Schädling breitet sich rasant aus: So will das Burgenland gegensteuern
Anja Haider-Wallner besichtigte im Herbst einen betroffenen Weingarten.
Sie ist nur wenige Millimeter groß, doch ihr Schadenspotenzial ist enorm: Die Amerikanische Rebzikade bedroht seit Jahren den burgenländischen Weinbau.
Der kleine Blutsauger überträgt den Erreger der gefürchteten Krankheit Flavescence dorée – die „Goldgelbe Vergilbung“ –, die Rebstöcke absterben lässt und ganze Weingärten vernichten kann. Nun will das Land dem Schädling zu Leibe rücken.
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) stellte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz ein Maßnahmenpaket vor. Dessen wesentliche Inhalte: Strengere gesetzliche Vorgaben, engere Zusammenarbeit und eine breit angelegte Informationskampagne.
Vernachlässigte Flächen als Risiko
„Wir handeln entschlossen, um unseren Weinbau und unsere Kulturlandschaft zu schützen“, betonte Haider-Wallner. Besonders gefährlich seien vernachlässigte oder unbewirtschaftete Flächen, die den Schädling zum Nisten einladen. „Eine direkte Bekämpfung des Erregers ist nicht möglich, daher müssen wir den Überträger effizient eindämmen und Rebstöcke vorbeugend entfernen“, so Haider-Wallner.
Hohe Strafen drohen
Ein zentraler Punkt ist die Novelle des Weinbaugesetzes, die noch im Dezember beschlossen werden und am 1. Jänner 2026 in Kraft treten soll. Sie erlaubt den Bezirksbehörden künftig, verwilderte Weingärten per Bescheid roden zu lassen. Zudem werden die Strafen verschärft: Künftig drohen bis zu 6.000 Euro pro Hektar für Eigentümer, die ihre Flächen vernachlässigen. „Eigentum berechtigt nicht nur – es verpflichtet auch“, betont Haider-Wallner.
Seit Monaten laufen bereits Kontrollen durch Bezirkshauptmannschaften, Landwirtschaftskammer und Pflanzenschutzdienst. Schulungen und Beratungsgespräche sollen Winzer sensibilisieren, frühe Anzeichen zu erkennen: eingerollte Blätter und gelbe bis rote Verfärbungen sind Alarmzeichen. In Regionen wie Eisenberg, Gaas, Deutschkreutz oder Lutzmannsburg werden befallene Rebstöcke bereits konsequent entfernt.
Doch nicht nur Weingärten sind betroffen – auch private Gärten können zur Brutstätte werden. Darum startet das Land eine Infooffensive über Gemeindezeitungen, um Bürgerinnen und Bürger zum Mithelfen zu bewegen. „Jeder kann beitragen: Regelmäßiges Schneiden, Pflegen und Ernten im eigenen Garten stört die Rebzikade und vermindert die Ausbreitung“, appelliert die Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Präsentierten ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Rebzikade: (v.l.n.r.) SPÖ-Landwirtschaftssprecher Gerhard Bachmann, Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner, Andreas Liegenfeld, Präsident des Burgenländischen Weinbauverbandes.
Der Präsident des Burgenländischen Weinbauverbands, Andreas Liegenfeld, lobt die Maßnahmen: „Ein gemeinsames Vorgehen von Weinbauverband und Landesregierung ist wichtig – und es ist gut für die Sache.“ Er appelliert an Grundstückseigentümer, aufgelassene Weingärten bis zum Frühjahr zu roden.
Klimawandel begünstigt die Ausbreitung
Die Amerikanische Rebzikade wurde 2004 erstmals in Österreich nachgewiesen, im Burgenland vor rund zehn Jahren. Seitdem breitet sich der Schädling – begünstigt durch den Klimawandel und milde Winter – stetig aus.
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