuche in Absetzbecken gepumpt. Später kommt das ammoniumhaltige Sediment als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen: Eine pannonische Kreislaufwirtschaft.

Im Vorjahr hat das Seemanagement in seiner ersten Pilot-Saison den Neusiedler See bereits um 40.000 Kubikmeter Schlamm „erleichtert“. In der Ruster Bucht hat sich die Wassersäule dadurch um rund 20 Zentimeter erhöht.

100.000 Kubikmeter kommen weg: Neusiedler See wird entschlammt

Mitarbeiter der Seemanagement Burgenland mit ihrem neuen Fuhrpark.

Im Bauprogramm 2023/’24 des Seemanagements sind weitere „Entschlammungsmaßnahmen“ in Rust, Breitenbrunn, Podersdorf und Illmitz vorgesehen. Weiters wird in Donnerskirchen, Purbach, Winden, Gols und Apetlon Schilf geschnitten.

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Bei der Präsentation der bevorstehenden Maßnahmen am Neusiedler See kam am Mittwoch auch wieder das Thema Wasserzuleitung zur Sprache. Der zuständige Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) bekräftigte, dass an einer innerösterreichischen Lösung gearbeitet werde; der Steppensee soll mit Donauwasser aus Niederösterreich dotiert werden.

Ungarische Funkstille

Vom ursprünglichen Plan, die ungarische Moson-Donau anzuzapfen, ist nicht mehr viel übrig. Die diesbezüglichen Gespräche mit der Orban-Regierung sind offenbar gescheitert. Dorner dazu: „Die Verhandlungen mit den ungarischen Nachbarn sind, trotz vieler Vorarbeiten, nicht in die erhoffte Richtung gegangen. Wir werden die Gespräche weiterhin suchen, aber sie laufen nicht so, wie wir es uns vorstellen – um es vorsichtig zu formulieren“.

Szenenwechsel an das ungarische Seeufer in Fertörákos: Das hier geplante Tourismusprojekt verläuft ebenfalls nicht nach Plan. Ungarische Medien berichteten am Mittwoch, dass Budapest hier offenbar vor einem Rückzieher steht. Es soll bereits eine Zusage an Greenpeace und an das UNESCO-Werterbekomitee geben, das Bauvorhaben neu zu konzipieren.

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